Bildungsfonds

Die Bildungsfonds der Werktätigen im produktiven Bereich werden im Verlauf der Berufstätigkeit der Arbeitskraft als Teil des notwendigen Produkts einfach reproduziert, während die erweiterte Reproduktion der Bildungsfonds dieser Beschäftigten sowie die einfache und erweiterte Reproduktion der Bildungsfonds der in den nichtproduktiven Bereichen Tätigen aus dem Mehrprodukt erfolgen muss. Inhalt und Anwendungsmöglichkeiten der Kennziffer der Bildungsfonds dürfen nicht überschätzt werden. Dem Bildungsfonds haften alle Einseitigkeiten von Aufwandsgrößen an. Sie informieren zwar über die Entwicklung des notwendigen Aufwands zur Erreichung einer bestimmten Qualifikationsstufe, sie sagen aber zunächst nichts darüber aus, inwieweit dieser Aufwand eine konkrete Summe an Wissen und Fertigkeiten repräsentiert und in welchem Umfang diese im Arbeitsprozess tatsächlich zur Wirkung kommen. Die Kostenentwicklung kann nur tendenziell Indikator für die Steigerung des Qualifikationsniveaus sein. Zum einen bringt die Erhöhung der inneren Effektivität des Bildungswesens eine tendenzielle Verringerung des Aufwands für bestimmte Bildungsinhalte mit sich, so dass sich Kosten und Bildungsniveau keinesfalls proportional zueinander entwickeln. Zum anderen vollzieht sich eine Vielzahl von Lernprozessen außerhalb des Bildungswesens (Lernen im Arbeitsprozess, Selbststudium, Rundfunk und Fernsehen). Alle diese Prozesse verursachen im Allgemeinen nur geringe oder schwer zurechenbare Kosten, obwohl sie bedeutende Auswirkungen auf das Bildungs- und Qualifikationsniveau der Werktätigen haben. Die Verwendung der Bildungsfonds als Surrogat für das Qualifikationsniveau ist aber in Ermangelung anderer Kennziffern oft die einzig mögliche Lösung. Ihr Anwendungsgebiet liegt weniger im Bildungswesen als vielmehr in der Aufwands- und Effektivitätsbestimmung in den Bereichen der Volkswirtschaft, in der volkswirtschaftlichen Entscheidungsfindung zur Ermittlung von rationalen Proportionen bei der Verteilung der gesellschaftlichen Gesamtarbeit, in der richtigen Beurteilung von Substitutionsbeziehungen zwischen lebendiger und vergegenständlichter Arbeit und bei der Schaffung effektiver Beziehungen zwischen Produktionsfonds und Arbeitskräften.