Multiplikatorprinzip

Multiplikatorprinzip - theoretische Annahme über das Verhältnis von Investitionen und Einkommens- und Nachfragesteigerung im modernen Kapitalismus. Es besagt, dass eine Investition in Höhe von 1 eine Nachfragesteigerung induziert, die größer als 1 ist. Dies sei der Fall, wenn eine Investition Nachfrage nach Produktionsmitteln und Konsumtionsmitteln bedeutet, deren Befriedigung in den vorgelagerten Produktionszweigen ebenfalls zu einer Produktionserweiterung führt. Diese Kettenreaktion setze sich fort, bis sie langsam verebbe. Dadurch multipliziere sich der Effekt jeder Investition mit einem Koeffizienten, dessen Größe von der Höhe der Investition und dem Wirtschaftszweig abhänge. Erstmalig wurde das Multiplikatorprinzip dargestellt von R. F. Kahn in The Relation of Home Investment to Unemployment (Die Beziehung zwischen Inlandsinvestitionen und Arbeitslosigkeit), The Economic Journal, Bd. 41, 1931. Es wurde dann von Keynes übernommen und verfeinert und ist heute ein grundlegendes Element der bürgerlichen Ökonomie. Obwohl es einen Multiplikatoreffekt in der Wirtschaft gibt, ist die bürgerliche Interpretation und der Versuch, Koeffizienten dafür zu errechnen, eine Entstellung der Funktionsweise des modernen Kapitalismus. Eine exakt berechenbare Beziehung zwischen Investitionen und Einkommens- und Nachfragesteigerungen gibt es im Kapitalismus nicht. Die Konsumgüternachfrage kann auch nicht durch Investitionen beliebig stimuliert werden, da sich ihre Steigerung nur im Rahmen der stofflichen und wertmäßigen Zusammensetzung des Gesamtprodukts vollziehen kann.