Arbeitsklassifizierung

Arbeitsklassifizierung - Bestimmung und Einteilung der Arbeit nach den Anforderungen der Arbeitsaufgabe an das Arbeitsvermögen im Rahmen und als Bestandteil der wissenschaftlichen Arbeitsorganisation. Gestützt auf Anforderungsstudien ermittelt die Arbeitsklassifizierung die aus der Arbeit resultierenden Anforderungen an die Qualifikation und Verantwortung, die körperliche und geistige Beanspruchung und ordnet hiernach die Arbeiten im Rahmen einer optimalen Zahl von Qualifikationsgruppen der zutreffenden Lohn bzw. Gehaltsgruppe (nach den Qualifikationsanforderungen) und der jeweiligen Beanspruchungsgruppe (für erhöhte bzw. zusätzliche Beanspruchungen) zu. Sie zieht Schlussfolgerungen für die Gestaltung der Arbeitsaufgaben, für Arbeitserleichterungen und trifft normative Festlegungen für eine optimale Anforderungsstruktur (Anforderungsnormung). Die Arbeitsklassifizierung fördert eine exakte Planung der Arbeit nach Art und Höhe der Qualifikation. In Verbindung mit dem Vergleich von erforderlicher und vorhandener Qualifikation (Qualifikationsgruppen) ermöglicht die Arbeitsklassifizierung, notwendige Qualifizierungsmaßnahmen und die Ausarbeitung von Berufsbildern zu begründen. Über Eingruppierung und Grundlagen für die Tarifgestaltung (Tariftabellen) gewährleistet die Arbeitsklassifizierung, dass qualifizierte und schwere Arbeit von der Gesellschaft materiell höher anerkannt wird als unqualifizierte bzw. leichte Arbeit. Damit werden eine planmäßige, bedarfsgerechte Ausbildung und rationeller Einsatz der Arbeitskräfte gefördert. Die Arbeitsklassifizierung vergleicht im Arbeitsprozess die Anforderungen aus unterschiedlich qualifizierter und schwerer Arbeit (im Wertbildungsprozess unterschiedlich komplizierte Arbeit) mit den Anforderungen aus unqualifizierter bzw. leichter (einfacher) Arbeit. Dieser Vergleich erfolgt analytisch, getrennt für jede Anforderungsart und ist ein fester Bestandteil des Arbeitsstudiums. Die unqualifizierte bzw. leichte Arbeit ist das Bezugsmaß der Arbeitsklassifizierung. Der Arbeitsprozess und die aus ihm erwachsenden Anforderungen an das Arbeitsvermögen sind Grundlage und Gegenstand der Arbeitsklassifizierung. Der Arbeitsprozess stellt sich - bezogen auf den Werktätigen - als eine bestimmte Arbeitsaufgabe dar. Die Arbeitsaufgabe als Ganzes ermöglicht es, alle wesentlichen Arbeitsanforderungen vollständig zu erfassen. Die Arbeitsaufgabe ist somit die Bezugsbasis für die Ermittlung aller wesentlichen Arbeitsanforderungen.

Die Verfahren der Arbeitsklassifizierung unterscheiden sich wesentlich nach der Art der Ableitung und Gliederung der verschiedenen Anforderungsarten und ihrer Unterteilung in Anforderungsstufen. Unter den Bedingungen der sozialistischen Produktionsverhältnisse und der wissenschaftlich-technischen Revolution müssen Analyse, Systematisierung, Abstufung und Wichtung der Arbeitsanforderungen so erfolgen, dass alle wesentlichen Anforderungen exakt erfasst und die wichtigsten, mit der technisch- ökonomischen Entwicklung an Bedeutung zunehmenden, hervorgehoben werden. Damit muss die Arbeitsklassifizierung vordringlich auf den Erwerb der erforderlichen Qualifikation, die Erleichterung der Arbeit, die Arbeit unter fortgeschrittenen Produktions- und Arbeitsbedingungen und die volle Nutzung der Technik und des Arbeitsvermögens orientieren. Die Arbeitsklassifizierung ist eine ständige Aufgabe; ihre Methodik und Hilfsmittel sind laufend der ständig fortschreitenden Entwicklung der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse anzupassen.

