Lehrgerüst

Lehrgerüst: Traggerüst zur Führung der Schalung und Aufnahme der Lasten der eingeschalten Konstruktion von Massivbauwerken. Grundsätzlich werden stationäre und bewegliche Lehrgerüst unterschieden, die in Abhängigkeit von Geländeverhältnissen und geplanter Konstruktion eingesetzt und fast ausschließlich aus Stahlrohren mit Schweißverbindungen gefertigt werden. Holz-Lehrgerüst, wie sie noch um 1930 eingesetzt wurden, werden nicht mehr benutzt. 1. Stationäre Lehrgerüst sind Ständer-, Fächer-, Streben- oder Bogengerüste. 1.1. Das Strebengerüst besteht nur aus vertikalen Stielen, die in bestimmten Abständen horizontal und diagonal verstrebt sind. 1.2. Bei einem Fächergerüst sind in jeder Binderebene mehrere Fächer angeordnet, von denen jedes aus einer damit hochbelasteten Spindel steht. Die bei dieser Gerüstart vorhandene große Horizontalsteifigkeit führt zu einem vorrangigen Einsatz bei Bogenkonstruktionen. 1.3. Das Strebengerüst ist eine Kombination von Ständer- und Fächergerüst. 1.4. Bogen-Lehrgerüst sind von immer geringerer Bedeutung, da die Spannbetonkonstruktionen die bisher nur von Bogenkonstruktionen beherrschten Stützweiten erreichen und aufgrund ihrer einfacheren Formgebung wirtschaftlicher sind. Bogenlehrgerüst werden heute als 2- bzw. 3-Gelenkbogen ausgebildet und aus Rüstträgen zusammengebaut. Da die geplanten Bogenbrücken üblicherweise aus Einzelbögen mit aufgeständerter Fahrbahn bestehen, werden die Gerüste nur für einen Bogen aufgebaut und das Gesamtgerüst seitlich verschoben, um dann den zweiten Bogen betonieren zu können. Die dabei erforderlichen Absenkvorgänge bringen Schwierigkeiten im hochbelasteten Auflagerbereich der Gerüstbogenkonstruktion. Die Montage der Bogeneinrüstung erfolgt mit Kabelkran oder durch das Ablassen der beiden vormontierten Bogenhälften. Stationäre Lehrgerüste bestehen heute entweder aus einem Rohrkupplungsgerüst oder Rüstträgern, die auf Rüststützen ruhen, wobei die Tragfähigkeit der Rüstträger durch die Verwendung einer Unterspannung wesentlich gesteigert werden kann. Derartige Gerüste sind z. B. bei Brücken mit geringer Felderzahl und relativ niedriger Bauhöhe wirtschaftlich vertretbar, da sich dort der Aufwand von beweglichen Lehrgerüsten nicht lohnen würde. 2. Bewegliche Lehrgerüst haben gegenüber den stationären Lehrgerüsten den Vorteil des einmaligen Aufbaus. Zu dieser Gerüstart zählen Vorfahr-, Vorschub- und Freivorbaugerüste. 2.1. Bei einem Vorfahrgerüst steht das ganze aus Rüstbindern einschließlich Schalung und Rüststützen bestehende Gerüst auf einer Vorfahreinrichtung. Nach Fertigstellungeines Bauabschnitts wird es etwas abgesenkt und auf einer vorbereiteten Vorfahrbahn in den nächsten Bauabschnitt vorgezogen. Es eignet sich bes. für Brückenbauwerke mit einer größeren Anzahl gleicher Brückenfelder, bei denen die Grundvoraussetzung erfüllt sein muss, dass zwischen Unterkante Überbau und Oberkante Gelände auf der gesamten Brückenlänge annähernd die gleiche Höhe ohne Neigungswinkel vorhanden ist. 2.2. Vorschubgerüste werden für Brücken mit einer großen Anzahl gleicher Felder in fallendem und steigendem Gelände eingesetzt. Bei ihnen läuft eine Binderlage einschließlich der Schalung auf einer Verschiebemechanik, die meist auf einer an den Brückenpfeilern befestigten Konsolkonstruktion angebracht ist. Ist der Abstand der Brückenpfeiler größer als für das Vorschubgerüst zulässig, so werden aus Rüststützen Zwischenabstützungen geschaffen, die ebenfalls eine Verschiebemechanik tragen. Diese besteht aus einzelnen Traversen, auf denen sich die hydraulischen Druckzylinder zum Heben und Senken der Rüstbinder und die Rollenböcke zum Vorschieben befinden. Für das Längsvorschieben werden Elektrowinden eingesetzt. 2.3. Freivorbaugerüste sind unabhängig von Geländeverhältnissen und Stützenabständen, da sie sich auf der horizontal zu erstellenden Konstruktion abstützen und auf dieser mit fortschreitendem Bauablauf vorwärtsfahren. Im Einzelnen besteht ein Freivorbaugerüst aus zwei gleichlangen Rüstbinderlagen, die über und unter dem Brücken Querschnitt angeordnet werden und an ihren Enden durch Zugstangen verbunden sind. Am auskragenden Teil des oberen Wagens sind Fachwerkrahmen befestigt, welche die Schalung führen und in deren Bereich die Schalung zum Aus- und Einschalen bewegt werden kann. Vorgefahren wird ein derartiges Freivorbaugerüst auf schienengebundenen Verrollwagen, in denen zugleich die hydraulischen Abstützungen des oberen Wagens eingebaut sind.