1832 bis 1836 entstand mit der Bauakademie an der Ostseite des Platzes das dritte wichtige Gebäude am Werderschen Markt

Durch eine bereits im 16. Jahrhundert errichtete Brücke wurde die Siedlung an die Spreeinsel angebunden. Die Brücke (heutige Schloßbrücke) wurde bis heute mehrere Male entsprechend der verkehrlichen Entwicklung um- bzw. neu gebaut. Im Jahr 1662 kam es zur Gründung der Neustadt Friedrichswerder, deren Zentrum der ursprünglich mit Linden bepflanzte Werdersche Markt mit dem 1672 bis 1678 von G. Simonetti erbauten Rathaus und der 1700 bis 1701 von M. Grünberg erbauten barocken Werderschen Kirche darstellte. Durch einen Brand im Jahr 1794 wurde das Rathaus zerstört, die von H. Gentz um 1799 erbaute Münze nahm seinen Platz ein. Zwischen 1824 und 1830 wurde die Werdersche Kirche durch die von Schinkel erbaute Friedrichswerdersche Kirche ersetzt.

1832 bis 1836 entstand mit der Bauakademie an der Ostseite des Platzes das dritte wichtige Gebäude am Werderschen Markt. Das als Solitär konzipierte Gebäude mit dem später angelegten grünen Schmuckplatz im Norden war auf die Stadtkante des Friedrichswerders zum Spreekanal und die gegenüberliegende Uferbebauung bezogen. Die Reste des alten Packhofes, die den Blick von Westen auf die Bauakademie zunächst noch verdeckten, wurden Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissen.

Der Bereich der Straße Unter den Linden hatte sich seit der Mitte des 18. Jahrhunderts als barocke Prachtstraße entwickelt, hier konzentrierten sich Gebäude der höfischen Repräsentanz und der Hofhaltung. Das Kronprinzenpalais und die Kommandantur prägten jahrhundertelang den nördlichen Bereich der Friedrichswerderschen Neustadt. Beide, Mitte des 17.

Jahrhunderts errichteten Gebäude waren ursprünglich Wohnhäuser, die im Lauf der Jahrhunderte entsprechend des Bedeutungszuwachses der Straße Unter den Linden mehrfach umgestaltet wurden. Der letzte Umbau der Kommandantur erfolgte Ende des 19. Jahrhunderts. Das Gebäude wurde um ein Geschoss auf drei Geschosse aufgestockt und erhielt eine Renaissance-Quaderputzfassade.

Mit der Verlängerung der Französischen Straße bis zur damaligen Werderstraße entstand um 1850 eine wichtige Verbindung zwischen der außerhalb der ehemaligen Festungswälle angelegten Friedrichsstadt und der Mitte von Berlin. Mit der Errichtung von Geschäftshäusern seit Ende des 19. Jahrhunderts erfuhr die städtebauliche Struktur Friedrichswerders eine einschneidende Veränderung. Der Werdersche Markt wurde zu einem Zentrum des Geschäftslebens. Als erstes Kaufhaus in Berlin wurde 1848/49 von Theodor Stein das berühmte und architektonisch hochgelobte Kaufhaus Hermann Gerson errichtet, 1890 wurde es vom Neubau des Kaiser-Bazars abgelöst. Die zwei- und dreigeschossige barocke Bebauung des Friedrichswerders wurde nach und nach durch eine überwiegend viergeschossige ersetzt.

Mit dem ab 1934 begonnenen Großbau der Reichsbankerweiterung verlor der Friedrichswerder einen großen Teil seiner historischen, kleinteiligen Gebäudesubstanz.

Die starken Kriegszerstörungen bewirkten, dass die erste Neustadt Berlins heute nur noch fragmentarisch ablesbar ist. Die Bauakademie wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf die Fassade zerstört. Im Zuge der Überlegungen zur Neugestaltung eines sozialistischen Zentrums geriet das Gebäude immer mehr ins konzeptionelle Abseits, im Jahr 1961/62 wurde das Gebäude abgetragen. Auch die ehemalige Kommandantur sowie die verbliebenen Reste der historischen Blockrandbebauung um die Friedrichswerdersche Kirche wurden abgerissen.

Ebenfalls zerstört, jedoch 1968/69 in veränderter Form wieder aufgebaut, wurde das Kronprinzenpalais.

Mit dem Bau des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR 1967 wurde das stadträumliche Gefüge um den Werderschen Markt und den Schinkelplatz völlig verändert.

Das Gebäude wurde 1995 / 1996 abgerissen. Südlich der damaligen Werderstraße (heute Werderscher Markt) wurde 1999 das neue Auswärtige Amt nach Plänen des Büros Müller / Reimann errichtet. Die Friedrichswerdersche Kirche wurde in einer ca. 18jährigen Bearbeitungszeit restauriert.

2001-2003 wurde die dem Ursprungsgebäude gegenüber leicht modifizierte Kommandantur am historischen Standort neu gebaut.

