Bedarf

Bedarf - Gesamtheit der auf Geldfonds beruhenden Anforderungen nach Produktions- und Konsumtionsmitteln (produktiver und konsumtiver Bedarf). Die Struktur des Bedarfs wird von den jeweiligen Bedürfnissen der Produzenten und Konsumenten bestimmt. Der Bedarf verkörpert eine wesentliche Seite der Bedürfnisbefriedigung und damit des ökonomischen Grundgesetzes des Sozialismus. Er bildet deshalb einen entscheidenden Ausgangspunkt für die Planung und Bilanzierung der Produktion und der Versorgung der Bevölkerung. Der Bedarf ist eine ökonomische Kategorie der Warenproduktion und -zirkulation und an die Existenz des Marktes gebunden, über den er realisiert wird. Der produktive Bedarf ist die Gesamtheit der durch finanzielle Mittel bestimmten planmäßigen Anforderungen nach Produktionsmitteln einschließlich Investitionsgütern. Er beruht auf den Planauflagen und der wirtschaftlichen Tätigkeit der Betriebe des produzierenden Bereiches der Volkswirtschaft, d. h. der industriellen, landwirtschaftlichen, handwerklichen Produzenten, des Handels, des Verkehrs, des Post- und Fernmeldewesens, der örtlichen Versorgungswirtschaft, und umfasst Rohstoffe, Halbfabrikate, Maschinen, Bauleistungen usw., soweit diese Erzeugnisse über den Markt realisiert werden. Mit dem wissenschaftlich- technischen Fortschritt entwickelt sich zunehmend der Bedarf der Wirtschaft nach leistungsfähigen Produktionsmitteln, insbesondere nach Produktionsinstrumenten. Durch effektiven, sparsamen Materialverbrauch lässt sich der Bedarf beeinflussen. Dabei spielen Materialverbrauchsnormen eine wichtige Rolle. Sie sind eine wesentliche Grundlage, um den Bedarf zu ermitteln. Die steigende Produktion von Konsumgütern stellt ebenfalls höhere Ansprüche an Umfang und Qualität des Bedarf der Produzenten. Der konsumtive Bedarf umfasst den Bedarf der Bevölkerung, der nichtproduktiven Bereiche, des Staates und der gesellschaftlichen Organisationen. Insbesondere in den sozial-kulturellen Bereichen entsteht der Bedarf durch die Anforderungen der Bevölkerung an die Bedürfnisbefriedigung. Diese Bedürfnisse werden weitgehend unentgeltlich - über gesellschaftliche Fonds - befriedigt (Gesundheits- und Bildungswesen, Kultur, Sport, Erholung). Die gesellschaftlichen Fonds sind die Grundlage, um den Bedarf der nichtproduktiven Bereiche zu decken und die entsprechenden Leistungen hervorbringen zu können. - Der gesamte Bedarf der produzierenden und nicht produzierenden Bereiche sowie des Außenhandels bildet unter methodischem Aspekt den Bedarf der Wirtschaft. Der Bedarf der Wirtschaft und der Bedarf der Bevölkerung ergeben zusammen den volkswirtschaftlichen (gesellschaftlichen) Bedarf, der in der Material-, Ausrüstungs- und Konsumgüter-(MAK-)Bilanzierung eine entscheidende Rolle spielt. - Von spezifischer Bedeutung ist der Bedarf des Außenhandels zur Sicherung der außenwirtschaftlichen Beziehungen. Er umfasst Produktionsmittel aller Art und Konsumgüter für die verschiedenen Staaten und Märkte. Auf dem sozialistischen Weltmarkt wird er vor allem durch die langfristigen Verträge einschließlich Investitionsbeteiligungen bestimmt. Auf den nichtsozialistischen Märkten beeinflusst der harte Konkurrenzkampf bes. der internationalen Monopole sowie die Währungskrise und die sich teilweise schnell ändernden Preise den Bedarf des Außenhandels. Diese Bedarfsschwankungen erfordern, dass Außenhandel und Produzenten schnell reagieren. - Der Bevölkerungsbedarf ist für den konsumtiven Bedarf entscheidend und bestimmt in starkem Maße den Bedarf der Wirtschaft. Er umfasst die Anforderungen nach Konsumgütern und Dienstleistungen, die durch die Bevölkerung in Form des Kaufs erworben oder in Anspruch genommen werden. Der Bedarf der Bevölkerung tritt als kauffähige Nachfrage auf dem Markt auf, d. h. vor allem im Einzelhandel, im Gaststättenwesen, in Dienstleistungseinrichtungen. Der Bedarf muss in Menge, Qualität, Sortiment zum richtigen Zeitpunkt und in sämtlichen Preisgruppen befriedigt werden. Dafür sind Produktion, Handel und Dienstleistungswesen gemeinsam mit den örtlichen Staatsorganen verantwortlich. Dies entspricht der Hauptaufgabe und damit dem ökonomischen Grundgesetz des Sozialismus. - Der Bedarf der Bevölkerung wird in Umfang und Struktur von den Bedürfnissen, den Kauffonds sowie vom Angebot in Waren und Dienstleistungen beeinflusst. Diese Bedarfsfaktoren sind selbst Ergebnis ökonomischer oder außerökonomischer Prozesse und Bedingungen, wie Beschäftigungsgrad, Verbrauchsgewohnheiten, Preisniveau, demographische Entwicklung. In der sozialistischen Gesellschaft werden die Bedarfsfaktoren komplex erfasst und in der Planung berücksichtigt. Der Bevölkerungsbedarf und seine Struktur wandeln sich im Sozialismus gesetzmäßig.