Darstellendes Spiel, Theater, Zirkus- und Clownspädagogik

Das Spiel ist die wichtigste und ureigenste Lernform des Kindes, eine selbstbestimmte Tätigkeit, an der alle Sinne beteiligt sind und die eine starke emotionale Beteiligung sowie geistigen und körperlichen Krafteinsatz fordert. Spontane Rollenspiele gehören seit jeher zum Alltag der Kindertageseinrichtung. In ihnen konstruieren und rekonstruieren Kinder ihre Lebenswelt und verarbeiten dadurch Erfahrungen, Ängste und Wünsche. Das Bildungsprogramm beschreibt, wie Erzieherinnen und Erzieher die Kinder bei der variantenreichen und interessanten Umsetzung ihrer Spielideen unterstützen können. Viele Kitas gestalten zu bestimmten Anlässen mit den Kindern Theateraufführungen und -projekte.

Auch Zirkusdarbietungen üben bereits auf kleine Kinder einen besonderen Reiz aus. Die besondere Körperbeherrschung von Akrobaten und Zaubertricks erwecken Erstaunen und reizen zur Erprobung eigener Fähigkeiten. Die Grenze zwischen Rollenspiel und Darstellung eigener Fähigkeiten bei der Gestaltung von eigenen Zirkusdarbietungen und - programmen sind dabei entwicklungsbedingt fließend. Einige Kitas wählen sich Theaterarbeit als konzeptionellen Schwerpunkt (z.B. Kita Remscheider Straße, Träger: Eigenbetrieb Nordwest; Theaterspielkita „Capriola", Hufelandstraße 32, Kita Kinderfan e.V., Maybachufer. 39). Kooperation mit Außenstehenden, anderen Projekten und Institutionen: Besuche von Kindertheatervorstellungen, Puppenbühnen und Zirkusvorstellungen gehören in den meisten Kitas zu den Höhepunkten des Kitaalltags.

· Im Zusammenhang eines eigenen theaterpädagogischen Profils oder eines bestimmten Projektes kooperieren Kitas mit Künstlern (so z. B. die Kitas Rathenower Straße und Oppelner Straße des Eigenbetriebs City mit Jugend-KunstKultur International; die Kitas des Trägers „el caracol e.V.").

· Professionals Clowns arbeiten in einigen Kitas mit Kindergruppen.

· Sowohl der Berliner Juxirkus als auch der Kinderzirkus der Ufafabrik, und der Kinderzirkus Cabuwazi kooperieren mit Kitas; so unterstützen einzelne Mitglieder des Juxirkus Kindergruppen in Kitas bei der Erarbeitung von Programmen.

Musik und Tanz Singen-Tanzen-Musizieren Musikalische Förderung „Es gibt Bereiche der Seele, die nur durch die Musik beleuchtet werden." Dieses Zitat des ungarischen Komponisten Zoltàn Kodaly stellt das Bildungsprogramm an den Anfang seines Bildungsbereichs Musik. Musikalische Empfindungen gehören bereits vor der Geburt zu den Grundkompetenzen des Menschen.

Die musikalische Förderung in der frühen Kindheit entwickelt bei allen Kindern nicht nur die Feinheiten des Gehörs und die Beherrschung von Stimme und Instrument, sondern hat auch positive Auswirkungen auf die Entwicklung der kindlichen Intelligenz, auf das Bild von sich selbst und das soziale Verhalten. Singen, erstes Musizieren und Tanzen gehört zu den Bereichen, die traditionell in der Kita gepflegt werden. In jeder Kita lernen die Kinder eine Reihe von Liedern, in der Regel verfügen Kitas über eine mehr oder weniger große Auswahl an Orffschen Instrumenten. In vielen Kitas hat die Erarbeitung von kleineren musikalischen Darbietungen, häufig auch verbunden mit szenischen oder tänzerischen Elementen anlässlich besonderer Anlässe wie Festen etc Tradition.

