Gartenbau

Gartenbau - zusammenfassender Ausdruck für zunehmend spezialisierte Zweige der Pflanzenproduktion, zu denen die Gemüseproduktion, Obstproduktion, Baumschulen, Zierpflanzenproduktion sowie Saatgutzüchtung und -vermehrung für Gemüse und Zierpflanzen gehören. Gartenbau wird sowohl von großen spezialisierten Sozialistischen - volkseigenen und genossenschaftlichen - Betrieben, aber auch individuell nebenberuflich als Form der Freizeitgestaltung (im Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter gesellschaftlich organisiert) betrieben. Der wachsende volkswirtschaftliche Bedarf an Gartenbauerzeugnissen ist vor allem im Interesse einer gesunden Ernährung planmäßig abzudecken. Die Entwicklung des Bedarfs an gärtnerischen Produkten ist gekennzeichnet durch ein stetes Ansteigen bei Früh- und Feingemüse, bei Obst- und Gemüsekonserven sowie bei Blumen und Zierpflanzen. Generell ist ein sehr breites Sortiment an gärtnerischen Erzeugnissen in hoher Qualität kontinuierlich und zunehmend in selbstbedienungsgerechter Form anzubieten. Daraus erwachsen hohe Anforderungen an die Lagerung, Aufbereitung und Verpackung sowie an die Verarbeitungsindustrie. Der wachsende Bedarf, die Empfindlichkeit und hohe Verderbgefahr der gärtnerischen Produkte erfordern das enge Zusammenwirken von Produktion, Lagerung, Aufbereitung, Verarbeitung, Transport und Handel, um mit geringsten Verlusten eine bedarfsgerechte Versorgung zu gewährleisten. Die Ausprägung des volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplexes, von durchgängigen Kooperationsketten, organisiert als Kooperationsverbände, und die Weiterentwicklung der Organisation der Produktion in den sozialistischen Betrieben sind Bedingung für hohe Versorgungswirksamkeit und steigende Effektivität. Die ökonomische Situation im Gartenbau ist durch folgendes gekennzeichnet: Der manuelle Arbeitsaufwand ist auf Grund einer Vielzahl von z. T. noch wenig konzentriert angebauten Pflanzenarten und wegen geringer Mechanisierung einer Reihe von Arbeitsprozessen - bes. der Ernte empfindlicher Produkte - noch hoch. Der Fondsvorschuß ist infolge hoher Ansprüche der gärtnerischen Pflanzenproduktion an Düngung, Wasser, Energie (Wärme) sehr hoch - am höchsten in den Gewächshauswirtschaften - und wird mit der Mechanisierung und Chemisierung der Arbeitsprozesse sowie der Melioration weiter anwachsen. Große Empfindlichkeit, Verderbgefährdung der gärtnerischen Produkte sowie die Qualitätssicherung in technologischen Prozessen der Produktion, Lagerung, Aufbereitung, Transport, Verarbeitung und Handel erfordern gleichfalls hohe Fondsaufwendungen. Die Erhöhung des Anteils verarbeiteter Erzeugnisse der Obst- und Gemüseproduktion führt zu Konsequenzen in der Investitionspolitik im volkswirtschaftlichen Agrar-Industrie-Komplex. In Gewächshauswirtschaften erfolgt die gärtnerische Pflanzenproduktion unter Glas und Plaste unter Einsatz eines hohen Anteils vergegenständlichter Arbeit. Sie weisen Konzentrationen von mehreren Hektar Glasfläche (bis etwa 100 ha) auf. Durch Einsatz hochentwickelter technischer Mittel ist es möglich, in Gewächshäusern ganzjährig mit vertretbarem Aufwand Treibgemüse, Blumen u. a. Zierpflanzen zu produzieren und die Bevölkerung vorrangig in den ersten beiden Quartalen des Jahres mit diesen Erzeugnissen sortimentsgerecht zu versorgen. Die Einführung neuer, moderner Gewächshaustypen, die entwickelte technologische Prozesse bei weitgehend automatisierten Steuerungsvorgängen ermöglichen, und die rationelle Nutzung verfügbarer Wärmeenergie ist gesellschaftlich rationell nur bei sozialistischer Großproduktion möglich. Der wissenschaftlich- technische Fortschritt vollzieht sich im sozialistischen Gartenbau hauptsächlich durch die Züchtung neuer ertragreicher, resistenter und den Erfordernissen der Mechanisierung entsprechender Sorten, die schnelle Mechanisierung der Arbeitsprozesse, die zielgerichtete Chemisierung und die Melioration. Durch planmäßige Zusammenarbeit der RGW-Länder wird die Mechanisierung (Agromasch), die Züchtung, die Chemisierung und Melioration zum Nutzen aller Partnerländer beschleunigt.