Agrarstruktur

Agrarstruktur - Gesamtheit der ökonomischen und politischen Verhältnisse auf dem Lande in einer bestimmten historischen Epoche. Die Agrarstruktur wird durch die jeweils bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmt, insbesondere durch den Entwicklungsstand der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse eines Landes. Bei der Charakterisierung der Agrarstruktur sind zu berücksichtigen: die Verteilung des Eigentums an den Produktionsmitteln, insbesondere am Grund und Boden, die Klassenverhältnisse, vor allem die gesellschaftliche Stellung und die Lage der unmittelbaren Produzenten in der Landwirtschaft, die Rechtsverhältnisse, die Betriebsgrößenstruktur, die Flurordnung, das Siedlungswesen sowie die natürlichen Bedingungen der Agrarproduktion, die Art der Bodennutzung, der Stand und die Anwendung der Technik und Wissenschaft. Die Agrarstruktur, früher innerhalb der Gesellschaftsstruktur ein relativ konservatives Element, unterliegt in neuerer Zeit einer radikalen Veränderung. In vielen kapitalistischen Ländern wird die kleinbäuerliche Warenproduktion durch Formen der kapitalistischen Großproduktion mehr und mehr verdrängt. Jährlich werden hier Zehntausende von Klein- und Mittelbauern ruiniert. Über das kapitalistische Vertragssystem stehen auch formal selbständige Landwirte in ökonomischer Abhängigkeit von den Industrie- und Handelsmonopolen (Integration, vertikale). In den sozialistischen Ländern ist die Agrarstruktur durch die völlige oder teilweise Nationalisierung des Grund und Bodens, die Liquidierung des Großgrundbesitzes, die Durchführung demokratischer Bodenreformen und die Beseitigung der Ausbeutung, die Entwicklung der genossenschaftlichen Großproduktion, die Intensivierung und die schrittweise Anwendung industriemäßiger Produktionsmethoden sowie die grundlegende Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen auf dem Lande gekennzeichnet.