Manchmal dienen solche Aufführungen auch dazu, Kontakte zum Umfeld aufzunehmen, so z. B. wenn die Kitakinder in der Adventszeit im benachbarten Seniorenheim singen. Zur musikalischen Förderung in Kitas zählt aber auch, Klänge und Geräusche zu erkunden, einfache Instrumente selbst zu bauen und sich mit akustischen Eindrücken wie Geräuschen, Tierstimmen u.ä. zu beschäftigen - etwa im Zusammenhang von entsprechenden Projekten. Musikalische Förderung steht gleichfalls in enger Beziehung zur Förderung des Umgangs mit technischen Medien. Dabei geht es sowohl um die Anbahnung einer gezielten Nutzung dieser Medien (auch unter dem Gesichtspunkt einer gegenwärtig fast permanenten Beschallung mit Hintergrundmusik) wie um die eigene Produktion von Musik oder kleinen Hörstücken auf technischen Trägern. (So wurde in der Kita „Wassertropfen" (Träger: Arbeiterwohlfahrt) eine CD mit von den Kindern gesungenen Liedern hergestellt.) Kleine Kinder sind in ihren Hörgewohnheiten noch nicht sehr festgelegt und deshalb offen für neue Sinneseindrücke. Musikalische Förderung in der Kita sollte diese Chance nutzen und den Kindern Musikerfahrungen ermöglichen, die ihre alltäglichen Hörerfahrungen überschreiten und erweitern helfen: Musik aus früheren Zeiten, anderen Kulturen, neue Musik.

Beispiele für die Kooperation mit außenstehenden Künstlern und Einrichtungen:

Einige Kitas haben die Beschäftigung mit Musik für sich als besonderes konzeptionelles Profil gewählt; hier ist vor allem der Musikkindergarten Berlin zu benennen, der 2005 auf eine Initiative des Generalintendanten der Deutschen Staatsoper Unter den Linden, Daniel Barenboim, entstand. Der Musikkindergarten Berlin verfolgt eine kreative, ganzheitliche und ästhetische Grundausrichtung und fördert insbesondere die „Erziehung durch Musik".

Hierzu gehören erste Kontakte mit Musikinstrumenten ebenso wie die spielerische Schulung des Gehörs, des Rhythmusgefühls, der Bewegung und des Tanzes.

Zum Konzept gehört eine enge Kooperation der Kita sowohl mit Daniel Barenboim selbst als auch mit den Mitgliedern der Staatskapelle Berlin und des Staatsopernchores. Instrumentalisten der Staatskapelle besuchen regelmäßig die Kita und stellen den Kindern ihre Instrumente vor. Gleichfalls besuchten die Kinder bisher eine inhaltlich von den Erzieherinnen vorbereitete Bühnenprobe und erkundeten in diesem Zusammenhang auch die Bühne und den Orchestergraben. Das Modell einer derartig engen Kooperation zwischen Berufsmusikern und Kindertageseinrichtung ist deutschlandweit bisher einmalig. Die Berliner Opernhäuser bieten bereits für Kinder im Kindergartenalter Veranstaltungen wie kindgerechte Einführungen in Opern oder Konzerte an, die auch von Kindergruppen aus Kindertagesstätten genutzt werden.

Kitas beteiligen sich an den Mitsingekonzerten der Landesmusikakademie Berlin; in diesem Zusammenhang haben Erzieherinnen die Möglichkeit, sich im Singen mit der Kindergruppe fortbilden zu lassen; das in der Kita Eingeübte bringen die Kinder dann im Rahmen der Mitsingekonzerte der Landesmusikakademie zu Gehör.

Viele Kitas kooperieren mit den bezirklichen Musikschulen und nutzen die kostenfreien Angebote zur musikalischen Früherziehung. Musiker bzw. Musikpädagogen kommen in die Kita und arbeiten dort mit den Kindern. (So besteht beispielsweise eine Kooperation zwischen der Kita Liebenwalder Straße des Eigenbetriebs City und einer Musikpädagogin der Erika - Mann - Grundschule. Die Musikpädagogin entwickelt Kinderlieder, die der Sprache der Kinder entsprechen und übt sie mit diesen ein. Das Projekt versteht sich auch gleichzeitig als ein Beitrag zur Sprachförderung.)

