Der gesamte Dampf aus der Klärschlammverbrennung wird über insgesamt 3 Turbogeneratoranlagen komplett verstromt

Abfallwirtschaftskonzept Berlin ­ Teil 1102

Die im Rauchgas enthaltene Wärmeenergie wird für die Dampferzeugung genutzt.

Der gesamte Dampf aus der Klärschlammverbrennung wird über insgesamt 3 Turbogeneratoranlagen komplett verstromt. Die erzeugte elektrische Energie belief sich im Jahr 2008 auf 25.168 MWhelektr. Die anfallende Wärme wird teilweise zur Vorwärmung der Verbrennungsluft und des Kesselspeisewassers genutzt.

Da derzeit die bei der Klärschlammverbrennungsanlage eingesetzte Energie nur mit einem geringen Wirkungsgrad genutzt wird, ist perspektivisch zu untersuchen, wie die Energieeffizienz durch Anwendung der Kraft-Wärme-Kopplung deutlich gesteigert werden kann.

Zielstellung eines 2008 abgeschlossenen Projektes zur Energieoptimierung im Klärwerk Ruhleben war die verfahrenstechnische Trennung der Dampferzeugung von der Drucklufterzeugung für die Belüftung der Belebungsbecken. Bei der Entkopplung der Lufterzeugung für die Belebungsbecken kann der Energieverbrauch reduziert werden. Seitdem wird die Luftversorgung über Elektroverdichteranlagen realisiert.

Da derzeit die bei der Klärschlammverbrennungsanlage eingesetzte Energie nur mit einem geringen Wirkungsgrad genutzt wird, ist ein Konzept zu entwickeln, mit dem die Energieeffizienz deutlich gesteigert werden kann.

In diesem Zusammenhang wird die Senatsumweltverwaltung gemeinsam mit den BWB untersuchen, welchen Beitrag die BWB zur CO2- Einsparung in den nächsten Jahren zusätzlich leisten kann und mit welchen konkreten Maßnahmen die Unterstützung der Berliner Klimaschutzziele erreicht werden kann. Aufbauend auf dieser Untersuchung wird die Senatsumweltverwaltung die Klimaschutzvereinbarung von 2008 mit den Berliner Wasserbetrieben fortschreiben.

Die Klärschlammasche, die sich 2008 auf 12.449 Mg belief, wird zur Verwertung auf einer Altdeponie eingesetzt. Langfristig ist die Entsorgung der Klärschlammasche zu überdenken (siehe Kapitel 6.3.2.2).

Bei jeder Klärschlammverbrennung werden Schadstoffe im Klärschlamm mobilisiert oder neu erzeugt, wie z. B. flüchtige Schwermetalle, insbesondere Quecksilber oder saure Schadgase wie Schwefeldioxid. Aus der Monoverbrennung von Klärschlamm können selbst bei einer geringen Quecksilberlast im zu verbrennenden Klärschlamm Probleme bei der Einhaltung der emissionsbegrenzenden Anforderungen nach der 17. BImSchV /66/ entstehen. Die Rauchgasreinigung muss daher in der Abfallwirtschaftskonzept Berlin ­ Teil 1 103

Lage sein, nicht nur die Hauptschadstoffe wie Schwefeldioxid effektiv zu mindern, sondern auch Quecksilber zu eliminieren.

Mittelfristig planen die BWB daher die Ertüchtigung der Rauchgasreinigung der 3

Klärschlammverbrennungslinien am Standort Ruhleben. Mit der Errichtung und Inbetriebnahme einer neuen Rauchgasreinigungsanlage in den Jahren 2011 bis 2014 wird der Ausstoß schädlicher Quecksilberemissionen dauerhaft unter die derzeitigen Vorgaben der 17. BImSchV gesenkt. 2008 fielen in dieser Anlage 3.880 Mg Gips und 145 Mg Schlamm aus der Rauchgasreinigung an. Der anfallende Gips (Abfallschlüsselnummer 10 01 05) wird der Verwertung auf einer Altdeponie zugeführt. Die Rauchgasreinigungsrückstände werden als gefährliche Abfälle unter der Abfallschlüsselnummer 19 01 05 in einer Untertagedeponie entsorgt. Die Entsorgungswege stehen auch zukünftig zur Verfügung. MAP=Magnesium-Ammonium-Phosphat klima- und ressourcenrelevante Effekte; schwarz = vorhanden Technologieschritte Abfallwirtschaftskonzept Berlin ­ Teil 1104

Stoffliche Verwertung von Klärschlamm

Der Hauptgrund für die Phosphatelimination in der Abwasserreinigung liegt in seiner Eigenschaft als Pflanzennährstoff. Bei zu hohen Phosphatgehalten im Wasser besteht die Gefahr der Eutrophierung. Massives Algenwachstum in den Gewässern und Tiersterben sind die Folge. Deshalb wird das Berliner Abwasser mittels biologischer Phosphatelimination von Phosphat gereinigt. Das Phosphat reichert sich im Klärschlamm an. Für das Land Berlin errechnet sich eine Gesamtphosphatfracht im kommunalen Abwasser von ca. 2.500 Mg/a Phosphat (unter der Annahme einer spezifischen Fracht von 2 g P/ E·d). Diese werden gegenwärtig mit dem Berliner Klärschlamm unwiederbringlich beseitigt.

Klärschlamm gilt als Schadstoffsenke für eine Vielzahl weiterer unerwünschter Abwasserinhaltsstoffe. Die mühsam aus dem Abwasser herausgefilterten Schadstoffe würden bei direkter landwirtschaftlicher Verwertung von Klärschlamm wieder ubiquitär im Boden verteilt und in die Nahrungskette zurückgeführt werden. Insbesondere deshalb erfolgt keine landwirtschaftliche Verwertung der Klärschlämme des Landes Berlin, sondern wie beschrieben die Entsorgung durch Verbrennung.

Bei der Klärschlammverbrennung gehen jedoch wertvolle Klärschlamminhaltsstoffe, wie Humus und Phosphat, verloren.

In Deutschland werden ca. 85 % der Phosphate in der Düngemittelindustrie eingesetzt. Ein weiterer bedeutender Anteil entfällt auf die Waschmittelherstellung. Phosphaterzlagerstätten sind weder in Deutschland noch Europa vorhanden. Phosphatsubstitute, die einen Einsatz von Rohphosphaten verzichtbar machen würden, existieren nicht. So sind die Düngemittel- und Waschmittelhersteller auf Importe angewiesen.

Die zunehmende Rohstoffverknappung und der Klimawandel stellen insbesondere die Düngemittelindustrie aber auch die Landwirtschaft sowie die chemische Industrie langfristig vor große Herausforderungen. Immer wichtiger wird der nachhaltige Umgang mit der Ressource Phosphat.

Überdies wurde in einer im Jahr 2006 durchgeführten und aktualisierten Ökobilanzierung verschiedener Klärschlammentsorgungswege neben den klassischen ökobilanziellen Wirkungskategorien wie Treibhauseffekt, Versauerung, Eutrophierung und Humantoxizität festgestellt, dass durch den bisher ökobilanz- methodisch nicht normierten Schadstoffeintrag in die Böden die Verwertung im Landschaftsbau gegenüber allen anderen Entsorgungswegen am ungünstigsten abschneidet.