nationale Bourgeoisie

Nationale Bourgeoisie, - Teil der einheimischen Bourgeoisie in den Kolonien, Halbkolonien, abhängigen Ländern und jungen Staaten, der im Gegensatz zur Kompradorenbourgeoisie in der Regel weder durch sein Kapital noch durch seine Interessen mit dem Imperialismus verbunden ist, sondern häufig von ihm unterdrückt wird. Die Eroberung der Rohstoffquellen und der nationalen Märkte durch imperialistische Länder, der nichtäquivalente Austausch und die Preisschere zugunsten der Monopole sowie z. T. auch der Waren- und Kapitalexport in die unterdrückten Länder sind gegen die Interessen der nationale Bourgeoisie gerichtet und hemmen ihre Entwicklung. Sie gerät daher in Widerspruch zum Imperialismus. Ebenso bilden die vorkapitalistischen Verhältnisse in der Landwirtschaft, die Armut der Bauern, ihre niedrige Kaufkraft und die Beschränktheit des inneren Marktes eine Schranke für die Tätigkeit der nationalen Bourgeoisie. Daher ist sie objektiv daran interessiert, dass die Hauptaufgaben der antiimperialistischen und antifeudalen Revolution gelöst werden. Deshalb kann die nationale Bourgeoisie am revolutionären Kampf gegen den Imperialismus und die inneren reaktionären Kräfte teilnehmen und sich sogar unter Umständen zeitweilig an die Spitze dieser Bewegung stellen. In diesem Sinne ist sie fortschrittlich. Trotzdem neigt sie in vielen Fällen auch zum Paktieren mit dem Imperialismus und den reaktionären Kräften ihres Landes. Infolge dieser Zwiespältigkeit nimmt die nationale Bourgeoisie in den verschiedenen Ländern in unterschiedlichem Maße an der Revolution teil. Die Zwiespältigkeit der nationale Bourgeoisie offenbart sich vor allem nach der Erringung der staatlichen Unabhängigkeit, wenn die mit der Beseitigung der imperialistischen Positionen verbundenen Aufgaben der weiteren politischen, ökonomischen und sozialen Entwicklung des Landes auf die Tagesordnung gesetzt werden. Sie führt mit der Verschärfung der sozialen Gegensätze praktisch zur Spaltung bzw. Differenzierung der nationalen Bourgeoisie. Die Imperialisten versuchen, diese Zwiespältigkeit auszunutzen und einen Teil der nationalen Bourgeoisie zu ihrer neuen sozialen Basis zu machen. Ein Teil der nationalen Bourgeoisie will die Unabhängigkeit festigen und auf dem Weg der sozialökonomischen Umgestaltungen zusammen mit breiten Schichten des arbeitenden Volkes weiterschreiten. Ein anderer Teil der nationale Bourgeoisie fürchtet die weitere Zusammenarbeit mit den demokratischen, fortschrittlichen Schichten der Nation. Er möchte die Früchte des Volkskampfes ernten, jedoch die weitere Entwicklung der nationalen Revolution hemmen. Solche Kräfte steuern auf einen Pakt mit dem Imperialismus und mit den inneren reaktionären Kräften ihrer Länder hin und greifen oft zu diktatorischen Methoden.