Bildnerisches Gestalten Malen und Basteln Indem Kinder zeichnen, malen, mit plastischen Materialien und Draht, Wasser und Papier collagieren, mit Holz arbeiten oder fotografieren, setzen sie sich aktiv mit ihrer Umwelt auseinander, verarbeiten ihre Erlebnisse und verleihen ihren Eindrücken neuen Ausdruck.

Durch intensive Wahrnehmung, eine ausführliche sinnliche Erkundung sowie alle kreativen Tätigkeiten entwickeln Kinder nicht nur ihren Empfindungsreichtum und ihre Ausdrucksmöglichkeiten, sondern zugleich ihre Erkenntnisfähigkeit, ihre Fähigkeit, die Welt zu strukturieren. Eng verbunden mit diesen Tätigkeiten ist auch der Erwerb von Symbolsystemen wie Schrift und Zeichenkultur. Wie das Hören zum Singen und Musizieren gehört, so gehört das Sehen und „Begreifen" zum Bildnerischen Gestalten. Je intensiver und differenzierter das Kind sich mit seiner Umwelt auseinandersetzen kann, je mehr seine eigene Wahrnehmung, seine eigenen Gefühle und Deutungen wertgeschätzt und deren Äußerungen unterstützt werden, desto eher wird es in der Lage sein, seine Erfahrungen eindrücklich und differenziert wiederzugeben. Bildnerisches Gestalten gehört ­ wie Singen und Musizieren ­ zu den Bildungsbereichen, die seit jeher in der frühkindlichen Förderung der Kita ihren festen Platz haben. Die Tätigkeiten beschränken sich nicht nur auf die Produktion von einzelnen Bildern, Collagen und Plastiken, Bastel- oder Werkarbeiten, sie dienen auch der Gestaltung der räumlichen Umgebung in der Kita und finden in vielen Situationen des Kitaalltags Anwendung, so etwa bei der Ausgestaltung von Räumen, Festen, bei der Dokumentation von besonderen Ereignissen, bei der Verfertigung von Kostümen und Dekorationen für Aufführungen, beim sich selber Schmücken oder Schminken sowie im Zusammenhang verschiedenster Projekte. Die Ausdrucks- und Empfindungsfähigkeit der Kinder wird nicht nur durch das aktive Gestalten sondern auch durch die Begegnung mit einer ästhetisch gestalteten Umgebung und mit Kunstwerken gefördert, die nicht in erster Linie für Kinder geschaffen wurden.

Das erfordert eine Raumausstattung, die den Kindern Eindrücke vermittelt, die ihre Wahrnehmungsfähigkeit anregen, so etwa Naturmaterialien, Spiegelflächen, optisch interessant gestaltete Wände und Durchblicke. In dieser Hinsicht hat die Rezeption des Wahrnehmungskonzeptes der Reggiopädagogik in vielen Berliner Kitas Früchte getragen. Zunehmend finden sich in Kitas auch Reproduktionen von Kunstwerken, die zum Kanon der Kunstgeschichte gehören. Die Auseinandersetzung mit diesen Werken ermöglichen den Kindern sehr eindringliche und ungewöhnliche eigene Produktionen. (So haben Kinder der Kita Lüneburgerstraße nach der Auseinandersetzung mit einem Gemälde von Raffael Engelsbilder geschaffen, die gedruckt und als Postkarten versandt werden). Derartige Aktionen fördern nicht nur die Ausdrucksfähigkeiten der Kinder, sondern stärken auch ihr Selbstwertgefühl. Einzelne Kitas besuchen mit ihren Kindern Museen, um den Kindern die Betrachtung von Originalwerken zu ermöglichen. So haben Kinder der Kita Perelsplatz mehrfach und auf ausdrücklichen eigenen Wunsch die Gemäldegalerie Dahlem besucht, um sich mit einem bestimmten Gemälde auseinander zu setzen.