Lohnformen

Lohnformen - konkrete Art und Weise der Entlohnung der Arbeiter mit dem Ziel, ihre persönlichen materiellen Interessen wirksam auf die Durchsetzung der gesellschaftlichen Erfordernisse zur Erhöhung des Nutzeffektes der Arbeit zu richten, Unterschiede in der Quantität der Arbeitsleistung exakt zu erfassen und im Lohn zu berücksichtigen; wichtiges Element der betrieblichen Lohngestaltung. Durch die Lohnformen werden folgende Aufgaben des Arbeitslohnes erfüllt: a) Verteilung nach der Arbeitsleistung unter Berücksichtigung der Produktions- und Arbeitsbedingungen und der unterschiedlichen quantitativen Leistungen; b) Förderung der materiellen Interessen der Arbeiter an hohen eigenen und kollektiven Leistungen; c) Herstellung richtiger Beziehungen zwischen persönlichen Interessen und gesellschaftlichen Erfordernissen; d) Festigung der sozialistischen Arbeitsdisziplin und Arbeitsmoral. Die Anwendung der Lohnformen beruht auf dem Tariflohn bzw. Grundlohn sowie technisch begründeten Arbeitsnormen u. a. Leistungskennzahlen. Während die Tarif bzw. Grundlöhne vom sozialistischen Staat verbindlich festgelegt werden, obliegt die Auswahl, Gestaltung, Anwendung und Veränderung leistungsstimulierender Lohnformen einschließlich der ihnen zugrunde liegenden Leistungsmaßstäbe der Verantwortung der Betriebe. Diese Aufgaben müssen von den Betriebsleitern gemeinsam mit der Betriebsgewerkschaftsorganisation politisch-ideologisch gründlich vorbereitet und unter aktiver Mitwirkung der Arbeiter gelöst werden. Grundformen des Arbeitslohnes sind der Zeitlohn und der Stücklohn, die durch Anwendung weiterer Leistungskennzahlen zum Prämienzeitlohn bzw. Prämienstücklohn weiterentwickelt werden können. Beim einfachen Zeitlohn ist die Höhe des Lohnes nur vom Tariflohn und der geleisteten Arbeitszeit abhängig. Obwohl eine bestimmte Arbeitsleistung zu fordern ist, stellt diese Lohnformen keine unmittelbare Verbindung zwischen Arbeitsergebnis und Lohn her. Infolge ihrer unzureichenden leistungsstimulierenden Wirkung wird sie in der Praxis mit sinkender Tendenz angewandt. Der Prämienzeitlohn orientiert auf die Erfüllung individuell oder kollektiv beeinflussbarer Leistungskennzahlen, z. B. Qualität, Materialverbrauch, Kosten, Maschinenauslastung o. ä. Der Tarif- bzw. Grundlohn ist dabei nicht an die Erfüllung der Leistungskennzahlen gebunden, sondern bleibt für alle geleisteten Arbeitsstunden konstant. Für die Erfüllung und Übererfüllung der vorgegebenen Leistungskennzahlen werden Lohnprämien gewährt. Der Prämienzeitlohn ist ökonomisch zweckmäßig, wenn die mengenmäßigen Arbeitsergebnisse durch die Arbeiter nicht unmittelbar beeinflusst bzw. nicht exakt gemessen werden können, aber andere mess- und beeinflussbare Faktoren für die Stimulierung hoher Leistungen gegeben sind. Auch in Fällen, in denen zwar die Mengenleistung beeinflussbar ist, die Ausarbeitung von TAN aber einen unvertretbar hohen Aufwand erfordert oder mittels des Stücklohnes Leistung und Lohn nicht unter Kontrolle gehalten werden können, ist er die zweckmäßigste Form der Entlohnung. Der Prämienzeitlohn ist die typische Entlohnungsform für Produktionshilfsarbeiter, z. B. im Werkzeug- oder Vorrichtungsbau, in der Instandhaltung, Gütekontrolle, im innerbetrieblichen Transport. Mit fortschreitender