Agiotheorie

Agiotheorie, Kapitalzinstheorie - gegen die marxistische Mehrwerttheorie gerichtete vulgärökonomische Lehre Eugen von Böhm-Bawerks, die Zins und Durchschnittsprofit auf die unterschiedliche subjektive Schätzung von (genussreifen) Gegenwartsgütern und Zukunftsgütern (Produktionsmittel und Arbeitsleistungen, die in der Produktion zu erst künftig verfügbaren Genussgütern ausreifen) zurückführt. Die unterschiedlichen Verhältnisse von Bedarf und Deckung in verschiedenen Zeiträumen sowie die systematische, perspektivisch zunehmende Unterschätzung künftiger Bedürfnisse und der zu ihrer Befriedigung dienenden Mittel führen nach der Agiotheorie zur Überbewertung der sog. Gegenwartsgüter, Gegenwärtige Güter sind in aller Regel mehr wert als künftige Güter gleicher Art und Zahl. Kapitalisten, die Gegenwartsguter feil haben, gebe es wenige, Proletarier, die sie kaufen müssen, unzählige. Daher sei der Gewinn (Aufgeld, Agio) aus dem Tausch von Gegenwartsgütern gegen Zukunftsgüter (vor allem die Arbeitskraft) ökonomisch notwendig; nur die Höhe des Gewinns könne, falls sie ein Übermaß erreiche, kritisiert werden. Die Agiotheorie fand in dieser Form in der bürgerlichen Ökonomie kaum Anhänger.