Geldfunktionen

Geldfunktionen - konkrete Formen, in denen das Wesen des Geldes in Erscheinung tritt und durch die es seine Rolle als allg. Äquivalent verwirklicht. Das Geld und die Geldfunktionen sind objektiver Natur. Die jeweils herrschenden Produktionsverhältnisse bestimmen den gesellschaftlichen Inhalt des Geldes und seiner Funktionen. Die Notwendigkeit der einzelnen Geldfunktionen ergibt sich aus der spezifischen Bewegung des Warenwertes in den verschiedenen Sphären der Reproduktion. In jedem Moment seines Daseins übt das Geld eine dieser Funktionen aus, die wechselseitig miteinander verbunden sind und sich gegenseitig bedingen. Obwohl oberflächlich ähnlich, unterliegt der soziale Inhalt der Geldfunktionen in den Gesellschaftsformationen wesentlichen Veränderungen. Das Geld übt folgende Funktionen aus: a) Geld als Maß der Werte und Maßstab der Preise. Maß der Werte zu sein, ist die grundlegende gesellschaftliche Geldfunktion, die sich aus seinem Wesen als allg. Äquivalent der Warenproduktion ergibt. In dieser Grundfunktion wirkt das Geld in allen Phasen und Bereichen des Reproduktionsprozesses. Das Wesen dieser Funktion besteht darin, mit Hilfe des Geldes den Wert aller Waren, den gesellschaftlich notwendigen Aufwand, zu messen, zu bewerten und zu realisieren. Der gesellschaftliche Austauschprozess in Warenform macht es erforderlich, den Wert der Waren als Produkt gesellschaftlicher Arbeit zu messen. Da die konkrete Arbeit der Warenproduzenten unterschiedliche Mengen gesellschaftlicher Arbeit darstellt und die in den Produkten enthaltene Menge gesellschaftlich notwendiger Arbeit nicht direkt gemessen werden kann, ist es unmöglich, die Wertgröße der Waren unmittelbar in Arbeitszeit auszudrücken. Die Messung des Wertes kann nur indirekt über das Geld erfolgen. Das Geld kann diese Funktion erfüllen, weil es selbst eine Ware ist, die Wert besitzt. Die Funktion als Maß der Werte übt das Geld ideell aus, was allerdings nur auf der Basis real existierenden Geldes möglich ist. Der in Geld ausgedrückte Wert ist der Preis. Die Messung des in den Waren enthaltenen Wertes macht es erforderlich, ein bestimmtes Quantum der Geldware zu fixieren: die Währungs- oder Geldeinheit des jeweiligen Landes. Jede Geldeinheit verkörpert eine bestimmte Menge der Geldware (Gold), die jeweils vom Staat festgesetzt wird. Damit fungiert das Geld als Maßstab der Preise. Als Maß der Werte ist das Geld Verkörperung der abstrakten Arbeit (Arbeit, abstrakte), als Maßstab der Preise misst es diese Menge auf der Grundlage der Geldeinheit. In der einfachen und kapitalistischen Warenproduktion übt das Geld die Funktion als Maß der Werte spontan aus. Im Sozialismus nutzt die Gesellschaft das Geld in dieser Funktion aus, um die Produktionsselbstkosten und den Wert der Produkte planmäßig zu erfassen und die tatsächlichen Aufwendungen mit den geplanten zu vergleichen; damit wird das Geld zu einem wesentlichen Instrument der wirtschaftlichen Rechnungsführung. b) Geld als Zirkulationsmittel. In dieser Funktion vermittelt das Geld real den Austauschprozess der Waren. Mit dem Aufkommen des Geldes wird der unmittelbare Austausch von Ware gegen Ware durch den Austausch von Ware gegen Geld abgelöst. Das Geld erhält die Rolle eines Vermittlers des Warenaustauschs, der sich damit in die Warenzirkulation verwandelt. Als Zirkulationsmittel muss das Geld real vorhanden sein. Da aber die Bewegung des Geldes der Warenzirkulation untergeordnet ist, nur als Vermittler der Warenzirkulation dient, kann das wirkliche Geld durch Repräsentanten (Papiergeld) ersetzt werden. Voraussetzung ist, dass es als gesellschaftlich anerkanntes Wertmaß fungiert. Die dem Geld durch die Warenzirkulation erteilte Bewegungsform ist die Grundlage für den Geldumlauf. Die wichtigsten Erscheinungsformen des Geldes als Zirkulationsmittel sind das Papier- und das Münzgeld. Im Kapitalismus vollzieht sich die Geldzirkulation spontan. Die Überschwemmung der Zirkulationssphäre mit Papiergeld fart u. a. zur Inflation. Die sozialistische Gesellschaft lenkt die Zirkulationssphäre des Geldes planmäßig und nutzt das Geld in dieser Funktion zur Kontrolle des Warenumsatzes. c) Geld als Zahlungsmittel. In dieser Funktion tritt das Geld bei Bezahlung von Verpflichtungen auf, bei denen eine zeitliche und räumliche Trennung der Warenlieferung von der Zahlung besteht. Außerdem greift es in dieser Funktion über den Bereich der Warenzirkulation hinaus und wird zur allgemeinen Ware der Kontrakte, indem es bei Zahlungen außerökonomischen Charakters auftritt (Zahlung von Steuern, Renten etc.). Eine große Rolle spielt es ebenfalls bei bargeldlosen Verrechnungen. Durch den Verkauf ohne sofortige Bezahlung entstehen Gläubiger-Schuldner-Verhältnisse. Die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel ist die Grundlage für das Entstehen des Kredites und des Kreditgeldes, dessen hauptsächliche Formen im Kapitalismus der Wechsel und die Banknote sind und das im Kapitalismus eine weite Verbreitung findet. Im Kapitalismus verstärkt das Geld in dieser Funktion die Möglichkeit von Krisen. Im Sozialismus ist das Geld als Zahlungsmittel eng mit dem gesamten Finanz- und Kreditsystem verbunden und spielt bei der Kontrolle des Reproduktionsprozesses durch das Geld eine große Rolle. d) Geld als Akkumulations- und Sparmittel. Im Kapitalismus wird das Geld in dieser Funktion zum Repräsentanten des bürgerlichen Reichtums und dient der Kapitalakkumulation. Im Sozialismus dient es vor allem als Mittel der Akkumulation, als Reserve des Geldumlaufs und als Sparmittel eines Teils der Geldeinnahmen der Bevölkerung. Es wird angesammelt und erst später wieder in die Warenzirkulation geworfen. e) Geld als Weltgeld. In dieser Funktion tritt das Geld in seiner ursprünglichen Form als vollwertige Geldware, als Gold, auf und fungiert als allg. Kaufmittel sowie als Mittel des internationalen Verrechnungsverkehrs (Goldwährung). Es streift seine nationale Uniform ab und vermittelt den internationalen Warenaustausch sowie die zwischenstaatlichen Finanzoperationen. Auf den beiden Weltmärkten vermittelt dabei das Geld in dieser Funktion entsprechend den jeweils herrschenden Produktionsverhältnissen unterschiedliche gesellschaftliche Verhältnisse. Eine große Rolle bei der Ausübung der Funktion des Weltgeldes spielt im RGW der transferable Rubel, der eine neuartige, sozialistische kollektive Währung darstellt.