Rekrutierung neuer Mitglieder

Die Organisation hat ihre Aktivitäten im sozialen, kulturellen sowie religiösen Bereich ausgebaut, um die eigene Anhängerschaft zu vergrößern. Dies sichert der IGMG nicht nur weitere finanzielle Ressourcen, sondern erschließt ihr auch größere Kreise für eine Beeinflussung.

Als ein Mittel der Werbung neuer Anhänger nutzt die IGMG in jüngster Zeit so genannte Hausgespräche. Unter dem Titel „Gesprächskreise 2000" startete der IGMG-Jugendverband im Dezember eine neue Initiative. Insgesamt sollen 2 000

Gesprächskreise in Privatwohnungen stattfinden.

Ein weiteres Mittel sind öffentliche Großveranstaltungen.

Zielgruppen des umfangreichen Programms sind insbesondere Jugendliche, Frauen und Studenten. Seit 2005 werden Koranwettbewerbe auch speziell für Frauen ausgerichtet.

Der diesjährige IGMG-Frauen-Koranrezitationswettbewerb am 28. Oktober in Leverkusen fand mit 3 000 Teilnehmerinnen große Beachtung bei der Anhängerschaft.

Die IGMG-Studentenorganisation in Berlin veranstaltete am 5. März eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Islam in Europa ­ Kampf der Kulturen oder Treffpunkt der Kulturen."

Neben dem Vorsitzenden der IGMG-Studentenorganisation sowie dem IGMG-Generalsekretär hielten verschiedene Wissenschaftler Vorträge. Mit dieser Art von Veranstaltung dürfte die IGMG das Interesse verfolgen, die Organisation auch für ein junges und wissenschaftlich gebildetes Publikum interessant zu machen.

Die Wichtigkeit junger Anhänger wird auch von der „Milli Görü"-Bewegung in der Türkei betont. Necmettin Erbakan selbst hat in einer Rede zur Feier des 5-jährigen Bestehens der „Saadet Partisi" („Glückseligkeitspartei" / SP) in Istan223

Den dritten Preis des Koranwettbewerbs gewann eine Berlinerin. Vgl.Die stärkste Kraft eines Staates sind nicht seine Panzer und auch nicht seine Finanzkraft. Was denn dann? Es sind seine gläubigen Kinder. Der Beweis dafür: die gesamte Geschichte unserer Nation. Die stärkste Kraft sind gläubige Kinder. [...] Daher müssen wir der spirituellen Erziehung einen wichtigen Wert beimessen, um unsere Kinder als gläubige Menschen aufzuziehen."

Auch in Berlin bildet die Jugendarbeit einen besonderen Schwerpunkt der IGMG: Die IGMG-Jugendorganisation präsentierte sich ­ unter Beteiligung der Verbandsleitung ­ im April mit einer Koranrezitation im Berliner Tempodrom und im Juni mit einem Jugendfest in der Urania in der Öffentlichkeit.

Auf dem Jugendfest warb der Berliner IGMG-Jugendvorsitzende für die islamistische „Milli Görü"-Ideologie als Lösung für die Abschaffung von sozialen Missständen. Hier wird der Islam nicht ausschließlich als Religion, sondern als Gesellschaftsordnung gesehen: „Alle drei Sekunden stirbt auf dieser Welt ein Mensch an Hunger. Angesichts all dieser Geschehnisse, bleibt uns nur, uns für unsere Werte einzusetzen. Es ist offensichtlich, dass die Lösung im Islam, in der Milli Görü liegt."

Hinweise auf die Absicht, Veranstaltungen im Sinne der Organisation zu nutzen, ergeben sich auch aus folgenden Beispielen:

· Die Bildungsabteilung des IGMG-Hauptverbandes veröffentlichte in der „Milli Gazete" eine Anzeige für einen Geschichtenwettbewerb für Kinder.

An der Tempodrom-Veranstaltung nahmen laut „Milli Gazete" 4 000 Personen teil. Neben dem Berliner IGMG-Jugendvorsitzenden hielten dort auch der Vorsitzende der IGMG Berlin und der Vorsitzende des IGMG-Hauptverbandes eine Rede (Vgl. „Milli Gazete" vom 19.4.2006).

· Bei einem Bildungswettbewerb für Jugendliche in Kerpen nannte ein Funktionär des IGMG-Jugendverbandes als wesentliche Bildungsinhalte, „die Bedeutung unserer Organisation [zu] vermitteln" sowie „nationale, geistige und kulturelle Werte [zu] lehren."

Das zweite Lernziel weist darauf hin, dass die „Milli Görü"Ideologie eine Kombination aus nationalistischem und islamistischem Gedankengut ist: „Türkisch sein" und „Muslim sein" werden überhöht.

Zweiter Handlungsschwerpunkt: Lobbyarbeit

Die IGMG bemüht sich verstärkt darum, ihre Kontakte zu Politik und Gesellschaft zu intensivieren und als offizieller Ansprechpartner für muslimische Belange allgemein und speziell für den Dialog deutscher Behörden mit den Muslimen anerkannt zu werden. Dabei präsentiert sich die Organisation als vermeintlich verfassungskonforme islamische Religionsgemeinschaft, die nach eigener Behauptung die Integration türkischer Muslime fördert und den Dialog mit der deutschen Gesellschaft pflegt.

Der Vorstand wirbt um die Anerkennung als islamische Religionsgemeinschaft und versucht die Bewertung der IGMG als islamistische Organisation zu entkräften.

Zur Etablierung dieser politischen Rolle tritt die Organisation in letzter Zeit häufiger mit anderen islamischen, aber auch islamistischen Organisationen in der Öffentlichkeit auf, um Einheit und Solidarität unter Muslimen zu demonstrieren. Es gab gemeinsame Pressemitteilungen oder gemein „IGMG-Perspektive" Nr. 139 ­ 140 vom Juli ­ August 2006.

So behauptet der IGMG-Generalsekretär in einem Kommentar über „Milli Görüs und Integration", die IGMG habe sich auf der Basis des Leitgedankens „Ja zur Integration, Nein zur Assimilation" seit ihrer Gründung für die Integration der in Deutschland lebenden Muslime eingesetzt. Vgl. Internetauftritt der IGMG, Aufruf am 8.10.2006.

Zum Beispiel die gemeinsame Presseerklärung zum fünften Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001, an der sich neben der IGMG, Werben für Anerkennung als Religionsgemeinschaft Demonstrative Einheit der Muslime.