Konjunkturtheorie

Konjunkturtheorie - Teil der bürgerlichen Ökonomie, die sich mit dem zyklischen Ablauf der kapitalistischen Wirtschaft beschäftigt. Es gibt von bürgerlicher Seite keine einheitliche Erklärung der zyklischen Bewegung des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses im Kapitalismus, sondern eine Vielzahl von unterschiedlichen Theorien. Die wichtigsten sind: die monetäre Konjunkturtheorie, die den Zyklus auf die Zu- und Abnahme des Giralgeldvolumens zurückführt; die Erneuerungstheorie, die die zyklische Entwicklung als Ergebnis der Häufung wichtiger Erfindungen ansieht; die psychologische Theorie, die den Zyklus daraus erklärt, dass sich die Unternehmer und die Verbraucher wechselseitig mit pessimistischen und optimistischen Erwartungen anstecken; die Unterkonsumtionstheorie, nach der den Reichen im Verhältnis zu den Investitionsmöglichkeiten zuviel Einkommen zufließt; die Überinvestitionstheorie, der zufolge zu geringe Ersparnisse im Verhältnis zu den Investitionsgelegenheiten den Niedergang einleiten, die Sonnenflecken-Wetter-Ernte-Theorie, wonach die kapitalistische Krise aus natürlichen Ursachen resultiere. Die bürgerlichen Ökonomen fassen die verschiedenen Konjunkturtheorie zu Gruppen zusammen, z. B. zur Gruppe der in erster Linie exogenen bzw. der in erster Linie endogenen Theorien. Nach den exogenen Theorien erhält der Konjunkturzyklus seinen Anstoß von außerhalb des Wirtschaftssystems liegenden Faktoren, während die endogenen Theorien die zyklische Entwicklung auf Faktoren zurückführen, die innerhalb des Wirtschaftssystems liegen. Die meisten bürgerlichen Theoretiker betonen heute, dass sowohl exogene wie endogene Faktoren den zyklischen Ablauf der Wirtschaft verursachen. Manche bürgerlichen Konjunkturtheorie erfassen wichtige Seiten des Konjunkturproblems; eine wissenschaftlich umfassende Erklärung der Prozesse in der kapitalistischen Wirtschaft gibt jedoch keine von ihnen. Die bürgerlichen Ökonomen sehen das zentrale Problem nicht in der Krise, sondern in dem Gleichgewicht bzw. der Konjunktur allg. Bis zur großen Weltwirtschaftskrise wurde die Krise als Randproblem betrachtet, und alle theoretischen Untersuchungen gingen vom Gleich-gewicht aus, das als Normalzustand, die Krise dagegen als zeitweilige Abnormität bzw. Gleichgewichtsstörung. betrachtet wurde. Die Krise ist aber keine Gleichgewichtsstörung, sondern beseitigt die im Laufe des Reproduktionsprozesses entstandenen Disproportionen und stellt für kurze Zeit ein Gleichgewicht her. Die Ursache der Krisen liegt im Grundwiderspruch des Kapitalismus. Nach der großen Weltwirtschaftskrise gaben zahlreiche bürgerliche Ökonomen verschiedene Widersprüche des Kapitalismus zu, betonten aber, dass man sie durch bestimmte wirtschaftspolitische Maßnahmen des Staates überwinden und das kapitalistische System erhalten kann.