Optimalpreis

Optimalpreis, optimaler Planpreis - aus dem volkswirtschaftlichen Optimalitätsprinzip abgeleiteter und durch die Theorie der Optimalplanung begründeter Preistyp. Die Schaffung eines Preis- und Normativsystems, das Bestandteil des optimalen Volkswirtschaftsplanes und mit diesem logisch und auch quantitativ verknüpft ist, bildet den Gegenstand der zurückgehenden theoretischen Konzeption der Optimalplanung bzw. Optimalpreisbildung. Das Grundanliegen besteht darin, auf der Grundlage der marxistisch-leninistischen Arbeitswerttheorie ein theoretisch und auch mathematisch geschlossenes Planungs-, Preis- und Normativsystem zu konzipieren. Damit sollen vor allem folgende konzeptionellen Grundprobleme gelöst werden: a) Bei der Ausarbeitung und Anwendung des Preis- und Normativsystems soll eine unmittelbare Verbindung mit dem optimalen Plan zur Entwicklung der Volkswirtschaft erreicht werden, d. h., die Preisplanung ist Bestandteil der Volkswirtschaftsplanung. Die Preise und Normative sollen die im Plan hergestellte prinzipielle Übereinstimmung zwischen Aufkommen und Bedarf richtig widerspiegeln. b) Das Preis- und Normativsystem soll von der Grundlage her ohne Einschaltung von Subventionen als Korrekturgrößen sichern, dass volkswirtschaftlich richtiges Verhalten der Betriebe deren Rentabilität gewährleistet, um die persönliche und kollektive materielle Interessiertheit vollständig wirksam werden zu lassen. Dabei soll insbesondere die Erfüllung der Erfordernisse des wissenschaftlich- technischen Fortschritts richtig stimuliert werden. c) Die Normative für den effektivsten Einsatz verschiedener Ressourcen sollen so in ihrer Höhe und in ihrem Verhältnis zueinander bestimmt werden, dass sie den effektivsten Einsatz einschließlich der effektivsten Substitutionsvariante zwischen verschiedenen Ressourcen volkswirtschaftlich richtig stimulieren. - Die Forderung nach Rentabilität für alle normal (d. h. volkswirtschaftlich optimal) wirtschaftenden Betriebe schließt es aus, Subventionen für einen Teil der Betriebe in der Preiskonzeption als Regelfall vorzusehen. Ein Preissystem ohne Subventionen soll durch die volkswirtschaftlichen Differentialaufwendungen als Grundlage der Bestimmung der Preisstruktur und ihrer Veränderung geschaffen werden. Volkswirtschaftliche Differentialaufwendungen für ein Erzeugnis sind die Aufwendungen in der gesamten Volkswirtschaft, die (unter Anwendung verschiedener Technologien), bei zusätzlicher Erzeugung einer Einheit dieses Erzeugnisses gegenüber dem ursprünglich (also ohne diese zusätzliche Einheit) optimalen Produktionsprogramm entstehen würden. Die ökonomischen Normative, die ebenfalls mit Hilfe der volkswirtschaftlichen Differentialaufwendungen gebildet werden sollen, sind analog zu definieren als Normative für die Aufwendungen, die in der gesamten Volkswirtschaft zusätzlich erforderlich sind; wenn bei optimaler Gestaltung des Reproduktionsprozesses eine Einheit der betreffenden Ressource weniger zur Verfügung steht. Die volkswirtschaftlichen Differentialaufwendungen enthalten: die direkten Arbeitsaufwendungen, die indirekten Arbeitsaufwendungen und die Aufwendungen der gegenläufigen Abhängigkeit. Diese entstehen dadurch, dass die Verwendung begrenzter Ressourcen zur Herstellung eines bestimmten Erzeugnisses (samt seiner Vorstufen) deren Verwendung zur Herstellung anderer Erzeugnisse einengt und dadurch an anderer Stelle zu sinkender Produktivität und entsprechend steigenden Aufwendungen