Mehrprodukt

Mehrprodukt - der Teil des von den produktiv Tätigen geschaffenen Gesamtprodukts, der die notwendige individuelle Konsumtion der produktiv Tätigen und den Ersatzbedarf verbrauchter Produktionsmittel übersteigt. In allen warenproduzierenden Gesellschaftsordnungen hat das Mehrprodukt Doppelcharakter. Einerseits stellt es ein bestimmtes Volumen an Gebrauchswerten dar, andererseits ein bestimmtes Wertvolumen, dessen Größe dem in der Mehrarbeitszeit geschaffenen Teil des Neuwerts entspricht. Mit dem sozialistischen Eigentum an den Produktionsmitteln wird der Gegensatz zwischen Mehrprodukt und notwendigem Produkt aufgehoben. Mehrprodukt und individuell angeeignetes Produkt sind im Maßstab der Gesellschaft gleichermaßen notwendig. Die sozialistische Gesellschaft entscheidet nach qualitativ und quantitativ objektiv bestimmten Erfordernissen über die Aufteilung des Nettoproduktes für die Erweiterung der Produktion, für die Erhaltung und Mehrung der gesellschaftlichen Fonds und für den Fonds der individuellen Aneignung von Konsumtionsmitteln. Die sozialistische Gesellschaft verwendet das Mehrprodukt planmäßig für die Entlohnung der nicht produktiv Tätigen, für Zwecke der gesellschaftlichen Konsumtion und insbesondere für die erweiterte Reproduktion im produktiven Bereich der Volkswirtschaft. Die sozialistische Akkumulation schafft die Voraussetzungen, um den Umfang des notwendigen Produkts zu erhöhen und die Arbeits- und Lebensbedingungen aller Werktätigen allseitig zu verbessern. Die sozialistische Gesellschaft ist deshalb daran interessiert, das Mehrprodukt absolut zu steigern und auch seine Größe im Verhältnis zum individuell angeeigneten Produkt planmäßig zu entwickeln und zu erhöhen. - Historisch entstand das Mehrprodukt, als die Produktivkraft der Arbeit so gestiegen war, dass der Mensch mehr Arbeit leisten und mehr Produkte herstellen konnte, als zu seiner eigenen Reproduktion notwendig waren. Die Herstellung eines Mehrprodukts wurde die ökonomische Grundlage für die Ausbeutung von Menschen und die Herausbildung des Privateigentums. Die Aneignung des von anderen Menschen hergestellten Mehrprodukt mit dem Ziel, sich selbst zu bereichern, bildet den objektiven Inhalt der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und damit die Voraussetzung für die Entstehung der Klassengesellschaft. In der Verrichtung von Mehrarbeit für andere, in der Teilung des Produkts in notwendiges Produkt und Mehrprodukt sowie in der Aneignung des Mehrprodukt zeigen sich die antagonistischen Widersprüche zwischen den herrschenden Klassen und den Ausgebeuteten. Die auf der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beruhenden Produktionsweisen (Sklaverei, Feudalismus und Kapitalismus) unterscheiden sich jeweils durch die Art und Weise und die Form der Aneignung des Mehrprodukt Im Kapitalismus ist die Arbeiterklasse ökonomisch gezwungen, ihre Arbeitskraft als Ware an die Kapitalisten zu verkaufen, da diese Eigentümer der Produktionsmittel sind. Das von der Arbeiterklasse erzeugte Produkt ist ebenfalls Eigentum des Kapitalisten. Es enthält neben dem notwendigen Produkt, das der Arbeiter für die Reproduktion seiner Arbeitskraft erhält, ein Mehrprodukt, das sich der Kapitalist in Form von Mehrwert aneignet.