Freisetzungseffekt

Freisetzungseffekt - relative und teilweise absolute Einsparung von Arbeitskräften als Ausdruck gestiegener Arbeitsproduktivität, die hauptsächlich durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt erzielt wird. Die relative Einsparung von Arbeitskräften ist die Hauptvoraussetzung, um Arbeitskräfte für die Aufnahme neuer Produktionen oder für die nichtproduktive Sphäre freizusetzen. Sie schafft ebenfalls materielle Voraussetzungen für die differenzierte und schrittweise Verkürzung der Wochen- und Jahresarbeitszeit. Relative Einsparung und absolute Freisetzung von Arbeitskräften bilden somit eine wichtige Grundlage, um die Arbeits- und Lebensbedingungen aller Werktätigen kontinuierlich verbessern zu können und die Voraussetzungen für die freie Entfaltung sozialistischer Persönlichkeiten zu erweitern. Der Freisetzungseffekt wird sowohl durch den direkten Freisetzungseffekt (relative Einsparung im jeweils gegebenen Bereich) als auch durch den indirekten Freisetzungseffekt (relative Einsparung lebendiger Arbeit infolge Einsparungen vergegenständlichter Arbeit in den Folgestufen) bestimmt. So werden z. B. in der Energie- und Brennstoffindustrie sowie in der Metallurgie Arbeitskräfte auch dadurch relativ eingespart, wenn in den nachfolgenden Zweigen der spezifische Verbrauch von Energie, Roh- und Werkstoffen pro Produktionseinheit gesenkt wird. Für die Beurteilung des Freisetzungseffekts ist das volkswirtschaftliche Herangehen von großer Bedeutung. So wird z. B. der Freisetzungseffekt der Landwirtschaft durch die Aufwendungen gesellschaftlicher Arbeit insbesondere im Maschinenbau und in der chemischen Industrie wesentlich mit beeinflusst. Neben den Aufwendungen und dem Ergebnis der Freisetzung wirkt auf den Freisetzungseffekt ebenfalls ein, wie sich Aufwand und Ergebnis des Einsatzes absolut freigesetzter Arbeitskräfte in anderen Bereichen entwickeln. Bei gleich hohen Steige;rungsraten der Arbeitsproduktivität ist der Freisetzungseffekt desto höher, je mehr der wissenschaftlich-technische Fortschritt fonds- und materialsparende Lösungen bietet. Bei der absoluten Freisetzung werden Arbeitskräfte aus dem jeweiligen Produktionsbereich unmittelbar für andere Bereiche der Volkswirtschaft zur Verfügung gestellt. Hierbei kommt es stets auf den jeweiligen Bezugspunkt an. Eine absolute Freisetzung von Arbeitskräften aus einer Betriebsabteilung kann vom Standpunkt des Gesamtbetriebes relative Freisetzung sein, wenn die freigesetzten Arbeitskräfte in anderen Betriebsabteilungen eingesetzt werden. Auch die absolute Freisetzung von Arbeitskräften in einzelnen Volkswirtschaftszweigen, wie z. B. der Landwirtschaft, der Textil- und Leichtindustrie, kann für die Volkswirtschaft insgesamt eine relative Freisetzung sein. Die umfassende Einschätzung des Freisetzungseffekts ist von großer Bedeutung, damit auch die absolute Freisetzung von Arbeitskräften real bei der Leistungsbeurteilung der Betriebe berücksichtigt und ökonomisch stimuliert wird. Um Reserven zur absoluten Freisetzung von Arbeitskräften besser auszuschöpfen, muss der Freisetzungseffekt in den komplexen Effektivitätsnachweis eingeordnet werden. Mit zunehmender Intensivierung wächst die wirtschaftspolitische Bedeutung der absoluten Freisetzung von Arbeitskräften, z. B. für die Inbetriebnahme von Erweiterungsinvestitionen. Das bedeutet, in einer wachsenden Zahl von Industriebetrieben die Arbeitsproduktivität schneller zu steigern als die Warenproduktion. - Während im Sozialismus ein möglichst hoher Freisetzungseffekt eine wichtige materielle Voraussetzung für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen aller Werktätigen und ihres Rechtes auf Arbeit ist, trägt die Freisetzung von lebendiger Arbeit im Kapitalismus unmittelbar die Gefahr in sich, dass die Lebensgrundlagen des Arbeiters beeinträchtigt werden.