Austauschverhältnisse

Austauschverhältnisse - Verhältnisse, unter denen sich der Austausch der Tätigkeiten bzw. Produkte der durch Arbeitsteilung getrennten Produzenten vollzieht. Als wesentlicher Bestandteil der Produktionsverhältnisse umfassen sie i. e. S. die ökonomischen Beziehungen der Menschen in der Sphäre der Distribution und Zirkulation. I. w. S. sind alle Produktionsverhältnisse zugleich Austauschverhältnisse, da sich das gesellschaftliche Zusammenwirken der arbeitsteilig getrennten Produzenten bereits im unmittelbaren Produktionsprozess als Austausch der Tätigkeiten vollziehen muss. - Das Wesen der Austauschverhältnisse wird durch den Charakter der Produktionsverhältnisse geprägt. In einer durch Klassen gespaltenen Gesellschaft haben sie Klassencharakter. So schließen die Austauschverhältnisse im Kapitalismus den Ausbeutungsprozess ein, der sich über den Kauf und Verkauf der Ware Arbeitskraft vollzieht, sich also als Austausch zwischen Kapital und Arbeit darstellt. - Eine Warenart tauscht sich gegen eine andere in einem bestimmten quantitativen Verhältnis aus. Obwohl dieses Verhältnis in der Wertform im Austauschprozess in Erscheinung tritt, wird es im wesentlichen durch Faktoren außerhalb der Zirkulationssphäre bestimmt. Im Prinzip tauschen sich zwei Waren entsprechend der zu ihrer Herstellung gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit, d. h. entsprechend ihren Wertgrößen aus. Dieses Prinzip setzt sich in Abhängigkeit von den Produktions- und Realisierungsbedingungen jeweils in modifizierter Form durch. So erfolgt im Kapitalismus der Warenaustausch zu Produktionspreisen (Kapitalismus der freien Konkurrenz) bzw. zu Monopolpreisen (Monopolkapitalismus). Der Preisbildung liegt der Wert der Waren in seiner historisch bestimmten modifizier- ten Form zu Grunde. Das Gesetz, dass Wert und Preis deckungsgleich sind, gilt stets nur für die Wert- und Preissummen aller Waren, nicht für eine einzelne Ware. Der Monopolkapitalismus schafft darüber hinaus neue Formen des Nichtä- quivalentenaustausches, so Unterbezahlung der Ware Arbeitskraft, Preisschere gegenüber der Landwirtschaft, ökonomisch schwach entwickelten und abhängigen Ländern sowie auch gegenüber den nichtmonopolisierten Produzenten. - Mit wachsender Vergesellschaftung der Produktion, Vertiefung der Arbeitsteilung und Differenzierung der Produktivkräfte steigt die Bedeutung der Austauschverhältnisse. Die bewusste, den objektiven ökonomischen Gesetzen Rechnung tragende Gestaltung der Austauschverhältnisse im Sozialismus ist ein wesentlicher Bestandteil der sozialistischen Produktionsverhältnisse. Damit erhält die planmäßige, mit den anderen Bereichen Austauschverhältnisse im gesamten System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft eine immer größere Bedeutung. Die Austauschverhältnisse werden den gesellschaftlichen Interessen untergeordnet und ihre Kategorien, so die Lohn- und Preisgestaltung, als ökonomische Hebel zur Verwirklichung des Prinzips der materiellen Interessiertheit mit dem Ziel einer optimalen Entwicklung der sozialistischen Wirtschaft sowie zur Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen angewandt.