Bauglas

Bauglas: Sammelbegriff für die im Bauwesen verwendeten Gläser. Es sind ihrer Zusammensetzung nach Silikatgläser mit SiOi als Hauptbestandteil. Das silikatische Grundgerüst verleiht dem Glas hohe chemische Resistenz und Korrosionsbeständigkeit, große Härte und Abrieb- sowie hohe Druckfestigkeit. Aufgrund seiner Struktur ist Glas aber ein spröder kaum formänderungsfähiger Werkstoff geringer Zugfestigkeit, die sich jedoch durch thermische oder chemische Oberflächenvergütune auf das 5- bis l0fache steigern lässt (gehärtetes oder vorgespanntes Glas); auch feine Glasfasern und Erzeugnisse daraus haben hohe Zugfestigkeit. 1. Die größte Bedeutung in der Bautechnik hat Flachglas. 1.1 Tafelglas ist klar durchsichtig und wird senkrecht aus einer Schlitzdüse (Fourcault-Verfahren), direkt aus der freien Schmelzoberfläche (Colburn- bzw. Pittsburgh-Verfahren) oder als ununterbrochenes Band bei gesteuerter Temperatur auf geschmolzenem Metall schwimmend gezogen. Bei dem letztgen. Floatverfahren sind beide Oberflächen planparallel und feuerpoliert und dadurch klare, verzerrungsfreie Durchsicht und hervorragende Oberflächenbeschaffenheit gewährleistet. Nach der Dicke unterteilt man Tafelglas in Dünn- (Nenndicke 0,7 bis 1,6 mm), Fenster- (2 bis 4 mm) und Dickglas (4,5 bis 7,5 mm). 1.2. Spiegelglas stellt ein hochwertiges, geschliffenes und poliertes Flachglas dar, das aus Dickglas oder als gegossenes Rohglas hergestellt wird. 1.3. Mit einer hauchdünnen Metallschicht (meist Edelmetall) oberflächenveredeltes Glas hat wärmestrahlenreflektierende Eigenschaften. Die Lichtdurchlässigkeit kann bei manchem (z. B. „Solarpane/Schweden) dem Nutzerwunsch entspr. bei der Herstellung vorbestimmt werden (z. B. für 25 % sichtbares, 15% Infrarotlicht). Eisenhaltige Gläser absorbieren dagegen die Wärmestrahlen. Schließlich gibt es photochromatische Gläser mit submikroskopischen Silberhalogenidkristallen, die sich bei Lichteinfall je nach dessen Stärke grau, braun o. ä. verfärben und so ihre Durchlässigkeit verandern. Alle gen. Gläser werden deshalb für Wärme- und Sonnenschutz-Fenster im Wohnungs- und Gesellschaftsbau eingesetzt. 1.4. Als Thermoscheiben bez. man Verglasungselemente aus 2 oder mehr Scheiben, die durch ein Leichtmetall-Hohlprofil auf Abstand gehalten und unter Verwendung eines Trockenmittels im Hohlprofil - durch einen bei Infrarottrocknung binnen 24 min aushärtenden, temperatur- und wetterbeständigen Polymerisatplast - so verbunden und abgedichtet sind, dass sich zwischen ihnen kein Kondensat bilden kann. Sie zeichnen sich durch hohen Wärmedurchlasswiderstand und gute Schalldämmung aus und ersetzen daher Fenster mit Doppelrahmen. 1.5. Bes. Arten von Flachglas sind trübes Überfangglas für Verkleidungen und Brüstungen, Farbflachglas zur dekorativen Gestaltung sowie weißes und farbiges Antikglas für Kirchen, Kulturbauten, beide mundgeblasen. Ornamentglas ist auf einer Seite glatt, auf der anderen durch Walzen so strukturiert, dass Durchsicht und Blendung vermindert sind, die Lichtdurchlässigkeit aber zu 80 bis 90% erhalten bleibt; es wird vor allem für Trennwände, Türen und Fenster verwendet. Auch Drahtglas ist Walzglas mit eingelegtem punktgeschweißtem Stahldrahtgewebe, das Schutzgegen Einbruch bietet und bei Zerstörung des Glases die Splitter bindet; es kann auch in feuerbeständige Bauteile eingesetzt werden. 2. Einscheiben-Sicherheitsglas (Abk. ESG) ist homogenes, vorgespanntes Glas, das beim Bruch in Krümel zerfällt, während beim Mehrscheiben-Sicherheitsglas (Abk. MSG) oder Verbundglas 2 oder mehr Scheiben unter jeweiligem Zwischenlegen einer Plastfolie unter Druck und Wärme miteinander verbunden und eventuell Splitter durch die Zwischenschicht(en) gebunden werden. Man verwendet beide Arten für Brüstungen, Innen-verglasungen u. a., MSG für Telefonzellen, Turn- und Sporthallen, ESG auch für feuerhemmende Bauteile und einseitig emailliert -dadurch thermisch und mechanisch widerstandsfähiger - als Fassadenglas sowie für dekorative Zwecke. 3. Als Profilglas bez. man C-förmige Bauelemente mit oder ohne Drahteinlage, aus denen sich kittlos, nur durch Plastprofilverbindungen, ein- oder zweischalige Wand- und Dachverglasungen sowie Trennwände bauen lassen. 4. Glasbausteine sind Hohlpreßgläser für lichtdurchlässige Wände. Betongläser und Glasdachsteine stellen ebenfalls Pressgläser dar, die in Decken und Dächern zur Bildung von Lichtöffnungen verwendet werden. 5. Schaumglas entsteht durch Aufschäumen von Silikatglas und wird aufgrund seiner guten Wärmedämmeigenschaften als Dämmstoff eingesetzt; es ist im Unterschied zu anderen Dämmstoffen auch bei hoher Temperatur anwendbar und unbrennbar, druck- und dimensionsfest sowie Chemikalien-, Mikroben- und ungezieferbeständig.

6. Glasfasererzeugnisse. Das Düsenziehverfahren liefert Glasseidenfäden beliebiger Länge, während das Düsenblas- und das Stabziehverfahren Stapelfasern von 40 bis 400 mm Länge ergeben. Stränge aus annähernd parallelen, aber nicht miteinander verdrehten Glasseidenfäden werden als (Glasseiden-)Rovings bez. Sie bilden das Ausgangsprodukt für (Glasseiden-)Rovinggewebe, das mindestens in der Kette aus Rovings besteht. Dagegen werden Glasseidenzwirn- und -twistgewebe aus gedrehten Glasseidenfäden hergestellt. Glasseidenstapelbindermatten entstehen dadurch, dass etwa gleichlange Abschnitte von Glasseidenfäden (Stapel) in gleichmäßig dicker Lage, aber wirr verteilt und mit einem chemischen Bindemittel gebunden werden. Als Glasfaservlies werden gewebelose Materialien aus Stapelfasern bez., die regellos orientiert und gleichmäßig verteilt mit einem Plastbindemittel hergestellt sind.