Beschäftigungstheorie

Beschäftigungstheorie - Gesamtheit der bürgerlichen theoretischen Ansichten über die Faktoren, die den Beschäftigungsgrad in einer Volkswirtschaft bestimmen. Bis zum Eintritt des Kapitalismus in die Periode seiner allg. Krise herrschte die Auffassung vor, auf der Grundlage freier Preisbildung, insbesondere bei voller Beweglichkeit der Löhne und wirksamer Regulierung der Investitionen durch den Zins, sei auf lange Sicht die Vollbeschäftigung stets gewährleistet, Ein gewisses Maß sog. Saison- und Reibungsarbeitslosigkeit sei für das Funktionieren des kapitalistischen ökonomischen Systems notwendig. Eine normale Erscheinung sei auch die freiwillige Arbeitslosigkeit, die auf die Weigerung zurückzuführen sei, zu den gebotenen Bedingungen eine Arbeit aufzunehmen. In der allgemeinen Krise überwiegt in der Beschäftigungstheorie diejenige Richtung, die die Massenarbeitslosigkeit im Prinzip als systembedingt anerkennt und für eine Politik der Vollbeschäftigung eintritt. Als ihr Begründer gilt John Maynard Keynes (Keynesianismus), der der älteren Beschäftigungstheorie eine Vernachlässigung solcher psychologischen Faktoren vorwirft, die die Höhe der Nachfrage nach Produktions- und Konsumgüter bestimmen, wie Konsumneigung, Veranlassung zur Investition, Liquiditätsneigung usw. Er fordert aktives Eingreifen des Staates zur Sicherung der Vollbeschäftigung sowie der Produktionsgüternachfrage, vor allem durch staatliche Hilfe für den Unternehmer, öffentliche Arbeiten, Senkung des Reallohns, und erwägt begrenzte Maßnahmen für eine direkte Erhöhung der Konsumgüternachfrage, ohne zwischen parasitärer Konsumtion der herrschenden Klasse und notwendiger Konsumtion der breiten Massen zu unterscheiden.