Die Methoden der Arbeitsklassifizierung lassen sich in zwei Gruppen einteilen: summarische und analytische; beide können auch in Kombinationen angewendet werden. Bei der summarischen Methode wird die Höhe der Arbeitsanforderungen als Komplex, ohne analytisch gezielte Wuchtung der einzelnen Anforderungsarten, eingeschätzt. Diese Methode ist zwar einfach und führt relativ schnell zu Eingruppierungsunterlagen, begünstigt jedoch subjektive Entscheidungen bzw. Fehleinstufungen. Ihre Angaben sind zu grob und undifferenziert für eine exakte Planung und Leitung. Bei der analytischen Methode werden die sich aus der Arbeitsaufgabe ergebenden Anforderungen nach ihrer Zusammensetzung untersucht und einzeln beurteilt. Durch eine begründete und einheitliche Kombination der Wertung aller Anforderungen wird ein differenzierteres und genaueres Bild über den Qualifikation- und Beanspruchungsgrad der Arbeit erreicht. Die analytische Methode ist bei richtiger Anwendung exakt; ihre Ergebnisse sind vielfältig verwertbar, jedoch ist sie schwieriger zu handhaben und erfordert größeren Aufwand. - Das bisher in angewandte System der Arbeitsklassifizierung stellt eine Kombination von summarischer und analytischer Methode dar. Auf analytischem Wege wurden durch Expertenkommissionen der einzelnen Zweige für die jeweils typischen Arbeiten Tätigkeitsbeispiele - auch Qualifikationsmerkmale gen. - ermittelt und in den Wirtschaftszweiglohngruppenkatalogen (WLK) zusammengestellt. Dabei gruppieren die Betriebe die verschiedenen Tätigkeiten mehr oder weniger summarisch durch Vergleich mit Tätigkeitsmerkmalen der WLK ein. Analog ist das Verfahren bei Angestellten, wo es Kataloge bzw. für verschiedene Kategorien Rahmenmerkmale, getrennt nach Wirtschaftszweigen, gibt. Die Katalogmethode wird gegenwärtig auch in den anderen sozialistischen Staaten überwiegend angewandt. Sie orientiert vor allem auf einheitliche Klassifizierungsergebnisse im Zweig, ist jedoch wenig elastisch. Ihre ständige Anpassung an die sich rasch verändernden Bedingungen und die Berücksichtigung neuer Tätigkeiten erfordern einen umfangreichen und gut funktionierenden Änderungsdienst.

Gegenwärtig liegen als neue Klassifizierungsunterlagen je eine Grundmethodik der Arbeitsklassifizierung für Produktionsarbeiten (Teil A) und für die Vorbereitung, Leitung, Realisierung und Abrechnung der Produktion (Teil B) im Bereich Industrie und Bauwesen mit zweigspezifischen Erläuterungen vor. Durch diese Gliederung kann - bei Wahrung der methodischen Einheitlichkeit - gesichert werden, dass die spezifischen Besonderheiten in der Struktur und Höhe der Anforderungen an die Qualifikation und Verantwortung in den einzelnen Interproduktionsphasen weitestgehend berücksichtigt werden. Die Gesamtheit der Anforderungen an die Qualifikation und Verantwortung ist nach Anforderungsgruppen geordnet, und diese sind nach Anforderungsarten in einzelne Anforderungstabellen gegliedert; sie widerspiegeln die spezifische Struktur der Anforderungen an die Qualifikation und Verantwortung. In den Anforderungstabellen ist die Höhe der Anforderungen an die Qualifikation und Verantwortung durch eine bestimmte Anzahl von Anforderungsstufen, deren Beschreibung und Punktbewertung ausgedrückt.