Automatisierung

Automatisierung - Ersetzung der arbeitsausfürenden Funktion des Menschen und der Funktion der unmittelbaren Steuerung und Kontrolle des Arbeitsprozesses durch Maschinen und Anlagen; höchste Stufe der maschinellen Großproduktion unter den Bedingungen der wissenschaftlich- technischen Revolution. Das qualitativ neue Moment der Automatisierung gegenüber der klassischen Maschinerie besteht in der maschinellen Erfassung, Speicherung, Übertragung und Verarbeitung von Informationen. Die automatisierte Maschinerie wird deshalb vielfach als informationsumwandelnde Maschinerie bezeichnet. Charakteristische Stufen der Automatisierung sind: a) Teilautomatisierung. Bei ihr handelt es sich um die Automatisierung eines Maschinensystems. Dazu zählen in erster Linie die automatisierten Fertigungsstraßen. Auf ihnen werden die Arbeitsoperationen einer bestimmten Bearbeitungsart zu einem geschlossenen System zusammengefasst, wobei sich die Automatisierung auf bestimmte Teile des Produktionsprozesses erstreckt. b) Vollautomatisierung. Sie erstreckt sich auf vollständige Betriebsanlagen und ist durch den Einsatz von Mitteln der technischen Kybernetik, insbesondere von elektronischen Datenverarbeitungsanlagen, gekennzeichnet. Mit diesen Anlagen wird nicht nur der Arbeitsablauf der Abteilungen oder des gesamten Betriebes gesteuert, sondern es werden zugleich die günstigsten Bedingungen dieser Steuerung selbsttätig gewählt. Die Unterscheidung zwischen Teilautomatisie- rung und Vollautomatisierung stellt eine klare Abgrenzung dar und ermöglicht eine rationelle Leitung und Planung des Automatisierungsprozesses. In älterer Literatur finden sich noch die Begriff e Kleinautomatisierung (Automatisierung einzelner Baugruppen, Aggregate und Maschinen) und Komplexautomatisierung (Automatisierung von zusammenhängenden Abschnitten des Produktionsprozesses einschließlich der Leitung und Steuerung der Produktion). Die Kleinautomatisierung ist Bestandteil der Teilautomatisierung. Die Komplexität ist ein Erfordernis der Vollautomatisierung. Für die Anwendung dieser Begriffe, deren Bildung historisch bedingt war, besteht keine Notwendigkeit mehr. - Die Automatisierung befreit den Menschen von der unmittelbaren Teilnahme am Produktionsprozess, macht ihn jedoch nicht überflüssig. Die geistige und materielle Beherrschung der Naturprozesse und deren Nutzung in der gesellschaftlichen Produktion bleibt stets das Werk des Menschen. Die Automatisierungsmittel schaffen die Voraussetzungen und Möglichkeiten für eine volle Entfaltung der schöpferischen Arbeit der Werktätigen und die bessere Beherrschung der Naturprozesse. Das Schwergewicht der Teilnahme des Menschen am Produktionsprozess verlagert sich von der unmittelbaren Bedienung der Maschine auf die Entwicklung und Schaffung automatischer Anlagen, auf die Ausarbeitung der technologischen Prozesse und die langfristige Vorbereitung der Produktion sowie die Einrichtung, Instandhaltung und Reparatur der automatischen Maschinensysteme. Der Nutzen der Automatisierung drückt sich im Sozialismus nicht nur in technischen und ökonomischen Daten aus, sondern in seiner gesamten Wirkung für die entwickelte sozialistische Gesellschaft. Die Automatisierung erhöht den Nutzeffekt der gesellschaftlichen Arbeit vor allem über folgende Faktoren: a) Die Produktion je Beschäftigter (Arbeitsproduktivität) wird wesentlich gesteigert; b) der Aufwand für lebendige Arbeit (Zahl der Arbeitskräfte, Lohnaufwand) wird beträchtlich vermindert; c) eine gleichmäßig gute Qualität der Erzeugnisse wird erreicht; d) der Materialaufwand kann in vielen Fällen gesenkt werden; e) die Umlaufmittel können vermindert werden, da der Produktionszyklus verkürzt wird; f) der Aufwand an Produktionsfonds je Einheit des Erzeugnisses kann fallen; g) die Arbeitsbedingungen werden verbessert. - Die Automatisierung ist damit ein sehr wichtiger Faktor der Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion. Der Nutzen der Automatisierung bezieht nicht nur einzelne ökonomische Effekte ein, sondern be-rührt fast alle Seiten der Ökonomie des automatisierten Prozesses. Die Bestimmung und Beurteilung des Nutzens der Automatisierung muss von volkswirtschaftlichen Überlegungen ausgehen und solche Faktoren berücksichtigen wie Bedarfsentwicklung und -deckung, Auswirkung der Automatisierung auf vor- und nachgelagerte Zweige, Folgen für den Export und Import, volkswirtschaftliche Proportionen und internationale Arbeitsteilung. Der Automatisierungseffekt wird durch intensive Ausnutzung der vorhandenen automatischen Maschinen und Prozesse erhöht. Deshalb ist die dreischichtige Auslastung von wesentlicher Bedeutung für die Erhöhung der Effektivität der Automatisierung. Die Maßnahmen zur Erhöhung des Automatisierungseffekts müssen den gesamten