Konfliktmodelle

Konfliktmodelle - mathematische Beschreibung von Situationen des Konflikts und der Wechselbeziehung zur Bestimmung einer optimalen Verhaltensvariante. Solche Situationen lassen sich folgendermaßen kennzeichnen: Mehrere Seiten (Parteien, Gruppen) stehen sich mit unterschiedlichen Interessen gegenüber. Jede Seite versucht, eine ihrer Zielstellung adäquate Lösung des Konflikts zu erreichen, indem sie in Abhängigkeit von der Momentansituation geeignete Maßnahmen (Aktionen) trifft. Die Auswirkungen dieser Entscheidungen einer Seite, die sich in einem Nutzen für die einzelnen Seiten (Erlös oder Verlust) äußern, hängt nicht nur vom Verhalten dieser Seite, sondern auch davon ab, welche Handlungen die anderen Seiten begehen. Das Verhalten der anderen Seiten ist jedoch im allgemeinen unbekannt, so dass Konfliktsituationen vom Standpunkt jeder beteiligten Seite eine Entscheidungssituation unter Ungewissheit darstellen. Situationen des Konflikts und der Wechselbeziehung treten in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens auf, z. B. als militärische Konfliktsituationen, in der Mehr-Ebenen-Planung, bei der Planung (z. B. Investitionsplanung) unter Ungewissheit sowie in der Außenwirtschaft. - Die Spieltheorie untersucht Situationen des Konflikts und der Wechselbeziehung unter dem Aspekt, für wenigstens eine Seite eine optimale Strategie zu bestimmen. Dabei wird unter einer Strategie ein Verhaltensplan verstanden, der der betreffenden Seite vorschreibt, welche Entscheidungsvarianten in den einzelnen Situationen der Konfliktgestaltung zu treffen sind. Eine optimale Strategie verkörpert dann eine Strategie, die optimal die Interessen und Absichten der betreffenden Seite erfüllt. Ein Konfliktmodell wird (im spieltheoretischen Sinne) auch als Spiel (als eine formalisierte Beschreibung einer Konfliktsituation) bezeichnet. Die beteiligten Seiten werden daher Spieler genannt. Bei der Untersuchung von Konfliktsituationen (bei der Anwendung von Konfliktmodelle) wird der Charakter der Gesellschaftsordnung besonders deutlich. Unter kapitalistischen Bedingungen wird die Spieltheorie zur Verschleierung der Ausbeuterordnung (in Negierung der Klassenstruktur werden alle Mitglieder der menschlichen Gesellschaft als gleichwertige Spieler in Konfliktmodelle angesehen) und zur Durchsetzung der imperialistischen Unterdrückungspolitik (Vorbereitung militärischer Aktionen durch Ausnutzung der Spieltheorie) missbraucht. Unter sozialistischen Bedingungen werden Konfliktmodelle und spieltheoretische Methoden in erster Linie zur Verbesserung der Planung, insbesondere im Rahmen der Volkswirtschaft und in der Außenwirtschaft, eingesetzt. Konfliktsituationen (und damit auch Konfliktmodelle und Spiele) lassen sich unter verschiedenen Gesichts- punkten klassifizieren. Einige Klassifizierungsmerkmale sind der strategische Charakter (strategische Spiele: jeder Spieler operiert strategisch, d. h. in voller Wahrnehmung seiner Interessen, Glücksspiele: alle Spieler entscheiden sich auf zufällige Weise für . diese oder jene Handlungsalternative), die Anzahl der Spieler (Zweipersonen- und Mehrpersonenspiele), die Maximalanzahl der Entscheidungsvarianten aller Spieler (endliche und unendliche Spiele), die Nutzenssumme, d. h. die Summe aller während eines Spiels erzielten Gewinne und Verluste (als negative Gewinne) aller Spieler (Nullsummen- und Nichtnullsummen spiele) und die Kooperativität (kooperative und nichtkooperative Spiele). - Seitens der Spieltheorie wurden bisher recht umfangreich die Matrixspiele (die endlichen Zweipersonen-Nullsummenspiele) untersucht. Bezüglich dieser Klasse von Konfliktmodelle liegt eine geschlossene Theorie vor, die in engem Zusammenhang mit der Theorie der linearen Optimierung steht. Derartige Konfliktmodelle wurden bereits erfolgreich angewandt bei der Produktionsplanoptimierung mit mehreren (sich teilweise widersprechenden) Zielstellungen (z. B. Maximierung der Warenproduktion und Maximierung der Auslastung gewisser Fonds), bei Valutapreisverhandlungen (Konfliktsituationen zwischen Käufer und Verkäufer), in der Linienschifffahrt (Konfliktsituationen zwischen Häfen und Reedereien) und in der Forschungsorganisation (Bestimmung einer optimalen Zusammensetzung von Forschungskollektiven aus Vertretern verschiedener Disziplinen zur Lösung eines aus unterschiedlichen Teilaufgaben bestehenden Forschungsproblems).