Freie Gewerkschaften

Freie Gewerkschaften - seit Ende des 19. Jb. gebräuchlicher Sammelbegriff für gewerkschaftliche Organisationen, die unter führendem Einfluss der Sozialdemokratie standen und sich mit dieser Bezeichnung von den christlichen Gewerkschaften (Gewerkschaften, christliche), den bürgerlich-liberalen Gewerkschaften wie auch den wirtschaftsfriedlichen (gelben) Organisationen abgrenzten. Als zentrale Bewegung standen die Freie Gewerkschaften seit Anfang der 90er Jahre des 19. Jh. unter Führung der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands. Nach der Novemberrevolution von 1918/1919 gehörten zu den Freie Gewerkschaften der Allg. Deutsche Gewerkschaftsbund, der Allg. freie Angestelltenbund und der Allg. Deutsche Beamtenbund, die untereinander durch Kartellverträge verbunden waren. Seit der Jahrhundertwende setzte sich in den Freie Gewerkschaften der Opportunismus, vor allem in Gestalt des Reformismus, immer stärker durch. Sozialreformistische Gewerkschaftsführer betrieben während des ersten Weltkrieges eine Burgfriedenspolitik, schlossen in der Novemberrevolution ein konterrevolutionäres Bündnis mit der Monopolbourgeoisie (Zentralarbeitsgemeinschaft) und setzten diese Zusammenarbeit während der Weimarer Republik unter dem Motto der Wirtschaftsdemokratie bis zu ihrer Zerschlagung durch den Hitlerfaschismus 1933 fort. Damit wurden die zahlenmäßig starken und Einflussreichen Freie Gewerkschaften ihrer Aufgabe als Klassenorganisation entfremdet und vom konsequenten Kampf gegen die kapitalistische Ausbeutung und von deren endgültiger Beseitigung abgehalten. Gegen diese opportunistische Politik entstand bereits vor dem ersten Weltkrieg eine Oppositionsbewegung, die mit der Gründung der KPD eine klare Orientierung erhielt. Kommunisten u. a. klassenbewusste Gewerkschafter kämpften in der Weimarer Zeit (Revolutionäre Gewerkschaftsopposition) und später im antifaschistischen Widerstandskampf für wirklich freie einheitliche gewerkschaftliche Klassenorganisationen. Mit der Gründung des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes wurden diese Forderung erfüllt und alle revolutionären Traditionen der Freie Gewerkschaften aufgenommen und fortgeführt. Als umfassendste Klassenorganisationen haben die im FDGB zusammengeschlossenen Gewerkschaften an der gesellschaftlichen Entwicklung wesentlichen Anteil und tragen als Interessenvertreter eine große Verantwortung für die Stärkung der sozialistischen Gesellschaftsordnung. Das Streben nach einer freien, unabhängigen und einheitlichen Gewerkschaftsbewegung musste und muss in der BRD gegen das Monopolkapital, gegen verschiedene Spaltungsversuche (vor allem von seiten christlicher und ultralinker Kreise) sowie auch gegen Bestrebungen sozialreformistischer DGB-Führer zur völligen Integration westdeutscher Gewerkschaften in das imperialistische Herrschaftssystem geführt werden.