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Deutschland im Dezember 1995 einen Realisierungswettbewerb für den geplanten Erweiterungsbau des Auswärtigen Amtes aus.

Der zukünftige Sitz des Auswärtigen Amtes befindet sich an prominenter Stelle im Zentrum Berlins im ehemaligen Reichsbankgebäude sowie in einem geplanten Erweiterungsbau.

Nördlich gefasst durch den Werderschen Markt mit der Friedrichswerderschen Kirche sowie möglicherweise der rekonstruierten Bauakademie und östlich begrenzt vom Spreekanal und dem ehemaligen Staatsratsgebäude der DDR, das heute durch die „european school of management and technology" genutzt wird, markiert der Standort einen stadträumlich außerordentlich empfindlichen Bereich zwischen der dicht bebauten nördlichen Friedrichsstadt und dem durch Solitären geprägten Umfeld des Schloßplatzes.

Der Erweiterungsbau des Auswärtigen Amtes wird, als zentraler Punkt im Zentrum von drei Raumsystemen gelegen, den Werderschen Markt in seiner Neugestaltung stützen und den Schloßplatz nach Westen räumlich fassen. Die private Erschließung zwischen Erweiterungsbau und ehemaliger Reichsbank wird den stadträumlich wichtigen Sichtbezug zwischen der nördlichen Friedrichstadt und dem Schloßplatz sichern. Die optische Verknüpfung der „Spreekanalpromenade" mit der nördlichen Friedrichstadt wird im Zuge der Kreuzstraße gesichert, darüber hinaus wird sie durch die Freihaltung der im Verlauf der ehemaligen Alten Leipziger Straße gewährleistet.

Baustruktur

Das ehemalige Reichsbankgebäude wurde zwischen 1936 - 1940 erbaut (Architekt Heinrich Wolff) und nach 1945 zunächst für das Finanzministerium der DDR genutzt, 1958 und später für das Zentralkomitee der SED umgebaut.

Bis 1989 war das Gebäude Sitz des Zentralkomitees der SED. Nach den ersten demokratischen Wahlen wurde das dann als „Haus der Parlamentarier" bezeichnete Bauwerk Heimstätte der Volksvertreter. Im September 1990 zog die Volkskammer aus dem asbestbelasteten Palast der Republik bis zu ihrer Auflösung am 2. Oktober 1990 in dieses Gebäude.

Der bis zu achtgeschossige Stahlskelettbau folgt dem Verlauf des Spreekanals. Die mit Elbsandstein verkleidete Fassade ist auf der nördlichen Hauptschauseite durch eine durchgehenden Reihe eineinhalbgeschossiger, bündiger Dreiviertelpfeiler gegliedert. Diese sollten sich ursprünglich in offenen seitlichen Kolonnaden fortsetzen, um den nach Durchbruch der Jägerstraße zum Schloßplatz geplanten Reichsbankplatz zu fassen.

Die südlich anschließende Bebauungsstruktur ist mit Ausnahme der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude Oberwasserstraße 11-12 und Oberwasserstraße 13 als stadtgestalterisch äußerst problematisch zu beurteilen. Eine städtebauliche Neuordnung dieses Bereiches ist daher im Zuge der Wiederherstellung der Kreuzstraße sinnvoll.

Historische Entwicklung

Der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) und das damit einhergehende Bevölkerungswachstum sowie das Streben Friedrichs I. nach königlicher Repräsentation führten zur ersten Erweiterung der Stadt, zunächst innerhalb des barocken Festungsringes. Der Friedrichswerder wurde Mitte des 17. Jahrhunderts auf dem linken Spreeufer angelegt und 1662 als selbständige Stadt gegründet.