Städtebauliche Struktur und Einbindung in die Umgebung

Das Plangebiet erscheint heute als überwiegend brachliegendes Gelände, aus dem sich die solitären Gebäude der Friedrichswerderschen Kirche, des Kronprinzenpalais sowie der Kommandantur erheben. Während das Kronprinzenpalais und die Kommandantur sich zumindest nach Norden in die komplexe Gebäudestruktur des Lindenforums einfügen, erscheint die Kirche ohne stadträumlichen Bezug zum Umfeld.

Die Weitläufigkeit der Brachfläche östlich der Kirche wird optisch verstärkt durch die großen Freiflächen des Schloßplatzes auf der östlichen Seite des Spreekanals und des Lustgartens im Nordosten. Aus der Größe und der teilweise fehlenden Gestaltung der unbebauten Flächen resultiert, dass das Plangebiet von Osten her nur äußerst unbefriedigend in die städtebauliche Struktur des historisch bedeutsamen Innenstadtgebiets eingebunden ist. Einziges Bauwerk im östlich der Niederlagstraße befindlichen Bereich ist eine rekonstruierte Ecke der Bauakademie, die im August 2004 in eine auf dem Grundriss der Bauakademie errichtete Schaufassade integriert wurde. Im September folgte die Fertigstellung eines Musterraums innerhalb dieser Schaufassade.

Die Oberwallstraße zeigt sich aufgrund der beidseitig gelegenen Gebäude im nördlichen Abschnitt als ansprechendes städtisches Raumgefüge. Der südliche Abschnitt der Oberwallstraße und die in Nordsüdrichtung durch das Plangebiet verlaufende Niederlagstraße sind stadträumlich nicht hinreichend gefasst. Die ehemals südlich des Kronprinzenpalais gelegene Werdersche Rosenstraße ist heute nicht mehr vorhanden, an ihrer Stelle befindet sich eine gebäudevorgelagerte Freifläche.

Die Wahrnehmung des Übergangs zwischen Spreeinsel und Friedrichswerder Nord ist trotz der Grüngestaltung stark eingeschränkt, der Spreekanal verliert hierdurch seine Bedeutung als ortsbildprägendes Element. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die unspezifische Gestaltung der der Überquerung des Spreekanals dienenden Schleusenbrücke im Süden. Eine klar definierte Eingangssituation in Richtung Spreeinsel ist sowohl hier als auch nördlich des Plangebiets nicht erkennbar.

Wichtige stadtbildprägende Gebäude im Umfeld sind der ehemalige Palast der Republik im Osten, das ehemalige Staatsratsgebäude im Südosten, das neue Auswärtige Amt im Süden und das Opernpalais im Westen, das im Zusammenwirken mit dem Kronprinzenpalais ein städtebaulich attraktives Ensemble bildet. Die beiden Gebäudekomplexe sind durch zwei Überbauungen der Oberwallstraße (Gebäudebrücken) miteinander verbunden.

Unbefriedigend stellt sich zurzeit die Verknüpfung des Plangebiets mit dem südlich anschließenden Quartier des Friedrichswerders dar. Hier bestimmt im Wesentlichen das Gebäude des Auswärtigen Amtes das Bild. Westlich des Auswärtigen Amtes entstehen zurzeit so genannte Townhouses (Stadthäuser in Blockrandbauweise).

Gebäudestruktur und Denkmalschutz

Das Kronprinzenpalais, die Friedrichswerdersche Kirche sowie die wiedererrichtete Kommandantur stellen die einzigen Gebäude im Geltungsbereich des Bebauungsplans dar. Das Kronprinzenpalais und die Friedrichswerdersche Kirche sind als Einzeldenkmale in die Denkmalliste eingetragen. Im Rahmen der städtebaulichen Gestaltung sowie der Abwägung der Festsetzungen des Bebauungsplans sind sie entsprechend ihres besonderen Stellenwertes zu berücksichtigen.

Die 1824 bis 1830 von Karl Friedrich Schinkel erbaute Friedrichswerdersche Kirche entstand als fünfjochige, einschiffige Backsteinhalle mit polygonalem Chorschluss. Die dem Werderschen Markt zugewandte Fassade wird im unteren Bereich von einem rechteckig gerahmten spitzbogigen Doppelportal bestimmt, über dem ein großes Maßwerkfenster den Platz einnimmt. Portalplastiken und Reliefmedaillons sind auf der Grundlage Schinkelscher Zeichnungen entstanden. Die Wandflächen der Chor- und Schiffsfassaden sind oberhalb eines umlaufenden Sohlbankgesimses zwischen den außen nur flach vorgelegten Strebepfeilern in je ein Maßwerkfenster aufgelöst. Zwischen den Strebepfeilern bildet eine gusseiserne Vierpassbalustrade den oberen Abschluss des mit einem flach geneigten Satteldach versehenen Gebäudes. Die Turmenden sind in gleicher Weise ausgebildet. Mit der Friedrichswerderschen Kirche und der heute nicht mehr bestehenden Bauakademie hat Schinkel im Berliner

Raum die ersten großen Backsteingebäude seit dem Mittelalter errichtet und so die Wiederbelebung, Perfektionierung und Verbreitung dieser Bautechnik im 19. und 20. Jahrhundert eingeleitet. Nach den bereits erfolgten Restaurierungsarbeiten, die seit 1982 durchgeführt wurden, befindet sich die Kirche in einem guten baulichen Zustand. Das rund 1.240 m² große Grundstück ist vollständig überbaut.