Mechanisierung und Automatisierung erlangt er auch in Produktionsgrundprozessen zunehmende Bedeutung. Eine dem Wesen nach gleiche Lohnform ist der Faktorenlohn, der vor allem in der chemischen Industrie verbreitet ist. Der einfache Stücklohn, bei dem sich der Mehrleistungslohn im gleichen prozentualen Verhältnis wie die Normerfüllung entwickelt, orientiert ausschließlich auf die mengenmäßigen Arbeitsergebnisse. Seine Anwendung ist ökonomisch vertretbar, wenn a) der Arbeitszeitaufwand das entscheidende Kriterium der Leistung ist und dieser exakt gemessen und kontrolliert werden kann; b) der Grundsatz Neue Technik - neue Normen konsequent verwirklicht wird, indem die Arbeitsnormen auf der Grundlage technischer Parameter, fortgeschrittener Technologie, moderner Produktionsorganisation und der besten Arbeitserfahrungen der Arbeiter technisch begründet und bei allen Veränderungen, die zu einer Verringerung des Arbeitszeitaufwandes führen, neu festgesetzt werden; c) die Arbeitsleistung in der vorgeschriebenen Qualität erbracht wird, so dass die Vorgabe weiterer Kennzahlen nicht erforderlich ist; d) die Senkung des Arbeitszeitaufwandes pro Erzeugnis bzw. die Vergrößerung der Produktionsmenge je Zeiteinheit der hauptsächlichste vom Arbeiter beeinflussbare Faktor und damit wichtigster Ausdruck des gesellschaftlichen Interesses ist; e) eine exakte Erfassung der tatsächlich gebrauchten Zeit für die einzelnen Arbeitsaufträge gewährleistet ist. - Der progressive Stücklohn, bei dem die Lohnentwicklung gegenüber der Normerfüllung progressiv anwächst, wurde in früheren Jahren bei einigen volkswirtschaftlich wichtigen Arbeiten, z. B. in der Grundstoffindustrie, angewendet, wenn dazu die Genehmigung des zuständigen übergeordneten Organs vorlag. Von größter Bedeutung für die Stimulierung hoher Leistungen der Arbeiter ist der Prämienstücklohn, weil er entsprechend den jeweiligen Produktions- und Arbeitsbedingungen sowie Stimulierungserfordernissen in vielfältiger Weise variiert werden kann. Das Wesen dieser Lohnformen besteht darin, dass über die Stimulierung der Mengenleistung auf der Grundlage technisch begründeter Arbeitsnormen hinaus das materielle Interesse der Arbeiter mittels individuell oder kollektiv beeinflussbarer Kennzahlen auf weitere Faktoren der Arbeitsleistung, z. B. Verbesserung der Qualität der Arbeitsausführung oder der Erzeugnisse, Verminderung von Ausschuss und Nacharbeit, Senkung des Materialverbrauchs, Ausnutzung der Grundfonds, Senkung der Kosten, sortimentsgerechte Planerfüllung u. a., gelenkt werden kann. Die Erfüllung bzw. Übererfüllung oder Unterbietung dieser Kennzahlen wird durch differenzierte Lohnprämien materiell stimuliert und damit zugleich die für den einfachen Stücklohn charakteristische einseitige Orientierung auf hohe Mengenleistungen überwunden. Er ist vor allem bei manuellen oder handgesteuerten mechanisierten Prozessen wirkungsvoll, bei denen die Arbeiter durch ihre körperlichen Fertigkeiten, Arbeitsdisziplin und -intensität einen unmittelbaren Einfluss auf die Mengenleistung haben und zugleich die Erfüllung anderer beeinflussbarer Kennzahlen materiell stimuliert werden soll. Als bes. wichtig hat sich die Verbindung der Stimulierung von Mengenleistung und Qualität erwiesen. Dabei sind möglichst ausgewogene Verhältnisse in