Zyklische Krise

Zyklische Krise, - momentane gewaltsame Ausgleichung der Widersprüche der kapitalistischen Wirtschaft in Form allgemeiner Überproduktion, massenhafter Vernichtung von Waren und Kapital, Massenarbeitslosigkeit; momentaner Zusammenbruch der kapitalistischen Warenproduktion; Hauptphase des kapitalistischen Reproduktionszyklus. Für, die zyklische Krise im Kapitalismus der freien Konkurrenz sind folgende Erscheinungen charakteristisch: Überfüllung der Märkte, massenhafte Unverkäuflichkeit der Waren, Mangel an Zahlungsmitteln, Störung der Kreditbeziehungen, Einschränkung oder Stilllegung der Produktion, Massenarbeitslosigkeit, auf die Spitze getriebenes Elend, Mangel an den notwendigsten Lebensmitteln, die auf der anderen Seite unverkäuflich verkommen, Bankrotte und Zwangsverkäufe, massenhafte Zerstörung von Produktivkräften, Erschütterung der politischen Herrschaft und Verschärfung des Klassenkampfes. In der Entwicklung des Geldes liegen auf Grund der Widersprüche der einfachen Warenproduktion drei abstrakte Möglichkeiten der Krisen: in der Trennung des Warentausches (W - W) in zwei selbständige Akte (W - G und G - W), deren Auseinanderfallen reales Moment jeder zyklische Krise ist (Metamorphose der Ware); in der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, d. h. in dem Verkauf auf Kredit, die in Form der Geldkrise in jeder zyklische Krise auftritt; in der Trennung des unmittelbaren Produktionsprozesses vom Zirkulationsprozess, deren Auseinanderfallen ebenfalls reales Moment jeder Krise ist. - In der Periode der einfachen Warenproduktion bzw. der vorindustriellen kapitalistischen Warenproduktion gibt es keine aus den Produktionsbedingungen entspringende objektive Notwendigkeit von zyklische Krise. Die abstrakten Möglichkeiten der Krise bedürfen eines bes., meist außerökonomischen Anstoßes, uni sich in den sog. Handelskrisen zu verwirklichen. Die Entwicklung der industriellen kapitalistischen Produktion führt dazu, dass die Handelskrisen in wachsendem Maße zu Überproduktionskrisen werden, deren Ursachen nicht in Zirkulationsstörungen oder in außerökonomischen Anlässen, sondern direkt in den antagonistischen Widersprüchen der kapitalistischen. Produktion zu suchen sind. Sie werden zu periodischen Erscheinungen und zu konstituierenden Phasen des zyklisch verlaufenden Reproduktionsprozesses des Kapitalismus. - Die Notwendigkeit zyklischer Überproduktionskrisen im Kapitalismus liegt letzten Endes im Grundwiderspruch, im Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und der privatkapitalistischen Aneignung begründet. Die zyklischen Überproduktionskrisen sind eine momentane gewaltsame Ausgleichung der Widersprüche der kapitalistischen Wirtschaft. Die zyklische Krise stellt gewaltsam die Einheit der gegeneinander verselbständigten Momente der Produktion und Zirkulation des Kapitals wieder her und ermöglicht dadurch überhaupt erst die Fortführung der kapitalistischen Produktion. Sie erfüllt somit eine wichtige Funktion im kapitalistischen Reproduktionsprozess. - Die Unterordnung des gesellschaftlichen Produktionsprozesses unter die privat- kapitalistische Verwertung bedeutet, dass die Verwertung des Kapitals, der Profit, Ausgangspunkt und Endpunkt, Motiv und Zweck der Produktion ist. Die Verwertung des Kapitals beruht auf der Enteignung, Ausbeutung und Verarmung der Masse der Produzenten. Das Mittel zur ständigen Erhöhung der Verwertung - unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte - gerät in fortwährenden Konflikt mit dem beschränkten Zweck - der Verwertung des Kapitals. Das ist die Grundlage für die Entfaltung des Widerspruchs zwischen Produktion und Markt bzw. der jedem einzelnen Kapital durch die Konkurrenz aufgezwungenen Tendenz, die Produktion schrankenlos auszudehnen, und der letztlichen Enge des Marktes infolge der Konsumtionsbeschränkung der Massen im Gegensatz zur Akkumulation des Kapitals. Dieser Widerspruch muss zur zyklische Krise führen, die nachträglich und gewaltsam das Gleichgewicht zeitweilig herstellt. - Aus dem Wirken des Widerspruchs zwischen Produktion und Markt