Neotrotzkismus

Neotrotzkismus - in der bürgerlichen Ideologie und Publizistik in jüngster Zeit häufig anzutreffender Begriff zur Kennzeichnung der Fortführung der Tätigkeit und Ideologie des Trotzkismus. Durch die Wirkung einer Reihe bes. Faktoren, vieler komplizierter und widersprüchlicher Tendenzen in der gesellschaftlichen Entwicklung, so u. a. die bedeutende Zuspitzung der Krise der ökonomischen, sozialen, politischen und moralischen Grundlagen der gegenwärtigen bürgerlichen Gesellschaft, kam es in den sechziger Jahren zur Verstärkung des trotzkistischen Einflusses in den kapitalistischen Ländern. Hierbei wurden und werden die Auffassungen Trotzkis (1879-1940) von seinen heutigen geistigen Nachfahren, die zugleich die Anhänger der von Trotzki im Jahre 1938 in einem Vorort von Paris gegründeten sog. IV. Internationale sind, modifiziert und den heutigen Klassenkampfbedingungen angepasst. Da der heutige. Trotzkismus seinen sozialen Wurzeln, seiner Methodologie, seiner politischen Zielsetzung und seiner Rolle in den Klassenaus- einandersetzungen nach nur die Fortsetzung der Theorie, Politik und Taktik des traditionellen Trotzkismus darstellt, wenn auch in den Details gezwungenermaßen modifiziert, ist es unzulässig, von einer qualitativ neuen Etappe in der Entwicklung des heutigen Trotzkismus zu sprechen. Die heutigen Trotzkisten haben vor allem die These von der angeblichen Unmöglichkeit des Sieges des Sozialismus bzw. der sozialistischen Revolution in einem Lande und der damit im Zusammenhang stehenden Forderung nach der sog. Weltrevolution (Theorie der permanenten Revolution) weiter ausgebaut. Einige der heutigen Trotzkisten, so z. B. J. Posadas, scheuen in diesem Zusammenhang nicht vor der Initiierung eines Atomkrieges als Mittel des militärischen Exports der Revolution zurück. Die heutigen Trotzkisten sind unfähig, eine in sich geschlossene politisch-ideologische Plattform zu entwickeln. Die trotzkistische Strömung besteht derzeit aus einer Vielzahl von Sekten und Grüppchen, die sich z. T. auch bekämpfen. Ihr fehlt eine stabile soziale Basis, die sich die heutigen Trotzkisten durch ein versuchtes Eindringen in die großen politischen Organisationen der Arbeiterklasse, die sog. Politik des Entrism (Politik des Eindringens) zu schaffen bemühen. Diese Versuche bleiben erfolglos. Der heutige Trotzkismus ist eine perspektivlose politische Strömung, nicht nur wegen seiner ideologischen und organisatorischen Zerrissenheit, sondern vor allem auch wegen seiner reaktionären, gegen die grundvertreter der Intelligenz gerichteten Zielsetzung.