Neue Konzepte und Methoden zur Stärkung der Erziehungsfähigkeit von Eltern wurden modellhaft entwickelt siehe DIBs und

Eigenbetrieb Kita, die in ihrer Arbeit konzeptionell einen sozialräumlichen Arbeitsansatz verfolgen, haben sich mit Fragestellungen zu unterschiedlichen Lebenssituationen von Familien in Reinickendorf-West beschäftigt.

Neue Konzepte und Methoden zur Stärkung der Erziehungsfähigkeit von Eltern wurden modellhaft entwickelt (siehe DIBs) und umgesetzt.

Außerdem fand im Mai 2006 ein Fachtag „Familie heute - zwischen Super-Nanny und Lindenstraße" statt, der einem erweiterten Teilnehmerkreis einen neuen Zugang zum Thema eröffnen sollte. Referate, thematische Arbeitsgruppen und eine Ideenbörse stellten neue methodische Ansätze zur Stärkung der Erziehungskompetenz vor und dienten dem inhaltlichen Fachaustausch.

In Steglitz-Zehlendorf gibt es bereits seit längerem eine Arbeitsgemeinschaft zum Thema Familienbildungsmaßnahmen, die durch das Fachreferat Psychosoziale Dienste organisiert wird. In Kooperation mit den freien Trägern und dem Gesundheitsamt werden zum einen notwendige Angebote konzeptionell entwickelt und zum anderen bestehende Angebote überprüft. Die Angebote werden halbjährlich in einem Flyer präsentiert, der allen Familien über Kitas, Schulen und andere öffentliche Einrichtungen sowie über Internet bekannt gegeben wird.

Außerdem fand 2006 zum zweiten Mal die „Baustelle Familie", Fachtag und Ideenbörse für Eltern und andere Interessierte, statt. Das diesjährige Thema lautete „Wozu erziehen? - neue Blicke auf Erziehung". Verantwortlich zeichnen Kinder- und Jugendgesundheitsdienst und Erziehungs- und Familienberatungsstelle des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf, Familienbildungsarbeit der Evangelischen Kirche Steglitz-Zehlendorf, Familientreff im Nachbarschaftsheim Mittelhof e.V. sowie Familienbildung im Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V..

Im Bezirk Lichtenberg ist in Kooperation von Jugendamt, freien Trägern sowie der Katholischen Hochschule für Sozialwesen 2005 ein Fachtag zum Thema Familienbildung veranstaltet worden, als dessen Ergebnis sich eine bezirkliche Arbeitsgemeinschaft nach § 78 SGB VIII zum Thema gründete.

Im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wurde 2004 eine Arbeitsgemeinschaft nach § 78 SGB VIII „Familien-Bildung/-Beratung/-Begegnung" gegründet, die u. a. Mitwirkung an der Fachplanung der Jugendhilfe des Bezirkes, Beteiligung bei der Bedarfserhebung und Entwicklung der Angebotsstruktur, Vernetzung von Angeboten sowie Erarbeitung und Sicherung von gemeinsamen Qualitätsstandards als Zielstellungen nennt.

Schlussfolgerungen aus der Bestandserhebung

Die Situation der Familienbildung in Berlin hat sich, so kann aus der Bestandsaufnahme gefolgert werden, im Vergleich zu der ersten Bestandserhebung 2001 deutlich verändert. Das betrifft vor allem die Angebotsstruktur und die Handhabung des Themas in den Bezirken. In den meisten Bezirken ist Familienbildung inzwischen in mehrfacher Hinsicht erkennbar - für Familien selbst, für die Fachöffentlichkeit und als Bestandteil der Jugendhilfeplanung. Die Angebote in der Eltern- und Familienbildung in Berlin sind vielfältig, und in dieser Vielfalt liegt ihr Reichtum. Sowohl Veranstaltungen als auch Träger sind nach Größe, Finanzvolumen/-kraft und weltanschaulicher Orientierung sehr verschieden.