Reproduktionsprozess komplex erfassen. Sie müssen in der technischen, organisatorischen und ökonomischen Vorbereitung der Produktion (Forschung, Entwicklung und Überleitung) beginnen, den gesamten Fertigungsprozess durchziehen und auch die Absatzprozesse (z. B. Lagerwesen für Fertigwaren) einbeziehen. Die Automatisierung der Produktion ist so zu gestalten, dass durch die Automatisierung manueller und formalisierbarer geistiger Prozesse der zunehmend geistig-schöpferischen Tätigkeit der Produktionsarbeiter umfassende Entfaltungsmöglichkeiten gegeben werden. Es darf nicht einseitig von technischen Entwicklungsrichtungen der Produktion ausgegangen werden. Vielmehr sind die technisch-technologischen Lösungen in Übereinstimmung mit den Entwicklungstendenzen des sozialistischen Charakters der Arbeit zu projektieren und anzuwenden. Es ist eine solche Produktionstechnologie zu schaffen, die der spezifisch sozialistischen Entwicklung des Charakters der Arbeit und der Arbeitsfunktionen sozialistischer Produzenten entspricht. - Im Prozess der Automatisierung der Produktion nehmen die Anforderungen an die Werktätigen bedeutend zu. Einerseits wird ein hohes fachliches Wissen über die Automatisierungstechnik und die Zusammenhänge des technologischen Verfahrens verlangt. Andererseits wachsen auch die Anforderungen an die gesellschaftliche und politische Verantwortung. - Die Automatisierungsvorhaben werden auf solche Bereiche, Zweige und Betriebe konzentriert, die die Steigerung der Arbeitsproduktivität bedeutend voranbringen und von denen wesentliche Impulse für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in anderen Bereichen und für die Erhöhung der Produktivität und die Steigerung der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion ausgehen. Die Automatisierung ist damit planmäßig in Obereinstimmung mit dem erreichten Niveau der Produktivkräfte unter Wahrung und Sicherung der proportionalen Entwicklung der Volkswirtschaft und entsprechend den gegebenen volkswirtschaftlichen Möglichkeiten durchzuführen. Das schließt die Koordinierung der A. mit anderen Formen der sozialistischen Rationalisierung ein. Die automatisierte Produktion muss als fließender, kontinuierlicher Gesamtprozess gestaltet werden. Neben der regelmäßigen Zu- und Abführung der Werkstücke ist auch eine planmäßige Wartung, Instandhaltung und Werkzeugbereitstellung zu gewährleisten. Zur maschinellen Erfassung, Übertragung, Speicherung und Verarbeitung von Informationen wird das System der informationsverarbeitenden Geräte und Anlagen in das gesamte Maschinensystem integriert. Bei der Entwicklung der höheren Stufen der Automatisierung nimmt die elektronische Datenverarbeitung die Schlüsselstellung ein (D Automatisierungsgrad). Auch unter kapitalistischen Bedingungen wird im Prozeß der wissenschaftlich-technischen Revolution die Automatisierung (hier auch Automation gen.) verstärkt eingeführt, jedoch mit prinzipiell anderen sozialökonomischen Voraussetzungen, Bedingungen und Auswirkungen. In den kapitalistischen Ländern zwingt das Gesetz der Konkurrenz und Anarchie die Kapitalisten, automatische Maschinen und Anlagen einzusetzen, weil sie mit dem Einsatz der neuesten Technik bedeutende Extraprofite und Vorteile gegenüber den Konkurrenten erzielen. Die Durchsetzung der Automatisierung ist hier also den Profitinteressen untergeordnet. Der zur Automatisierung erforderliche Kapitalaufwand und die erforderliche Massenproduktion engen die Automatisierung weitgehend auf Großbetriebe und Monopole ein. In diesem Prozess werden zahlreiche Klein- und Mittelbetriebe ruiniert. Während im Sozialismus alle mit der Umgruppierung und Verteilung von Arbeitskräften entstehenden Probleme im Einklang mit den persönlichen und gesellschaftlichen Interessen gelöst werden, richtet sich die Automatisierung im Kapitalismus gegen die Interessen der Werktätigen. In den kapitalistischen Ländern verstärkt die Automatisierung die Existenzunsicherheit der Arbeiterklasse. Mit der Automatisierung sind unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen verstärkte Arbeitslosigkeit, Verlust materieller Vergünstigungen und der erreichten Qualifikation sowie Umstellungsschwierigkeiten, mit denen die Arbeiter allein fertig werden müssen, verbunden. Im Kapitalismus gibt es keine gesamtgesellschaftliche Konzeption für die Einführung der Automatisierung. Die Automatisierung vertieft hier den Grundwiderspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Arbeit und der privatkapitalistischen Aneignung. Automat, Automatisierungskoeffizient, Datenverarbeitungsanlage, elektronische, Fließfertigung, Fortschritt, wissenschaftlich-technischer, Intensivierung 1., Nutzeffekt von wissenschaftlich- technischen Aufgaben und Investitionen, ökonomischer, Revolution, wissenschaftlich-technische.