Arbeitspsychologie
Arbeitspsychologie - Zweig der Psychologie, der sich mit dem dialektischen Verhältnis von Mensch und Arbeit befasst. Insofern steht die Arbeitspsychologie einerseits mit der Theorie und Methodologie der allgemeinen, differentiellen Psychologie, und Persönlichkeitspsychologie im engen fachspezifischen Zusammenhang, andererseits nimmt sie in der Praxis Bezug auf die vielfältigen gesellschaftlichen Erfordernisse innerhalb der Volkswirtschaft (Produktion, Verkehr, Verwaltung, Handel). Auf der Grundlage der sozialistischen arbeitsrechtlichen Verhältnisse trägt sie mit ihren Untersuchungsergebnissen zur Entwicklung der Produktivkräfte, zur Steigerung der Arbeitsproduktivität sowie zum Gesundheits- und Arbeitsschutz der Werktätigen bei und gehört somit zur wissenschaftlichen Fundierung der Arbeitsorganisation und Leitungstätigkeit. Gegenstand der Arbeitspsychologie ist nicht schlechthin die Arbeit, sondern es sind die psychischen Komponenten der Arbeitstätigkeit in Abhängigkeit von den Bedingungen, unter denen sie abläuft. Bei den psychischen Komponenten der Arbeitstätigkeit handelt es sich um spezifische Formen der subjektiven Widerspiegelung der objektiven Realität, die sich auf der Grundlage der höheren Nerventätigkeit und innerhalb des individuellen Leistungsvorgangs vollziehen. Die jeweiligen Arbeitsbedingungen unterteilt man in innere, d. h. subjektive Bedingungen als Tätigkeitsvoraussetzungen, und äußere, d. h. objektive Bedingungen als technische, organisatorische, soziale und ideelle Bestimmungsfaktoren. - Die Aufgaben und Zielsetzungen der Arbeitspsychologie werden von der Produktionsweise, im Einzelnen vom Niveau der Produktivkräfte und vom Charakter der Produktionsverhältnisse bestimmt. Im Verlauf der etwa sechzigjährigen Entwicklung der Arbeitspsychologie (früher vor allem als industrielle Psychotechnik bezeichnet) veränderten sich mit dem Fortschritt der Technik und Technologie die zentralen psychologischen Fragestellungen und Probleme: Anfangs herrschten Bemühungen vor, die Arbeitsmotorik im Zusammenhang mit der Werkzeughandhabung und Maschinenbedienung zu untersuchen sowie die Handgriffe hinsichtlich Form und Anordnung bewegungsoptimal zu gestalten; mit der Einführung der Fliessfertigung verlagerte sich das Forschungsinteresse auf die Besonderheiten der psychischen Beanspruchung durch die technologisch bedingte, zeitlich zwangsläufige Tätigkeit und auf einen rationellen Arbeitsablauf ; mit der Entwicklung der Automatisierungstechnik ergeben sich neue Anforderungen, z. B. Optimierung des Systems Mensch-Automat, Modellierung psychischer Operationen, Auswahl und Training von Operateuren (Spezialgebiete der Ingenieurpsychologik). Entsprechend der gesellschaftlichen Determiniertheit der arbeitspsychologischen Aufgaben und Probleme durch den Charakter der Produktionsverhältnisse wird im Kapitalismus die Arbeitspsychologie - nach Maßgabe der Unternehmerinteressen- im Rahmen der kapitalistischen Rationalisierung und Betriebspolitik einseitig entwickelt und ausgenutzt; im Sozialismus vermögen arbeitspsychologische Beiträge, das gesamtgesellschaftliche Anliegen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts bei allseitiger Förderung und maximalem Schutz des arbeitenden Menschen zu unterstützen. Zur arbeitspsychologischen Grundlagenforschung rechnet man Untersuchungen zu Gesetzmäßigkeiten der psychischen Handlungsregulation, der Fertigkeitsentwicklung sowie der Indikation und Wirkung psychischer Arbeitsbeanspruchungen bzw. Belastungswirkungen. Arbeitspsychologische Einzelprobleme zur Leistungsverbesserung und Persönlichkeitsformung liegen hauptsächlich in folgenden Bereichen betrieblicher Aufgaben und Maßnahmen: Wissenschaftliche Arbeitsorganisation, Gesundheits- und Arbeitsschutz, Arbeitskooperation, -kommunikation und -Kollektivbildung, Berufsbildung und Kaderarbeit. Hauptmethoden arbeitspsychologischer Forschungsmethoden sind das Experiment, die Beobachtung sowie die Analyse der Produkte der Arbeitstätigkeit. Bei psychologischen Arbeitsuntersuchungen in der Betriebspraxis werden die einzelnen Methoden komplex und je nach Problemlage akzentuiert angewandt. Die Arbeitspsychologie hat mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen enge Verbindungen, bes. mit der Arbeitsökonomie, Arbeitsmedizin, Arbeitssoziologie, Berufs- und Erwachsenenpädagogik.