der lohnmäßigen Gewichtung der Leistungskennzahlen herzustellen, damit die Arbeiter materiell interessiert werden, alle vorgegebenen Kennzahlen gleichermaßen zu erfüllen. In der Regel sollten dem Prämienstücklohn nicht mehr als zwei, höchstens drei Kennzahlen zugrunde gelegt werden. Prämienzeit- und Prämienstücklöhne können sowohl individuell als auch kollektiv oder kombiniert angewandt werden. Eine kombinierte Lohnformen liegt dann vor, wenn die Mengenleistung oder eine andere Kennzahl individuell und weitere Kennzahlen, z. B. Qualität, Materialverbrauch, kollektiv bewertet werden. Kombinierte Lohnformen lassen sich am besten den jeweiligen Bedingungen und Erfordernissen anpassen und stimulieren sowohl hohe persönliche als auch kollektive Leistungen. Spezifische Formen des kollektiven Stücklohnes sind der Objektlohn und der Prämienstücklohn nach Plannormen. Der Objektlohn wird vor allem in der Bauindustrie unter der Voraussetzung angewandt, dass der Produktionsplan und weitere aus dem Plan abgeleitete Kennzahlen, wie Anzahl der Arbeitskräfte nach Berufen und Qualifikation, Materialeinsatz, Lohnfonds u. a., auf die Arbeitskollektive aufgeschlüsselt und der zeitliche, technologische und organisatorische Ablauf im voraus exakt bestimmt werden können. Dabei werden technisch begründete Arbeitsnormen zu einer Komplexnorm je Objekt zusammengefasst und die Leistung des Kollektivs an der Erfüllung dieser Komplexnorm gemessen. Meist ist der sog. Objektplan die Hauptkennziffer. Der individuelle Anteil des einzelnen am kollektiv erarbeiteten Lohn wird - bei allen kollektiven Lohnformen - entsprechend der von ihm geleisteten Arbeitszeit nach Qualifikation (Lohngruppe) und Leistung (persönlicher Anteil am kollektiven Arbeitsergebnis) bestimmt. Eine Weiterentwicklung des Objektlohnes ist die Slobin-Methode. Seinem Wesen nach dem Objektlohn vergleichbar ist der vor allem in der Möbelindustrie sowie in der Zellstoff-, Papier- und Pappeindustrie relativ verbreitete Prämienstücklohn nach Plannormen. Die Plannorm ist die in Arbeitsstunden und Naturaleinheiten ausgedrückte Planaufgabe für ein Arbeitskollektiv. Dazu werden technisch begründete Einzelnormen zu einer Komplexnorm zusammengefasst und mit der lt. Plan zu fertigenden Menge multipliziert. Für die einzelnen Tätigkeiten in den verschiedenen Lohngruppen werden Planlohnsätze (Tarifgrundlohn plus Prämie für 100 Prozent Planerfüllung) gebildet, die Prämie wird für jede Lohngruppe einheitlich und zwischen ihnen differenziert festgelegt. Zw. den Lohnformen gibt es weder eine Rangfolge im Sinne ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung noch eine starre Abgrenzung. Ihre stimulierende Wirkung hängt entscheidend davon ab, dass sie a) richtige und für die Arbeiter überschaubare Beziehungen zwischen Leistung und Lohn herstellen; b) den konkreten Produktions- und Arbeitsbedingungen entsprechen; c) auf exakten, von den Arbeitern beeinflussbaren Normen und Leistungskennzahlen beruhen, die mit vertretbarem Aufwand kontrollierbar und auf wirtschaftliche Weise abrechenbar sein müssen; d) das materielle Interesse der Arbeiter auf die jeweils wichtigsten von ihnen beeinflussbaren Faktoren der Intensivierung und der Leistungsentwicklung lenken; e) gemeinsam mit den Arbeitern festgelegt und gestaltet werden.