Neokolonialismus

Neokolonialismus - Sammelbez. für die verschiedenen - politischen, militärischen, wirtschaftlichen und ideologischen - Formen und Methoden zur Ausbeutung und Unterdrückung der ökonomisch schwach entwickelten Länder und beherrschten Gebiete durch den Imperialismus in der gegenwärtigen Epoche. Die traditionellen Formen imperialistischer Machtpolitik sind aus dem Arsenal des Imperialismus nicht vollends verschwunden, sondern bilden dessen ständige Reserve; sie sind auch in jüngster Zeit wiederholt praktiziert worden, wie die verschiedenen imperialistischen Interventionen beweisen. Die neokolonialistischen Formen und Methoden weisen jedoch im Vergleich zum traditionellen Kolonialismus wegen der bes. Merkmale der gegenwärtigen Epoche z. T. neue Züge auf: Die grundlegende Veränderung der internationalen Kräfteverhältnisse durch die ständig wachsenden Auswirkungen des sozialistischen Weltsystems, das außerordentlich starke Anwachsen der antiimperialistischen nationalen Befreiungsbewegung und das Entstehen der jungen Nationalstaaten haben die imperialistischen Mächte und ihre Monopole gezwungen, die Formen und Methoden ihres Vorgehens gegenüber den Entwicklungsländern in mancher Hinsicht zu modifizieren. Die neokolonialistischen Positionen resultieren z. T. aus dem traditionellen Kolonialmonopol der imperialistischen Staaten. Alte koloniale Mechanismen, wie die Franc-Zone, die Pfund-SterlingZone usw. wurden erhalten und den neuen Bedingungen angepasst. Z.T. handelt es sich um völlig neue Formen und Methoden, die sowohl dem veränderten weltpolitischen Status der Entwicklungsländer als auch veränderten inneren Reproduktionsbedingungen des Imperialismus entsprechen. Die Apologeten des Monopolkapitals stellen diese Änderungen als einen Beweis dafür dar, dass der Kapitalismus humaner geworden sei, und nennen die meisten Maßnahmen des Neokolonialismus Entwicklungshilfe. Tatsächlich zielt jedoch der Neokolonialismus darauf ab, die Profite der Monopole in den Entwicklungsländern und den noch vorhandenen Kolonien unter den Bedingungen der gegenwärtigen Epoche zu sichern und wenn möglich sogar zu erhöhen sowie diese Gebiete angesichts der stürmischen Entwicklung des sozialistischen Weltsystems und der Siege der antiimperialistischen nationalen Befreiungsbewegung auf den kapitalistischen Entwicklungsweg zu führen und als Bestandteile des kapitalistischen Weltwirtschaftssystems zu erhalten. Daraus resultiert auch die gegen den Sozialismus gerichtete hektische ideologische Aktivität des Neokolonialismus. Der Antikommunismus ist eines der wichtigsten Merkmale des Neokolonialismus Es gibt Faktoren, welche die Aufrechterhaltung der ökonomischen Positionen des Imperialismus und dessen weiteres Eindringen in Entwicklungsländer begünstigen: Die Souveränität zahlreicher junger Staaten ist z. B. dadurch eingeschränkt, dass die ehem. Kolonialmacht noch in hohem Maße Wirtschaft und Politik dieser Länder kontrolliert. Die labile politische und gesellschaftliche Struktur einiger dieser Länder erleichtert es dem Neokolonialismus, die Politik der betreffenden Staaten durch Putsche u. a. in seinem Sinne zu beeinflussen. Die Industrialisierungspolitik vieler junger Nationalstaaten und auch anderer Entwicklungsländer begünstigt stark die Kapitalanlagen ausländischer Monopole durch langjährige Steuerbefreiung, Zollfreiheit für die Einfuhr aller zur Errichtung der Zweigniederlassungen notwendigen Produktionsmittel und sonstiger Waren usw. Der Kapitalmangel in den Entwicklungsländern führt zur Aufnahme von Anleihen imperialistischer Staaten, deren Bedingungen eine Stärkung der imperialistischen Machtpositionen zur Folge haben, falls die antiimperialistischen Kräfte nicht stark genug sind. Hinzu kommt noch, dass es den Monopolen oft gelingt, Gesetze der Entwicklungsländer, die ihre Kapitalanlagen bzw. den Transfer ihrer Profite beschränken, durch ökonomische oder juristische Manöver zu umgehen. Auch das Weiterbestehen des Handelsmonopols in Bezug auf viele Produkte der Entwicklungsländer ermöglicht den Konzernen der imperialistischen Staaten, einen Druck auf diese Länder auszuüben. Generell bietet kapitalistische Orientierung eines Entwicklungslandes gefährliche Ansatzpunkte für neokolonialistische Bestrebungen.