Finanzen

Finanzen - 1. umgangssprachl. für Geldmittel, Geldwesen, Staatshaushalt u. ä. - 2. im Sozialismus die Gesamtheit der planmäßigen Geldbeziehungen (Finanzbeziehungen) und -fonds der Gesellschaft, die durch den sozialistischen Staat zur Erfüllung seiner Funktionen auf der Grundlage der objektiv wirkenden ökonomischen Gesetze bei der planmäßigen Produktion, Verteilung und Umverteilung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts und des Nationaleinkommens auf dem Wege der Bildung, Verteilung und Verwendung zentralisierter und dezentralisierter Geldfonds organisiert und zur Sicherung hoher Effektivität der Produktion und der Befriedigung der materiellen und kulturellen Bedürfnisse des Volkes zielgerichtet ausgenutzt werden. Die ökonomischen Grundlagen der sozialistischen Finanzen bilden der auf dem gesellschaftlichen Eigentum an Produktionsmitteln basierende sozialistische Reproduktionsprozess und die damit verbundenen Ware-Geld-Beziehungen. Ihre politischen Grundlagen haben die sozialistischen Finanzen in der politischen Macht der Arbeiterklasse. Die sozialistischen Finanzen sind eine objektive ökonomische Kategorie, und zugleich sind sie wesentliche Instrumente des sozialistischen Staates bei der bewussten Ausnutzung der ökonomischen Gesetze, insbesondere des ökonomischen Grundgesetzes des Sozialismus, und der Verwirklichung seiner Gesamtpolitik (Finanzpolitik, Finanzsystem). Der sozialistische Staat nutzt die Finanzen, um seine politischen, ökonomischen, kulturellen, sozialen und militärischen Aufgaben zu erfüllen. Ihre Ausnutzung als Instrument der Leitung, Planung und ökonomischen Stimulierung ist unter sozialistischen Produktionsverhältnissen bei der Verwirklichung der Hauptaufgabe in ihrer Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik sowie der weiteren Gestaltung der sozialistischen ökonomischen Integration objektiv notwendig. Die sozialistischen Finanzen sind in der Leitung, Planung und ökonomischen Stimulierung so zu gestalten und zu nutzen, dass mit ihrer Hilfe das materielle und kulturelle Lebensniveau des Volkes auf der Grundlage eines hohen Entwicklungstempos der Produktion, der Erhöhung der Effektivität, der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und des Wachstums der Arbeitsproduktivität weiter erhöht wird. Bereits die Klassiker des Marxismus-Leninismus haben sehr akzentuiert die planmäßige Gestaltung und Ausnutzung der sozialistischen Finanzen als eine zentrale Aufgabe des sozialistischen Staates charakterisiert. Der bedeutungsvolle Rang der sozialistischen Finanzen ergibt sich aus dem Programm der SED, das auf dem IX. Parteitag beschlossen wurde. Dort heißt es: Die Bedeutung des Staatshaushaltes, des Geld- und Kreditwesens sowie des Preissystems für die effektive Produktion und rationelle Verteilung und Verwendung des gesellschaftlichen Produkts und des Nationaleinkommens nimmt zu. Die komplexe Wirksamkeit der sozialistischen Finanzen wird - bei Wahrung des Prinzips der Einheit von Ökonomie und Politik - durch die bewusste Ausnutzung der ihnen immanenten Funktionen möglich. Bei der Verteilungsfunktion wird die potentielle Wirkungsfähigkeit der Finanzen ausgenutzt, Verteilungs- und Umverteilungsprozesse zu vermitteln. Bei der Stimulierungsfunktion knüpfen die Finanzen an die materielle Interessiertheit der Betriebe und jedes Werktätigen ;in und werden auf der Grundlage des Planes zur Stimulierung hoher Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit eingesetzt. Durch die zielgerichtete und differenzierte Gestaltung der Finanzen wird über die Beeinflussung bestimmter ökonomischer, politischer und ideologischer Denk- und Verhaltensweisen der Menschen deren stimulierende Wirkung in einer spezifischen und gewollten Richtung ausgenutzt, um gesamtgesellschaftliche, kollektive und persönliche Interessen in Übereinstimmung zu bringen und zu halten. Bei der Kontrollfunktion ist die potentielle Wirkungsfähigkeit der sozialistischen Finanzen darauf gerichtet, den sozialistischen Reproduktionsprozess - ausgehend von der geldmäßigen Seite - in allen Phasen, Bereichen und Ebenen zu kontrollieren und seine effektive und planmäßige Gestaltung zu gewährleisten. Die 3 Funktionen der sozialistischen Finanzen sind in ihrer praktischen Wirksamkeit eng miteinander verbunden. In der Einheit ihrer Funktionen sind die Finanzen zugleich Instrument und Gegenstand der sozialistischen Planung. Wichtige Anschluss-Stücke der Finanzen, bei ihrer Planung und bei ihrem Einsatz sind die Wertkategorien Preis und Lohn. Staatshaushalt - 3. in der bürgerlichen Finanzwissenschaft nicht einheitlich gebrauchter Begriff, meist nur zur Bezeichnung der Staatseinnahmen, des Staatshaushaltes, des staatlichen Vermögens bzw. der Staatsschulden. Auf Grund der Erweiterung der Wirkungssphäre des bürgerlichen Staates im Imperialismus und der damit verbundenen Ausdehnung des Wirkungsbereiches der Finanzen werden in den Begriff Finanzen heute zum Teil auch das Geld-, Bank- und Börsenwesen des Kapitalismus einbezogen.