Den Offenen Kanal Berlin weiterführen und reformieren

Das Land Berlin spricht sich für den Erhalt des Offenen Kanals Berlin (OKB) als Teil der vielfältigen elektronischen Medienlandschaft in Berlin aus. Dazu gehört der freie Zugang der Bürgerinnen und Bürger als Nutzer. Der Offene Kanal als wichtige Aufgabe der Medienanstalt Berlin ­ Brandenburg sollte auf Brandenburg ausgedehnt werden.

Der Offene Kanal Berlin ist zu reformieren um sicherzustellen, dass er seine Kernfunktion einer regionalen Plattform, die allen gesellschaftlichen Kräften und Gruppen die Möglichkeit zur Partizipation im Rundfunk bietet, angemessen ausfüllt.

Der Offene Kanal Fernsehen soll im Kabelnetz seinen Sendeplatz behalten und nicht mit Verkaufskanälen o.ä. vermischt werden. Der OKB sollte an allen technischen Übertragungswegen partizipieren können.

Folgende Aspekte sind bei der Überarbeitung der inhaltlichen Konzeption zu berücksichtigen:

· Der Offene Kanal soll zukünftig stärker dezentral organisiert werden.

Er soll sich aktiv um Kooperationen mit kulturellen und sozialen Institutionen wie zum Beispiel Nachbarschaftsheimen, Jugend- und Seniorenzentren, Musikschulen, Kultur- und Kunsteinrichtungen, Berufsausbildungszentren und Universitäten bemühen. Ein besonderer Schwerpunkt soll auf der Zusammenarbeit mit Schulen liegen.

· Die praktische Vermittlung von Medienkompetenz ist eine Aufgabe des Offenen Kanals. Daher ist ein attraktives, auf die verschiedenen Zielgruppen zugeschnittenes Betreuungs- und Schulungsangebot vorzuhalten, das allen potentiellen BeitragsmacherInnen unabhängig von persönlicher Vorkenntnis und eigener technischer Ausstattung ermöglicht, Beiträge für den OKB zu produzieren.

· Das Programmkonzept des OKB wird überarbeitet und für neue Formate geöffnet. So könnten beispielsweise Sendeplätze für die Präsentation von Nachwuchsbands und anderen künstlerischen oder sozialen Projekten eingeräumt werden. Auch schulübergreifende Schülerredaktionen könnten hier einen eigenen Raum erhalten. Das Ereignisfernsehen soll eine Säule des Programms des OKB bleiben.

· Der Internetauftritt wird ausgebaut und das Internet als weiterer Vertriebsweg der Sendeinhalte genutzt. Die Online-Präsenz wird als zentrales Instrument zur Öffentlichkeitsarbeit - insbesondere zur Erschließung neuer NutzerInnengruppen ­ begriffen.

· Die finanzielle und personelle Ausstattung des Offenen Kanals bleiben von diesem Reformprozess unangetastet.

Begründung:

Das Prinzip der Offenen Kanäle ist seit seiner flächendeckenden Umsetzung in den 80er Jahren zu einem Stück demokratischer Kultur in der deutschen Medienlandschaft geworden. Die Idee der aktiven Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger an der Produktion und Ausgestaltung eines öffentlichen Fernsehprogramms hat im Prinzip seit ihrer Entstehung an Aktualität und Bedeutung nichts eingebüßt.

Aktuell erfährt der Offene Kanal Berlin jedoch weder von den ProgrammgestalterInnen noch vom Publikum im Hörfunk und Fernsehen die notwendige Aufmerksamkeit. Die Zahl der ausgestrahlten Sendungen und die Anzahl der Sendestunden ging in den letzten Jahren kontinuierlich zurück, gleichzeitig ist die Anzahl der Wiederholungen gestiegen. Ebenso ist die Zahl der NutzerInnen gesunken. Obwohl der Offene Kanal 1,3 Mio. Haushalte erreicht, kennen 40 Prozent der BerlinerInnen und Berliner den Sender nicht, 50 Prozent haben ihn noch nie bewusst eingeschaltet.

Die kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt Berlins spiegelt sich im Programm des Offenen Kanals nicht ausreichend wider. Jeder dritte Beitrag von Einzelnutzern ist religiös motiviert, darüber hinaus prägen eindimensional politisch gefärbte Beiträge die von Nutzern selbst gestalteten Sendeplätze. Die Dominanz dieser Sendeinhalte macht das Programm des OKB nicht nur für das Gros der ZuschauerInnen unattraktiv, sondern auch für alle anderen potentiellen Nutzergruppen.

Der OKB muss zukünftig alle Anstrengungen darauf konzentrieren, sein Nischendasein aufzubrechen und sich aktiv für alle Bereiche des Berliner Lebens zu öffnen. Dafür ist unerlässlich, dass er selbst Formate definiert, sich aktiv neue Nutzergruppen erschließt und die notwendige Ausstattung, Schulung und Beratung stellt. Die technischen Möglichkeiten, die neue Produktions- und Vertriebswege wie das Internet bieten, sind bei der Neuorientierung daher unbedingt einzubeziehen.

Der Reformprozess soll nach dem anstehenden Personalwechsel der Leitung des OKB in enger Abstimmung mit der Medienboard Berlin-Brandenburg erfolgen und über Symposien oder ähnliche Kanäle von einer breiten, interessierten Öffentlichkeit kritisch begleitet werden.

Ein Umzug der Zentrale des OKB aus seinen jetzigen Räumlichkeiten in der Voltastraße an einen zentraleren Ort ist zu prüfen.

Die anstehenden personellen Veränderungen müssen als Chance zur Neupositionierung begriffen und genutzt werden, soll der Offene Kanal Berlin nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.