Bildungsökonomie

Bildungsökonomie - wissenschaftliche Disziplin, die die gesetzmäßigen Zusammenhänge zwischen dem Aufwand für Bildungsmaßnahmen und ihrer Effektivität zur Entfaltung der Persönlichkeitsentwicklung und der Intensivierung untersucht. Die wichtigste Aufgabe besteht darin, das Gesetz der Ökonomie der Zeit sowohl im Entwicklungsverhältnis von Bildungswesen und volkswirtschaftlichem Reproduktionsprozess als auch im Bildungswesen selbst voll durchzusetzen. Die Bildungsökonomie hat somit die Aufgabe, die ökonomischen Grundlagen für eine solche Planung und Leitung der Bildungsprozesse zu schaffen, dass die von der sozialistischen Gesellschaft aufgewendeten Bildungsmittel sowohl zur allseitigen Entfaltung der sozialistischen Persönlichkeit beitragen als auch in einem volkswirtschaftlich vertretbaren Zeitraum an die Gesellschaft zurückfließen. Die Bildungsökonomie befasst sich somit mit zwei Grundproblemen: Erstens untersucht sie den Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Bildungswesens und dem volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozess, deckt die sich aus dem Prozess der vorwiegend intensiven erweiterten Reproduktion ergebenden Konsequenzen für Inhalt und Struktur des sozialistischen Bildungswesens auf, um ein rationales Verhältnis zwischen den materiellen Produktionsfonds, den Bildungsfonds und den anderen gesellschaftlichen Aufwendungen für den Reproduktionsprozess zu sichern. Ähnlich wie in den materiellen Ausrüstungen und Anlagen sind auch im einheitlichen sozialistischen Bildungswesen gesellschaftliche Arbeitsaufwendungen materialisiert (für die Ausbildung an den allgemein bildenden Schulen, in der Berufsausbildung sowie an Fach- und Hochschulen). Der Bruttobestand an Bildungsfonds in der Volkswirtschaft ist in den letzten Jahren rasch gestiegen und wird sich entsprechend der Zielstellung der Hauptaufgabe weiter entwickeln. Dies stellt hohe Anforderungen an die Planung des Bildungswesens, um durch eine exakte Ermittlung des Kaderbedarfs der einzelnen. Bereiche der Volkswirtschaft den effektivsten Einsatz der Bildungsfonds für den ökonomischen Wachstumsprozess zu sichern. Zweitens untersucht die Bildungsökonomie, wie das Gesetz der Ökonomie der Zeit im Bildungswesen am wirksamsten durchgesetzt werden kann. Die direkten und indirekten Bildungsaufwendungen werden immer mehr zu einer Größe, von deren rationalem Einsatz und intensiver Nutzung die Effektivität des gesamten volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses abhängt. Die Bildungsökonomie erforscht, wie mit den vorhandenen Mitteln ein immer höheres Bildungsergebnis im Sinne einer höheren Qualität der sozialistischen Erziehung und Ausbildung zu erzielen ist. Aus dieser Sicht sind folgende Fragenkomplexe bes. wichtig: die rationellste Struktur des Bildungswesens, die Effektivität der einzelnen Bildungswege, die Effektivität der Bildungsinhalte, die effektive Organisation und Leitung der Bildungseinrichtungen, die Rationalisierung der Lehr- und Lernarbeit, die Struktur, die Effektivität und der Inhalt der Weiterqualifizierung bereits ausgebildeter Kader und die Bestimmung optimaler Relationen zwischen Direktausbildung und Weiterbildung, die Substitution der lebendigen Arbeit im Ausbildungsprozess durch geeignete technische Mittel, die intensive Nutzung der materiell-technischen Fonds. Die optimale Relation von Direktausbildung und Weiterbildung ist bes. wichtig, denn in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft ist das einheitliche sozialistische Bildungswesen im Hinblick auf das ganze Leben der Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft zu konzipieren. Die Werktätigen werden in verschiedenster Weise während ihrer gesamten Berufstätigkeit in den kontinuierlichen und zielgerichteten Bildungsprozess einbezogen. Die Lösung der Aufgaben der Bildungsökonomie erfordert die sozialistische Gemeinschaftsarbeit von Ökonomen, Pädagogen, Soziologen, Erkenntnistheoretikern und Vertretern anderer Wissenschaftsdisziplinen. Das geschieht u. a. in den Wissenschaftlichen Räten für die gesellschaftswissenschaftliche Forschung.