führt. Volkswirtschaftliche Differentialaufwendungen lassen sich nur unter Berücksichtigung aller wesentlichen in der Volkswirtschaft wirkenden Beziehungen bestimmen. - Eine Möglichkeit für die quantitative Bestimmung von Preisen und Normativen entsprechend den gen. Anforderungen ergibt sich aus der Anwendung linearer Optimierungsmodelle. In dem zu jeder Optimierungsaufgabe gehörigen Dualproblem erfolgt eine Bewertung der Begrenzungen, wobei diese Bewertung aussagt, um wie viel Einheiten der Wert der Zielfunktion steigt, wenn die Begrenzung um eine Einheit erweitert bzw. eingeschränkt wird. Diese bei der Lösung der linearen Optimierungsaufgabe entstehende Bewertung der Begrenzungen (Bewertungen, duale, Schattenpreise) machen den Effekt des Einsatzes einer begrenzten Ressource für unterschiedliche, unter sich in ihrem Effekt sonst nicht vergleichbare Produktionsprozesse bzw. Erzeugnisse im Hinblick auf die volkswirtschaftliche Zielfunktion vergleichbar. Sie sind deshalb geeignet, die oben definierten Differentialaufwendungen quantitativ auszudrücken. Ein bestimmtes System dualer Bewertungen gilt allerdings immer nur für ein bestimmtes Modell mit entsprechender Zielfunktion und entsprechendem Begrenzungssystem. - Man muss außerdem beachten, dass sich im Bewertungssystem verschiedene Erscheinungen widerspiegeln. Das sind: erstens die objektiven Gesetzmäßigkeiten und Tendenzen, die auf die ökonomischen Prozesse wirken; zweitens die konkreten Ziele der Wirtschaftspolitik in der betreffenden Periode, wie sie in der Zielfunktion und in bestimmten Begrenzungen zum Ausdruck kommen; drittens die in jedem Modell notwendige Vereinfachung komplizierter Zusammenhänge sowie die dabei wirksam werdenden Vorstellungen und Methoden der Modellkonstrukteure. Die dualen Bewertungen in der Erzeugnisgruppe i des volkswirtschaftlichen Optimierungsmodells können als der Preisveränderungskoeffizient dieser Erzeugnisgruppe definiert werden. In einem Fall ergibt sich für die Erzeugnisgruppe i im Ergebnis der volkswirtschaftlichen Optimierungsrechnung ein Preissenkungskoeffizient, für andere Erzeugnisgruppen wird jedoch ein Preissteigerungskoeffizient auftreten. Inges. bleibt dabei gesichert, dass die Preissumme nur proportional zur Summe der Arbeitsaufwendungen in der Volkswirtschaft steigt. - Wenn es möglich ist, auch einzelne Erzeugnisse in die volkswirtschaftliche Optimierungsrechnung aufzunehmen, kann mit Hilfe der dualen Bewertung dieses betreffenden Erzeugnisses der Preis dieses Erzeugnisses ermittelt werden. In diesen Berechnungen treten die alten Preise nur als Mengenrepräsentanten auf. Sie beeinflussen nicht das optimale Programm, haben jedoch Einfluss auf alle ökonomischen Einschätzungen außerhalb des Modells, also z. B. auf die Bestimmung der Aufwandskoeffizienten, der Vorgaben für die voraussichtliche Struktur des Konsumtionsfonds usw. Das Modell der optimalen Planung baut jeweils auf gegebenen Preisen auf und entwickelt diese iterativ zu den in der neuen Planperiode erforderlichen optimalen Planpreisen. - Bei der weiteren Arbeit an der Gestaltung des volkswirtschaftlichen Preis- und Normativsystems ist zu beachten, dass die theoretische Konzeption der optimalen Planpreise zwar wichtige theoretische und praktische Grundlagen für die Planung der Preise liefert, dass aber die sozialistische Preistheorie ebenso wie die Preisplanungs- und -bildungspraxis umfassender ist als die Theorie und Praxis der Bildung von Optimalpreisen.