Kolonie

Kolonie - 1. im ursprünglich Sinne: Massenansiedlung von Bürgern eines beliebigen Staates außerhalb seiner Grenzen. - 2. im Kapitalismus Land oder Gebiet, das von einem kapitalistischen Staat gewaltsam seiner wirtschaftlichen und politischen Selbständigkeit beraubt, diesem angegliedert ist und sich gänzlich in seiner Botmäßigkeit befindet. - Kolonie verkörpern im Kapitalismus den höchsten Grad der direkten Abhängigkeit eines Landes von einem kapitalistischen Staat, der ihnen gegenüber als Metropole auftritt und sie ausbeutet und unterdrückt. Sie werden in der Regel nach einem eigens für sie festgelegten Regime von Personen verwaltet, die von der Regierung der Metropole ernannt werden. Im Rahmen völliger politischer Rechtlosigkeit der Kolonie erscheint die politische Fremdherrschaft als ein Faktor, der ihre koloniale Ausplünderung durch die Metropole sichert, die Entwicklung ihrer nationalen. Wirtschaft hemmt und ihrer Befreiung im Wege steht. Im letzten Drittel des vergangenen Jh. begann die schnelle und gewaltsame Eroberung der noch freien Teile der Erde und ihre Verwandlung in Kolonie Von 1870 bis 1900 unterwarf sich England ein Gebiet von 4 Mill. Quadratmeilen mit einer Bevölkerung von 88 Mill. Menschen. Ende des 19. Jh. wurde Frankreich zu einer großen Kolonialmacht, die 3,7 Mill. Quadrat- meilen besaß. In dieser Zeit eroberte Deutschland Kolonien mit einer Fläche von insgesamt 1 Mill. Quadrat- meilen und einer Bevölkerung von 14,7 Mill. Menschen. Die USA eroberten die Philippinen, die Hawaii-Inseln, die Inseln Kuba, Guam, Puerto Rico u. a., rissen die Panamakanalzone an sich und machten sich verschiedene Länder Mittel- und Südamerikas botmäßig. Von 1876 bis 1914 ergriffen die kapitalistischen Großmächte Besitz von ungefähr 25 Mill. Quadratmeilen Land. Das war über anderthalbmal soviel wie ihr eigenes Territorium. China und die Türkei wurden zu Halbkolonien und eine Reihe von Ländern zu abhängigen Ländern. Zu Beginn des ersten Weltkrieges gab es auf der Erde keine freien Gebiete mehr. Das Kolonialsystem des Imperialismus war entstanden, das in seiner Gesamtheit Kolonie, Halbkolonien und abhängige Länder umfasste. Die Kolonie wurden im Imperialismus von den sie beherrschenden und ausbeutenden kapitalistischen Metropolen als Rohstoffquellen, Absatzmärkte, Kapitalanlagesphären, für militärisch-strategische Zwecke und als eine Quelle hoher Kolonialprofite benutzt.