1999 / 2000 wurde die nordöstliche Fassadenecke der Bauakademie als Ausbildungsprojekt Musterfassade des Bildungsvereins Bautechnik von Lehrlingen aus Berlin und Brandenburg rekonstruiert. Ziel war, hiermit für eine komplette Wiederherstellung der Bauakademie zu werben.

Das Original des Kronprinzenpalais mit der Gartenanlage im Innenhofbereich entstand im Zuge des 1732 bis 1733 von Philipp Gerlach durchgeführten Umbaus eines 1663 errichteten Wohnhauses. Insgesamt bestand es aus vierzehn Achsen, von denen die drei mittleren als Eingangsrisalit hervortraten und mit einer figurenüberkrönten Attika abschlossen. Eine breite Rampe diente als Auffahrt. 1856 bis 1857 wurde das Gebäude durch Heinrich Strack in einen dreigeschossigen spätklassizistischen Palastbau umgewandelt. Anstelle des Mansardedaches wurde ein vollständiges Attikageschoss aufgesetzt und eine gedeckte Vorfahrt mit Balkon angebaut. An der Ostseite wurde die Anlage erweitert, eine Säulenkolonnade fasste das Grundstück ein. Nach der Kriegszerstörung wurde der Bau von Richard Paulick äußerlich mit leichten Modifizierungen, nach innen jedoch mit neuen Empfangs- und Sitzungsräumen wiedererrichtet (1968 bis 1969), der bauliche Zustand ist als sehr gut zu bezeichnen.

Die Traufhöhe des Vorderhauses beträgt ca. 21 m, die des Hinterhauses ca. 13 bzw. 14 m.

Ebenfalls unter Denkmalschutz steht der Nachbau des 1928 von H. Lederer errichteten Bärenbrunnens auf dem Werderschen Markt. Das aus Lavatuffstein bestehende Original wurde nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1958 durch eine Kopie von W. Sutkowski ersetzt.

Die Kommandantur wurde in der Außenhülle weitgehend originalgetreu rekonstruiert. In Abweichung vom Original wurden die nach Süden gerichteten Seitenflügel symmetrisch und mit einem dazwischen liegenden gebäudehohen verglasten Wintergarten gebaut.

Weitere denkmalgeschützte Bauwerke, die zum Teil im Geltungsbereich liegen, sind die Schloßbrücke im Nordosten (1821 bis 1824 von Schinkel) mit Plastiken aus Carrara-Marmor (1853 - 1857) nach Plänen Schinkels sowie im Südosten die Schleusenbrücke (1914 bis 1916 von Kritzler und Tischer). Außerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplans, jedoch in direkter Umgebung und daher bei Maßnahmen im Plangebiet zu beachten, liegen weitere unter Denkmalschutz stehende Bauwerke. An der Straße Unter den Linden befinden sich das Zeughaus (1695 bis 1706 von J. A. Nering und M. Grünberg) und die Neue Wache (1816 bis 1818 von Schinkel).

Das ehemalige Prinzessinnenpalais entstand um 1733 aus zwei nebeneinander stehenden Gebäuden (F. W. Diterichs) als raumkantenbildende, geschlossene Bebauung westlich der das Plangebiet begrenzenden Oberwallstraße. Im Jahre 1811 wurden der Kopfbau an der Straße Unter den Linden und der Gebäudebogen zum Kronprinzenpalais angebaut.

Gebäude- und Freiflächennutzung

Der Verflechtungsraum des Plangebiets wird von einem sehr hohen Anteil an Kultur-, Bildungs-, Wissenschafts- und Verwaltungseinrichtungen sowie Dienstleistungen bestimmt.

Wohnnutzungen sind nur vereinzelt vorhanden. Handels-, Dienstleistungs- und Gastronomieschwerpunkte befinden sich im westlichen Teil der Straße Unter den Linden, am Gendarmenmarkt, an der Friedrichstraße sowie rund um den Alexanderplatz im Osten.

Die Friedrichswerdersche Kirche (Schinkelmuseum) und das Kronprinzenpalais (wechselnde Ausstellungen) werden durch kulturelle Einrichtungen genutzt, die Kommandantur beherbergt die Hauptstadtrepräsentanz eines Medienunternehmens.

Die Freifläche westlich der Friedrichswerderschen Kirche wird derzeit noch als Parkplatz genutzt, der Innenhofbereich des ehemaligen Kronprinzenpalais ist als Grünfläche in gebäudebezogener privater Nutzung gestaltet. Die durch den Abriss des ehemaligen Außenministeriums der DDR entstandene Freifläche zwischen Spreekanal und Friedrichswerderscher Kirche wurde als Interimsgestaltung bis zur Umsetzung der geplanten Bebauung als eine die historischen (und künftigen) Blockränder nachzeichnende öffentliche Grün- und Freifläche angelegt.