Kolonisation

Kolonisation - 1. in der Antike die Anlage von Kolonien als Stützpunkt für den Handel mit Zinn, Silber, Kupfer und Eisenerz durch Phönikier (9.-7. Jh. vom u. Z.), z. B. in Nordafrika (Karthago), im westlichen Sizilien und an der südspanischen Küste. Griechen gründeten an den Küsten des Mittelmeeres und Schwarze Meeres vom B. bis zum 5. Jh. vom u. Z. Kolonien, neue Poleis (Stadtstaaten), anfangs hauptsächlich auf Ackerbau ausgerichtet (die Bürger wurden mit Bodenparzellen aus gestattet), dann auch Handelsinteressen folgend. Die neugegründeten Poleis waren politisch unabhängige Staaten wie im Mutterland. Politisches und ökonomisches Zentrum der Poleis war die Stadt, wo sich die antike Produktionsweise voll herausbildete, mit Marktplatz und Hafen, mit differenziertem Handwerk, Handel und Geldwirtschaft. Die Kolonisation der Griechen wurde nicht zentral gesteuert. Die Römer legten seit dem 4. Jh. vom u. Z. im Zusammenhang mit der Eroberung der italischen Halbinsel Kolonien (colonise) an, wobei römische Bürger zum Schutz der unterworfenen Gebiete und als Stütze der römischen Herrschaft angesiedelt wurden. Seit 122 vom u. Z. wurden dann auch Kolonien in den römischen Provinzen angelegt, verstärkt im letzten Jahrhundert der Republik durch Caesar und in der frühen Kaiserzeit, als bes. Veteranen mit Parzellen versorgt wurden. Eine Vielzahl von Städten entstand so im römischen Imperium, die die antike Produktionsweise ausbreiteten. - 2. im Kapitalismus: meist gewaltsame oder betrügerische Aneignung fremder Länder oder Gebiete und ihre Verwandlung in Kolonien durch kapitalistische Staaten. Kolonialsystem des Imperialismus - 3. innere Kolonisation - Siedlungsmaßnahmen in kapitalistischen Ländern, die der Entvölkerung bestimmter Agrargebiete durch Neubegründung ländlicher Ansiedlungen entgegenwirken sollen. Unter innerer Kolonisation werden heute auch die Maßnahmen zur Strukturverbesserung der Landwirtschaft verstanden.