Antreibersysteme

Antreibersysteme - Maßnahmen und Methoden der herrschenden Klassen der Ausbeutergesellschaftsordnung zur Verstärkung der Ausbeutung der Werktätigen. Antreibersysteme resultieren aus dem Privateigentum an Produktionsmitteln und dem Streben der Ausbeuter nach Vergrößerung des Mehrproduktes als Ergebnis der unbezahlten Mehrarbeit der Werktätigen. Die in der Sklaverei und im Feudalismus vorherrschenden Antreibersysteme waren durch Grausamkeit und Offenheit in den Methoden des ökonomischen und außerökonomischen Zwangs gekennzeichnet. Auch in den ersten Entwicklungsetappen des Kapitalismus zeigten sich die Antreibersysteme gegenüber den Arbeitern in unverhüllter und brutaler Form.

In Abhängigkeit vom Entwicklungsstand der Produktivkräfte und von der geringen Stärke und politischen Reife der Arbeiterklasse strebten die Kapitalisten im Frühstadium der kapitalistischen Entwicklung die Erzielung von absolutem Mehrwert durch extensive Ausdehnung des Arbeitstages (Verlängerung der Arbeitszeit) oft bis an die Grenze des physisch Möglichen sowie durch die Erhöhung der Arbeitsintensität an. Die massenweise Anwendung unterbezahlter Frauen und Kinderarbeit war typisch. Die weitere Entwicklung des Kapitalismus führte zur vorrangig intensiven Nutzung des Arbeitstages und zur Herausbildung neuer Antreibersysteme. Neue Formen machten sich auch durch die wachsende Stärke der Arbeiterbewegung und - nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution - durch den Einfluss der Errungenschaften des realen Sozialismus erforderlich. Beginnend mit Taylor und Gilbreth wurde der Arbeitsprozess zunehmend mit wissenschaftlichen Methoden analysiert, um weitere Möglichkeiten der Profitsteigerung zu erschließen. Konzentrierte man sich anfangs in diesem wissenschaftlichen System der Schweißauspressung vorrangig auf die physiologischen Komponenten des menschlichen Arbeitsvermögens und die materielle Stimulierung der Arbeitsleistung, so erkannte man sehr bald die Bedeutung psychologischer Faktoren. Moralische Anreize wurden mit materiellen kombiniert und sollen zur Verbesserung der Einstellung der Werktätigen zur Arbeit sowie auch zur Festigung des kapitalistischen Systems beitragen. Mit Hilfe der analytischen Arbeitsbewertung, der Vorgabezeiten, antreibender Lohnsysteme und von sog. Gewinnbeteiligungssystemen, durch kapitalistische Anwendung der Technik und durch die umfassendere Ausnutzung von Qualifikation und moralischen Antrieben im Rahmen der Humanisierung der Arbeit, wird eine Erhöhung der Arbeitsintensität und eine Verstärkung der Ausbeutung erreicht. Auch angeblich humanere Arbeitsbedingungen können nicht verbergen, dass die Existenz kapitalistischer Ausbeutung immer das Bestehen und die Weiterentwicklung der Antreibersysteme erforderlich macht. Heute sind die Formen und Methoden der Antreibersysteme raffinierter und schwerer durchschaubar geworden, an ihrem Wesen und an ihrer Zielrichtung hat sich jedoch nichts geändert. Folgen der Antreibersysteme sind vor allem steigende Arbeitshetze, die durch den Druck der Arbeitslosen noch verstärkt wird, Vergeudung und Zerstörung von Arbeitsvermögen, körperliche und geistige Überanspruchung mit Frühinvalidität, hohe Unfall- und Krankenstandsquoten, weiterhin Missachtung der Sicherheitserfordernisse am Arbeitsplatz, Überstunden u. a. m. Die Streikbewegung in den kapitalistischen Ländern zeigt, dass wachsende Teile der Arbeiterklasse die Bedrohung durch die Antreibersysteme erkennen und sich zur Wehr setzen.