Der Werdersche Markt bildete mit der ersten Friedrichswerderschen Kirche, die 1824 bis 1830 durch die Schinkelsche Kirche ersetzt wurde, den Mittelpunkt des Ortes. Neben dem kurfürstlichen Reithaus von 1648 entstand südlich der heutigen Straße Werderscher Markt (ehem. Werdersche Straße) 1672 - 1678 das Werdersche Rathaus (G. Simonetti). In einem unmittelbar benachbarten Gebäude ließ sich 1674 die Münze nieder, für deren Zwecke A. Schlüter 1688 einen ehemaligen Seitenarm der Spree zum „Münzkanal" ausbauen ließ, der 1871 nach der Umstellung von Wasser- auf Dampfkraft wieder zugeschüttet wurde.

Im Jahr 1800 wurde auf dem Grundstück des 1794 niedergebrannten Rathauses ein Ersatzbau für die ursprüngliche Münze errichtet (H. Gentz). Aufgrund der zunehmenden Bedeutung dieser Einrichtung wurde Ende der 60er Jahre ein neues Gebäude geplant. Das als „Alte Münze" bezeichnete von A. Stüler und W. Neumann entworfene Gebäude wurde 1871 an der Unterwasserstraße fertiggestellt. Die Gentzsche Münze wurde 1886 für den Neubau eines Kaufhauses abgebrochen.

Im 19. Jahrhundert veränderte sich der Charakter Friedrichswerders nachhaltig. Aus der reinen Wohnstadt wurde ein mit Gewerbe und Dienstleistungen durchmischter, städtisch geprägter Bereich. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang neben der Schinkelschen Bauakademie (1832 - 1836) der Bau des ersten Berliner Kaufhauses in der Mitte des 19.

Jahrhunderts (T. Stein) am Werderschen Markt, das 1889 abgerissen und durch den Neubau des „Kaiser-Bazars" ersetzt wurde.

Friedrichswerder wurde historisch vor allem durch seine Doppelfunktion als Bürger- und Herrscherstadt geprägt. Dem Hauptstraßenzug der Bürgerstadt (Spittelmarkt-MolkenmarktRathaus) stand die herrschaftliche Lindenallee mit dem Lustgarten als Ausgangspunkt und dem Forum Fridericianum gegenüber. Die Dualität dieser Hauptstraßenzüge prägte das Zentrum Berlins. Der Werdersche Markt spiegelt diese Doppelfunktion wider; als stadtbürgerliches Zentrum mit Rathaus und Markt und herrschaftlichem Zentrum mit Packhof und Münze.

Im Gegensatz zum nördlichen Teil Friedrichswerders, der durch repräsentative Einzelgebäude im Umfeld des Schlosses und „Unter den Linden" geprägt war, blieb im südlichen Teil mit Ausnahme der 1869 - 1876 errichteten Preußischen und späteren Reichsbank am Hausvogteiplatz eine kleinteilige, zum Teil noch aus dem 18. Jahrhundert stammende Bebauung bis 1934 stadtbildprägend.

Die kleinteilige Struktur wurde durch die 1934 begonnene und 1940 fertiggestellte Erweiterung der Reichsbank empfindlich beeinträchtigt und in Folge der Kriegseinwirkungen und der Neuordnungsüberlegungen der 60er und 70er Jahre beseitigt. Beispielhaft sei auf den vollständigen Abriss der Bebauung zwischen Hausvogteiplatz und Kurstraße sowie den der Petrikirche (1964), und die grundsätzliche städtebauliche Neuordnung des südlich angrenzenden Fischerkiezes hingewiesen. Allein die Straße „Unter den Linden" wurde durch den äußerlichen Wiederaufbau von Kronprinzen- und Prinzessinnenpalais sowie des Zeughauses partiell rekonstruiert. Der ehemals kleinteilige Straßenzug zwischen Spittel- und Molkenmarkt wandelte sich als Folge der Neuordnungsplanungen nach 1945 zu einer reinen Verkehrstrasse.

