Manufaktur

Manufaktur - auf Teilung der Arbeit und handwerklicher Technik beruhende Kooperation bes. im Spätfeudalismus und Frühkapitalismus. Zeugnisse aus griechischen Städten, dem Hellenismus und aus dem Römerreich sprechen dafür, dass auch in antiken Werkstätten arbeitsteilig produziert wurde, u. a. in der Metall- und Töpferwarenherstellung und im Baugewerbe. Umstritten ist noch, welchen Stellenwert in der antiken Produktionsweise diese manufakturähnliche Produktion . besaß. Im frühen Feudalismus gingen diese Manufakturansätze wieder verloren. Manufaktur wurden erst im 16. Jh. wieder gegründet, ihre Blütezeit (Manufakturperiode) war in den einzelnen Ländern verschieden, in Deutschland z. B. im 18. Jh. Sie entstanden, weil die feudale und zunftgebundene Betriebsweise die steigenden Bedürfnisse der Gesellschaft und die Nachfrage wachsender Märkte nicht mehr befriedigen konnte. Diese Aufgabe erfüllten die Manufaktur mit ihrer höheren kontinuierlichen und verbilligten Produktion, die durch zeitliche, räumliche und mengenmäßige Abstimmung der Teilarbeiten, Erhöhung und Überwachung der Arbeitsintensität und Lenkung des Verwertungsprozesses der angelegten Kapitalien mit dem Ziel einer stetigen Erhöhung der Profitrate erreicht wurde. Hierbei kam der Anwendung extensiver und intensiver Ausbeutungsmethoden bes. Bedeutung zu. Die Gründer der Manufaktur waren meist Handelskapitalisten, weniger Handwerksmeister. Die Arbeitskräfte rekrutierten sich aus proletarisierten Handwerkern und Bauern, aus Landarbeitern, Bergleuten und Fremden. Es gab feudale Manufaktur, die durch außerökonomische Verfügungsgewalt des Feudalherren über juristisch unfreie Manufakturarbeiter gekennzeichnet waren, und kapitalistische Manufaktur, bei denen der Manufakturkapitalist mittels ökonomischen Zwangs Lohnarbeiter ausbeutete. Zeitweilig existierten auch Mischformen feudaler und kapitalistischer Manufaktur mit teilweiser feudaler Bindung und begrenztem Fabrikstrafrecht sowie kapitalistischer Abschöpfung feudal erzeugten Mehrwerts. Es sind mehrere Formen der Manufaktur zu unterscheiden: a) heterogene Manufaktur, bei denen die meist dezentralisiert hergestellten Teilprodukte in zentraler Werkstatt zum Endprodukt montiert wurden; b) organische Manufaktur, die alle Teile eines Produkts in zusammenhängendem Fertigungsprozess bis zum Endprodukt bearbeiteten (vollkommene Manufaktur). Dabei konnte es sich um zentralisierte Manufaktur mit räumlicher Konzentration der Arbeitskräfte und dezentralisierte Manufaktur handeln, bei denen die Endmontage der in Hausarbeit vergebenen Teilprozesse in zentraler Werkstatt erfolgte. Die Manufaktur unterschieden sich ferner nach der Art der Produktion, die sich anfangs mehr auf Luxusgüter, später mehr auf Massenbedarfsgüter erstreckte. Die Manufaktur verarbeiteten Rohprodukte der Land- und Forstwirtschaft. Sie waren am stärksten verbreitet in der Textilindustrie (Woll-, Leinen-, Seiden-, Baumwoll- und Kattundruckmanufaktur). Die Lebensdauer der Manufaktur war, mit Ausnahme der Branchen, in denen ständige arbeitsteilige Handarbeit verlangt wurde, überwiegend kurz. Die Vorteile der Manufaktur bestanden in der Steigerung der Arbeitsproduktivität durch bessere gesellschaftliche Organisation der Arbeit, durch eine arbeitszeitsparende Arbeitsteilung bzw. -vereinigung ohne entsprechende Kostenerhöhung. Mit der weiteren Arbeitsteilung kam es zur Zerlegung vieler universeller Handwerke zu zahlreichen neuen Berufen. Sie förderten den technischen Fortschritt durch die Entwicklung von Spezialwerkzeugen für Teilarbeitsprozesse und bildeten damit Elemente für die Konstruktion von Werkzeugmaschinen heraus. Die so von den Manufaktur erzielte höhere und verbilligte Produktion trug wesentlich zur Entwicklung des inneren Marktes und der Außenhandelsbeziehungen bei. Als Bindeglied zwischen kleiner Warenproduktion und großer Industrie waren sie die Bahnbrecher der kapitalistischen Fabrik, wie ihre historische Rolle überhaupt in der Zersetzung der feudalen und der Förderung der kapitalistischen Produktionsweise bestand. Durch die Spezialisierung bewirkten die Manufaktur eine einseitige berufliche Beanspruchung der Arbeiter, ermöglichten es, ungelernte und minderjährige Arbeiter (z. T. Kinder) für Teilprozesse einzusetzen, und ließen den Wert der Arbeitskraft sinken. Die Manufakturperiode ging in Deutschland mit der Entwicklung vieler Manufaktur zu Fabriken im 19. Jh. zu Ende, denn die Manufaktur als zeitweilig fortschrittlichste Produktionsorganisation konnte die gesellschaftliche Produktion weder in ihrem ganzen Umfang ergreifen, noch in ihrer Tiefe um- wälzen. Sie gipfelte als ökonomisches Kunstwerk auf der breiten Grundlage des städtischen Handwerks und der ländlich häuslichen Industrie. Ihre eigne enge technische Basis trat auf einem gewissen Entwicklungsgrad mit den von ihr selbst Beschaffen Produktionsbedürfnissen in Widerspruch.