Demographie

Demographie, Bevölkerungswissenschaft- Gesellschaftswissenschaft, die auf der Grundlage des dialektischen und historischen Materialismus und mit Hilfe spezifischer Methoden die Gesetzmäßigkeiten der Bevölkerungsreproduktion unter den jeweils konkreten historischen Bedingungen erforscht und die Wechselbeziehungen zwischen den politischen, ökonomischen, sozialen, biologischen u. a. Prozessen und der natürlichen Bevölkerungsentwicklung untersucht. Die marxistisch-leninistische Demographie geht davon aus, dass demographische Prozesse und Erscheinungen nur verstanden werden können, wenn die Entwicklung der Bevölkerung im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Entwicklung, insbesondere mit der Entwicklung der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse der Gesellschaft betrachtet und die Bevölkerung und ihre Entwicklung als ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse gesehen wird. Die Demographie untersucht die Bevölkerung, ihre Reproduktion und Entwicklung als komplexe gesellschaftliche Erscheinung, als Totalität von vielen Bestimmungen und Beziehungen mit dem Ziel, die Einflussfaktoren auf diese Entwicklung zu bestimmen und, wo möglich, zu quantifizieren, die Auswirkungen demographischer Veränderungen auf die Entwicklung anderer Bereiche des gesellschaftlichen Lebens zu ermitteln, auf der Grundlage dieser Erkenntnisse Gesetzmäßigkeiten der Bevölkerungsentwicklung herauszufinden, zu formulieren und damit wissenschaftliche Grundlagen zu erarbeiten zur Fundierung der Sozial-, Bevölkerungs- und Familienpolitik mit dem Ziel, die Tendenzen der Bevölkerungsentwicklung wirksam beeinflussen zu können. Der Gegenstand der Demographie wird gegenwärtig unterschiedlich interpretiert. Ein Teil der Demographen rechnet zum Untersuchungsobjekt der Demographie die Reproduktion der Bevölkerung im Sinne der Veränderungen ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen, wobei neben der natürlichen Bevölkerungsreproduktion in den Untersuchungsgegenstand der Demographie die soziale Mobilität, die Migration, die Ansiedlung, die qualitativen Veränderungen der Bevölkerung einschließlich der allgemein bildenden, beruflichen und speziellen Ausbildung sowie die Gesundheit eingeschlossen werden. Andere Demographen begrenzen den Untersuchungsgegenstand der Demographie auf die Prozesse der Reproduktion des unmittelbaren Lebens, die natürliche Bevölkerungsreproduktion und ihre Bedingungen, insbesondere die Prozesse der Geburt, der Eheschließung und des Sterbens sowie deren Einfluss auf die demographischen und nichtdemographischen Bevölkerungsstrukturen und ihre Rückwirkung auf den Verlauf der natürlichen Bevölkerungsreproduktion. Die noch uneinheitliche Auffassung über den Inhalt der Demographie ist vor allem darin begründet, dass sich die marxistisch-leninistische Demographie als Wissenschaft noch im Anfangsstadium ihrer Entwicklung befindet.