Kolonialprofit

Kolonialprofit - Profit, der unter den Bedingungen der Kolonialherrschaft von den Monopolen und den imperialistischen Staaten durch Versklavung und systematische Ausplünderung der Völker kolonialer und abhängiger Länder erzielt wird. Mit dem Kolonialprofit realisiert der Imperialismus das Kolonialmonopol. Hauptquellen der gewaltigen Gewinne sind: 1) der Surplusmehrwert aus der in den Händen imperialistischer Monopole befindlichen Rohstoffproduktion, der seine Grundlage in der durch günstige Naturverhältnisse bedingten hohen Produktivität der Arbeit und niedrigsten Arbeitslöhnen hat; b) durch das Kolonialmonopol gesicherte extrem günstige Bedingungen beim Verkauf von Waren aus den imperialistischen Zentren auf dem Markt des abhängigen Territoriums; c) der Bevölkerung durch außerökonomischen Zwang auferlegte Abgaben und Tribute. Der Kolonialprofit wird vor allem realisiert durch niedrigste Preise für Rohstoffe, die in den Reproduktionsprozess in den imperialistischen Ländern eingehen, durch hohe Preise für Fertigerzeugnisse aus den Metropolen, durch Profittransfer des in den kolonialen und abhängigen Ländern angelegten Kapitals der Monopolunternehmen und durch Transferierungen der kolonialen Verwaltungen, z. B. von Steuern. Mittels des Kolonialprofit eignet sich das Monopolkapital einen beträchtlichen Teil des in den Kolonien und abhängigen Ländern produzierten Mehrwerts und einen erheblichen Teil des notwendigen Produkts der Werktätigen sowie auch einen Teil des Mehrprodukts der einheimischen Ausbeuterklassen an, das diese aus meist vorkapitalistischen Formen der Ausbeutung erhalten. Dem Kolonialprofit liegen brutale und grausame Formen der Ausbeutung bis hin zur physischen Vernichtung von größeren Bevölkerungsgruppen zugrunde. Die imperialistischen Konzerne nutzten rücksichtslos alle ihnen durch das Kolonialmonopol gegebenen Möglichkeiten zur Auspressung der Arbeitskräfte ohne Rücksicht auf Sicherung der Reproduktionsfähigkeit und sogar des Lebens dieser Menschen. Der Abfluss des Kolonialprofit war wesentlichste Ursache für die weitgehende z. T. jahrhundertelange Stagnation in der Entwicklung der ökonomischen Verhältnisse und damit für die ökonomische Rückständigkeit der heutigen Entwicklungsländer. Aus dem Kolonialprofit haben die Monopole und die imperialistischen Länder einen bedeutenden Teil ihrer Aufwendungen für das eigene ökonomische Wachstum bestritten. Der faktische Zerfall des imperialistischen Kolonialsystems bedeutet auch die zunehmende Liquidierung des Kolonialprofit. Die Tatsache, dass sich die meisten der heutigen Entwicklungsländer nach wie vor in einer nichtgleichberechtigten Stellung im kapitalistischen Weltwirtschaftssystem befinden, dass sich die Position dieser Länder in der kapitalistischen internationalen Arbeitsteilung kaum verändert hat, gestattet den Konzernen und den imperialistischen Staaten, die Ausbeutung der Entwicklungsländer fortzusetzen. Die Preisschere zwischen Rohstoffen und Fertigerzeugnissen und die wachsenden Profittransferierungen zugunsten der internationalen Konzerne deuten eine Verstärkung dieser Ausbeutung in den letzten Jahren an. Zur Überwindung der alten kolonialen Formen der Arbeitsteilung und damit der Ausbeutung der Entwicklungsländer durch den Imperialismus macht sich die Umgestaltung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen erforderlich.