Für die Reparatur des Stadtgrundrisses und zur Sicherung der in Teilen erhaltenen historischen Strukturen sollen durch den Bebauungsplan die planungsrechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Im nördlichen Teil des Gebietes werden durch den in Planung befindlichen Erweiterungsbau die historischen Baufluchten wieder hergestellt. Im südlichen, gegenwärtig weitgehend bebauten Teil des Plangebietes ist dagegen weiterhin Handlungsbedarf erkennbar. Insbesondere durch die Neubebauung im südlichen Bereich der Kurstraße und der Kleinen Kurstraße mit der Überbauung der historischen Kreuzstraße ist eine städtebaulich unbefriedigende Situation entstanden, die perspektivisch im Sinne einer Rekonstruktion des historischen Stadtgrundrisses bereinigt werden soll. Unter diesem Planungsziel ist die Freilegung der Kreuzstraße ebenso zu fassen, wie eine Neubebauung der südwestlichen Blockecke.

Das Gebäude der ehemaligen Reichsbank wird durch das Auswärtige Amtes genutzt. Im südlichen Teil des Plangebietes beidseitig der Kreuzstraße befinden sich ein Ärztehaus sowie Bürodienstleistungen und Wohnungen.

Die Freiflächen im Plangebiet waren zum Zeitpunkt des Aufstellungsbeschlusses überwiegend versiegelt. Dies betraf auch die nördlich der ehemaligen Reichsbank gelegene Freifläche in deren Untergrund sich die Fundamente und Keller der hier ehemals vorhandenen Bebauung befanden.

Eigentumsverhältnisse

Die Straßenverkehrsflächen befinden sich mit Ausnahme von Teilen der Unterwasserstraße sowie der Kreuzstraße im Eigentum des Landes Berlin; die Bauflächen mit Ausnahme des Flurstücks 34 (Flur 720) im Eigentum des Bundes. Das Flurstück 34 gehört zum Sondervermögen des Bundesfinanzvermögens (TLG).

Erschließung

Die Anbindung des Plangebietes an den öffentlichen Personennahverkehr ist durch die UBahnlinie 2 mit den im unmittelbaren Umfeld gelegenen Bahnhöfen Hausvogteiplatz und Spittelmarkt sowie durch verschiedene Buslinien auf der Straße Werderscher Markt (ehem. Werderstraße) und der Leipziger- / Gertraudenstraße gewährleistet.

Die Erschließung des Plangebietes für den Individualverkehr erfolgt über die Straße Werderscher Markt (ehem. Werderstraße) sowie die Kurstraße. Eine nachgeordnete Erschließungsfunktion (als Anliegerstraßen) haben die Unterwasser- und die Oberwasserstraße.

Stadttechnik

Das Gebiet ist an die Strom- und Wasserversorgung angeschlossen. Die Schmutz- und Regenwasserentsorgung ist sichergestellt. Im Zuge der Erstellung des Erweiterungsbaus für das Auswärtige Amt werden bzw. wurden unter anderem folgende Leitungsumverlegungen notwendig:

1. Es wurde ein Ersatz für den das betreffende Grundstück querenden Regenwasserkanal (DN 800) vorgesehen.

2. Darüber hinaus wurde die Umverlegung eines Mischwasserkanals (DN 270), sowie der Strom- und Telekomleitungen in der Kurstraße erforderlich.

3. Da der südliche Gehweg der Straße Werderscher Markt (ehem. Werderstraße) durch den Erweiterungsbau in Teilen in Anspruch genommen wird, ist in diesem Bereich eine Verlegung der Strom- und Telekomleitungen resp. der Revisionsschächte sowie der Gasleitung (DN 315 G) notwendig.

4. Die damalige Fahrbahn der Unterwasserstraße wurde durch den Erweiterungsbau vollständig überbaut. Die vorhanden Telekom- und Stromleitungen innerhalb des Baufeldes wurden verlegt.

Naturräumliche Bindungen

Das Bebauungsplangebiet war bzw. ist - wie oben bereits ausgeführt - überwiegend bebaut.

Der Anteil der versiegelten Flächen lag mit Ausnahme der unbebauten Fläche nördlich der ehemaligen Reichsbank bei 100%.