Die drei erkennbaren inhaltlich-organisatorischen Grundlinien für bezirkliche Familienbildung

· Elternkurse, -trainingsprogramme, -coaching als Einzelangebote über EFB und freie Träger,

· Elternarbeit in einem weiten Sinn, angebunden an Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen, Kindertagesstätten, Schulen und

· Konzentration vielfältiger und unterschiedlicher Einzelangebote an einem Ort, z. B. Familienzentrum, darunter dann auch Familienbildungsangebote im engeren Sinn haben ihre je eigene Berechtigung. Es ist von großer Wichtigkeit, dass sie sich in örtliche Strukturen einpassen und Bedarfslagen, die regional unterschiedlich sein können, aufgreifen.

Nach wie vor ist die Mehrzahl der Angebote für junge Eltern mit kleinen Kindern konzipiert. Das ist durchaus sinnvoll unter der Maßgabe, dass Familienbildung früh einsetzen muss (vgl. JMK-Beschluss), und nach der Erfahrung, dass gerade werdende Eltern und Eltern mit kleinen Kindern für Angebote von Familienbildung besonders aufgeschlossen sind. Diese Aufgeschlossenheit zu nutzen und zu bekräftigen sowie Eltern auch im Bereich der Kindertagesbetreuung (vor allem der Kita) stärker zu vermitteln, wie wichtig ihr Interesse an der Entwicklung des Kindes ist und wie unverzichtbar Eltern in der Arbeit von Kitas sind, schlägt sich erst nach und nach in entsprechenden Konzeptionen und Kooperationen nieder.

Frühzeitiges Einsetzen von Familienbildung kann aber auch heißen, Arbeitsformen zu ändern und da, wo es angebracht erscheint, Familien aufzusuchen. Das Konzept der Stadtteilmütter ist ein Beispiel dafür.

Die Überlegungen der LAG Familienbildung zur Beziehung von Familienbildung und Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe einerseits und die Beispiele aus der Bestandserhebung der Bezirke andererseits weisen, obwohl unabhängig voneinander erarbeitet, in die gleiche Richtung.

Die Auswertung der Umfrage zu Familienbildungsangeboten hat aber auch gezeigt, dass bei einer weiten Definition des Begriffs Familienbildung die Gefahr der Beliebigkeit nicht auszuschließen ist. Ihr kann am ehesten mit abgestimmten Qualitätsstandards begegnet werden.

Mit einigen Aspekten des Themas Familie und Erziehung setzen sich drei Wissenschaftler mit ihren Beiträgen im Anhang dieses Berichtes auseinander. Die wissenschaftlichen Exkurse sollen die fachliche und politische Diskussion in der Elternund Familienbildung ergänzen und anregen. Diese Texte werden allein von den Autoren verantwortet.

Die Beiträge behandeln folgende Themen: Erziehung in der islamischen Familie, Erziehung in Spätaussiedlerfamilien und Erziehung in Unterschichtfamilien.

Leitlinien für die konzeptionelle Weiterentwicklung der Familienbildung in Berlin

1. Zeitgemäße Familienbildung muss Orientierung und Hilfe, Förderung und Befähigung enthalten. Sie verlangt Integration von Formen der Beratung und Alltagsbegleitung.

2. Familienbildung muss sich dadurch auszeichnen, dass sie Eltern nicht als Konsumenten oder bloße Empfänger von Dienstleistungen begreift, sondern Eltern aktiv beteiligt, ihr Wissen einbezieht und sie bei Entscheidungsfindungen unterstützt.

3. Das Bildungsverständnis von Familienbildung ist generationsübergreifend, interkulturell und gemeinwesenorientiert.

4. Für sozial benachteiligte Stadtquartiere sind auf die besonderen Bedarfe dieser Räume zugeschnittene Angebote zu ermöglichen.

5. Die Familienbildung legt großen Wert darauf, auch Familien mit Migrationshintergrund in ihrer Arbeit einzubinden. Dabei muss sie verstärkt auf Migranten und Migrantinnen und deren Organisationen zugehen statt zu erwarten, dass die Familien von sich aus auf ihre Angebote reagieren.

6. Zu fördern ist die sozialräumliche Ausrichtung der Eltern- und Familienbildung.

Dazu gehören auch Strukturen, die auf Landesebene die kooperative Steuerung und Koordination und auf regionaler Ebene die Angebotserbringung sicherstellen.

7. Mit den Trägern der freien Jugendhilfe sollen fachliche und strukturelle Standards zur Genderkompetenz im Rahmen der Familienbildung entwickelt werden.