ergibt sich mit Notwendigkeit die Entwicklung von Disproportionen zw. Abteilung I der gesellschaftlichen Produktion (Produktion von Produktionsmitteln) und Abteilung II (Produktion von Konsumtionsmitteln). Abteilung I kann sich eine gewisse Zeit lang unabhängig von der Entwicklung von Abteilung II ausdehnen, und die kapitalistische Tendenz zur Entwicklung der Produktion um der Produktion willen kann sich entfalten. Doch da letzten Endes jede Produktion für die Konsumtion geleistet wird, muss früher oder später die gewaltsame Ausgleichung der Disproportionen durch die zyklische Krise erfolgen. Die Konsumtion ist ein Element der Proportionalität. Ein weiteres Moment der zyklische Krise ist das Gesetz des tendenziellen Falles der Profitrate, das die Entwicklung aller Widersprüche des Kapitals beschleunigt. - Jede zyklische Krise kann zwar momentan die Einheit der sich auseinander entwickelten Momente wiederherstellen und damit die Voraussetzungen für einen neuen Aufschwung schaffen, aber nur um den Preis einer umfassenden Zerstörung von Produktivkräften, einer Verelendung der breiten Massen der Bevölkerung, einer Verschärfung der politischen Gegensätze usw. Mit dem neuen Aufschwung der Produktion kommt aber die erneute Auseinanderentwicklung der widerstreitenden Tendenzen bis zum neuen Zusammenbruch. - Die zyklische Krise bildet den Ausgangspunkt für eine umfassende Neuanlage von fixem Kapital, dessen Reproduktionsperiode die Grundlage für die Periodizität der Krisen ist (alle acht bis zwölf Jahre, meist mit ein oder zwei kleineren Zwischenkrisen). 1825 brach die erste zyklische Überproduktionskrise des industriellen Kapitalismus in England aus. In Deutschland stellten die zyklische Krise bis 1848 im Wesentlichen Auswirkungen der englischen Krisen dar, erst danach waren die Bedingungen für einen eigenständigen Krisenzyklus herangewachsen. Zum gleichen Zeitpunkt werden die zyklische Krise zu Weltwirtschaftskrisen, die nationalen Zyklen der einzelnen Länder synchronisieren sich. Die zyklische Krise sind im Kapitalismus der freien Konkurrenz der spürbarste Ausdruck des Grundwiderspruchs des Kapitalismus und seiner Verschärfung. Sie zeigen die historische Begrenztheit des Kapitalismus, sind jedoch gleichzeitig Mittel des Fortschritts der Produktivkräfte. Im Monopolkapitalismus wird der Funktionsmechanismus des klassischen Krisenzyklus gestört. Die damit verbundene Modifikation in der Durchsetzung der ökonomischen Gesetze betrifft auch das Krisengesetz. Das Monopol und der staatsmonopolistische Kapitalismus (Kapitalismus, staatsmonopolistischer) deformieren den Verlauf des Krisenzyklus ebenso wie die Weltkriege und die Militarisierung der Wirtschaft, die der spürbarste Ausdruck der Verschärfung des Grundwiderspruches in diesem Stadium sind. Die Krisen können ihre Funktion des zeitweiligen Ausgleichs der Disproportionen und Widersprüche der kapitalistischen Ökonomik nicht mehr voll erfüllen. Bereits das private Monopol entwickelt neue Formen der Kapitalentwertung und -vernichtung außerhalb der zyklische Krise, wie Umverteilung des Gesamtprofits zugunsten der Monopole und damit Entwertung des nichtmonopolisierten Kapitals, Mobilisierung fremden Geldkapitals, das sich für die Eigentümer wenig verwertet, Export von im eigenen Land nicht profitabel anwendbarem Kapital u. a. Im staatsmonopolistischen Kapitalismus setzt sich dieser Prozess fort z. B. durch Subventionierung des Monopolkapitals, wachsenden Einsatz von staatlichem Kapital, das nicht auf hohe Verwertung angewiesen ist. Durch diese Mechanismen wird bewirkt, dass die sich widersprechenden Tendenzen nicht nur in Form der zyklischen Krisen zutage treten, sondern sich zugleich chronisch, während aller Phasen des kapitalistischen Wirtschaftszyklus ausdrücken. Die wissenschaftlich-technische Revolution ist ebenfalls ein Faktor, der den Verlauf des Krisenzyklus beeinflusst, vor allem durch Erhöhung der Effektivität der Investitionen und dadurch bedingte Verkürzung des Umschlages des fixen Kapitals, durch Verteilung der Neuanlage von Kapital über alle Phasen des Zyklus u. a.